Dienstag, 7. Dezember 2010

Aus der Reihe: Was uns vorenthalten wurde

Im Jahre 2006 traute sich Norwegen als Erstes der nordischen Länder seit der Sprachenfreigabe 1999, noch mal einen Titel in Landessprache zu entsenden. Zwar landete Christine Guldbrandsen mit ihrem Enten Elfentanz nur im Mittelfeld, aber seitdem trauen sich auch mal nicht-englischsingende Künstler wieder selbstbewußt in den norwegischen Vorentscheid.
2008 Schließlich schaffte es sogar ein Song der samischen Minderheit in Norwegen den Sprung zum Melodi Grand Prix: Ann-Mari Andersen, Geburtsjahr unbekannt, aus der norwegischen Finnmark nahe der Grenze zu Finnland, genauer: Kautokeino stammend, schaffte im ersten Semifinale die Qualifikation für das Finale. Dort schaffte der Song es leider nicht, ins Superfinale zu kommen (wo die vier Erstplazierten von acht Teilnehmern um den Sieg zu kämpfen).
Dennoch bleibt es eine interessante Vorstellung, wie dieses Lied wohl in Belgrad abgeschnitten hätte; aber dorthin wurde bekanntermaßen die pfundige Maria Haukaas Storeng geschickt, die dort auch ein sehr gutes Ergebnis für die wenig erfolgsverwöhnten Norweger einfuhr.
Wer nun hören und sehen möchte, wie eine Alternative zu Marias Durchhaltemelodei hätte klingen können, drücke auf den Startknopf für „Ándagassii“ (Vergebung):


Freitag, 5. November 2010

ESC-Nachlese, elfte Runde

22. Deutschland
Mal ehrlich, lieber Leser, wann war der Zeitpunkt, als Du einen deutschen Sieg für möglich hieltest? Bei mir kam dieser Zeitpunkt bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, und zwar in dem Moment, als bei der Siegerpressekonferenz des zweiten Semifinals Safura die Startnummer 1 aus dem Lostopf zog. Damit hatten alle, die ansonsten noch für einen Sieg in Frage gekommen wären, entweder bescheidene Startpositionen oder sich durch ihre Semi-Auftritte ohnehin bereits aus dem Favoritenkreis verabschiedet. Lena musste nur noch einen guten Auftritt hinlegen, und weiß Gott - DAS tat sie. Und wie. Sie tat genau das, wofür wir sie nach Oslo geschickt haben: Sie war schlicht und einfach sie selbst. Und das war sie sehr, sehr gut. Vergleicht mal diesen Auftritt mit dem Auftritt bei USFO, da liegen WELTEN dazwischen. Das Lied ist und bleibt Mist, aber das ist in diesem Falle vollkommen egal. Lena hätte Europa auch mit "Hänschen klein" verhext. Dennoch herrschte bei uns völlige Schockstarre, als es dann an die Punkte ging und hohe Wertung um hohe Wertung nach Deutschland geschickt wurde. Aber wie klar zu erkennen war, waren wir damit ja nicht allein, auch Peter Urban war hörbar platt und vor allem Lena selbst schien ja vollkommen unter Schock zu stehen.
Auf jeden Fall hat sie mit so einigen Vorurteilen aufgeräumt: Man braucht keine große Show, es gewinnt nicht immer nur der Osten, und es kann sowohl ein Big4-Land im allgemeinen als auch Deutschland im besonderen gewinnen. Also bitte künftig keine Ausreden mehr, aber da La Pizza ja ihren Status als einzige deutsche Siegerin nun mehr losgeworden ist, werden uns blödsinnige Artikel in der Blöd künftig wohl erspart bleiben. Ach, ist das herrlich! Und ich freu mich RIESIG auf Dusseldorf [sic!]!

ESC-Nachlese, zehnte Runde

19. Rumänien
Der Song ist und bleibt Quark, aber der Auftritt war noch weitaus stärker als im Semi. Die hatten ja unglaublich viel Spaß auf der Bühne und machten das perfekt. Na ja gut, fast - der Chor patzte an der Stelle, wo er alleine singen sollte, und Paulas hohe Note war ein klein bisschen daneben, aber schietegal! Da bleibt wirklich nur das Prädikat super. Platz 3 dennoch überraschend, aber mal ehrlich: Wen hätte man denn da oben sehen wollen?

20. Russland
Ha, endlich sah man mal, was auf diesem Zettel drauf war. Leider verstand man den Text, wo er mit seinem Gitarristen im Wechsel sang / sprach, immer noch nicht, schade, das war ja eigentlich das witzigste am Lied. Ansonsten immer wieder gerne gesehen: Der Moment, als die Windmaschine anging und den guten Peter unversehens entfernte Ähnlichkeit mit seinem Namensvetter P. Volkmann (ja, genau, der Leadsänger von Relax) haben ließ. Das verhinderte die Punkte aus Deutschland dann schon sehr zuverlässig.

21. Armenien
Ach menno, warum haben sie der Guten denn immer noch nix Gescheites angezogen? Geschickt dagegen der Fokus auf ihre Doppelpoller am Anfang, das dürfte für jede Menge Stimmen gesorgt haben. Die europäischen Hetero-Männer sind ja schließlich auch nicht blind, zumal sie im Finale auch deutlich besser sang als im Semi, nur nach der Rückung, da wollte sie einfach zuviel. Aus dem Kreis der Siegesfavoriten hatte sie sich aber da schon längst rauskatapultiert.

23. Portugal
Nach Lenas Auftritt hatte die genauso dröge wie im Semi wirkende Filipa natürlich keine Schnitte. Wenn ich zwei hübsche Mädels habe, von denen eine nicht wirklich singen kann, aber eine Hammerausstrahlung hat, während die andere zwar stimmtechnisch beschlagen ist, aber erstens keine schöne Stimme hat und zweitens ausstrahlungstechnisch eher mit einem Wassereimer vergleichbar ist, für wen ruft man dann wohl an? Genau.

24. Israel
So, nun kann ich verstehen, warum ihn die Jurys im Semi auf Platz 4 gewählt haben. Das war um Lichtjahre besser als der Auftritt, den er uns im Semi zugemutet hat. Zwar waren nach der Rückung nochmal ein paar deutlich schiefe Töne drin, und er fing dann beim zweiten Refrain auch wieder das Gegrinse an, aber alles in allem eine Steigerung um mindestens 350 % gegenüber dem Semi. Die reichte allerdings noch nicht. Irgendwie hat er es nämlich dennoch nicht geschafft, das Leid in dieser Schmerzensballade glaubhaft rüberzubringen. Schade um den wunderschönen Song.

25. Dänemark
Ich liebe Dänemark. Doch, wirklich. Aber es gibt eine Sache an Dänemark, die ich im allgemeinen überhaupt nicht mag, und das sind ihre Eurovisionsbeiträge, und dieser ist keine Ausnahme. Ok, die Chemie stimmte dieses Mal ansatzweise, aber Platz 4? PLATZ 4????? Hatte außer mir noch jemand ein Schockerlebnis, als die 12 rumänischen Punkte am Anfang nicht an Moldawien, sondern an Dänemark gingen? Das da soll besser gewesen sein als Belgien? Schleicht Euch!

ESC-Nachlese, neunte Runde

13. Georgien
Gesanglich fast genauso stark wie im Semi, und es muss schon mal die Frage gestattet sein, wieso die Leute bei den Balladen, wo sie nur dastehen und singen müssen, die Töne nicht treffen, während diese Dame bei einer solchen Choreographie immer noch so gut wie perfekt singt. Allerdings muss ebenfalls erlaubt sein zu fragen, welcher beknackte Choreograph sich DIESE Choreo für eine Ballade ausgedacht hat.

14. Türkei
Kam noch stärker als im Semi, und Platz 2 ist für dieses Lied (neben Satellite wohl das modernste dieses Jahr) und diesen Auftritt wohl mehr als gerechtfertigt. Was mich da total erstaunt hat, war die doch sehr gebremste Reaktion in der Halle. Die Leute sind praktisch gar nicht mitgegangen, und der Applaus am Schluss war auch eher lauwarm. Versteh ich nicht - am Bildschirm kam das supergut!

15. Albanien
Ach je. Der albanische Beitrag wurde von mir ja im Vorfeld als Top5-Kandidat gesehen, aber wie schon im Semi kickte es auch im Finale nicht - dieses Mal konnte ich aber ganz klar sehen warum. Erstens ließ sich Juliana, deren Stimme ich IMMER NOCH NICHT mag, gnadenlos von ihrem Chor gegen die Wand singen. Das war aber nicht das Hauptproblem, sondern: Der ganze Auftritt war schlicht und einfach viel zu statisch. Wenn ich einen Song habe, wo jedem Nicht-Gebrechlichen die Beine durchgehen, muss ich dazu auch ein bisschen zappeln. Aber da passierte leider gar nix auf der Bühne. Übrigens: Find nur ich, dass Juliana Ähnlichkeit mit Madonna hat?

16. Island
Es ist natürlich müßig, sich das zu fragen, aber ich tu's trotzdem: Wie hätte Hera wohl abgeschnitten, wenn sie die 15 gezogen hätte und Juliana die 16? Besser vermutlich als so rum, obwohl der Auftritt im Finale nicht ganz so stark war wie im Semi. Aber nach ihrem Statement nach dem Finale, in dem sie Lena aus vollem Herzen gratulierte, kann man sie ja nun beim besten Willen nicht mehr doof finden, oder?

17. Ukraine
ARGH! ARGH! ARRRRGH! Musste man dieses fürchterliche Gejammere tatsächlich nochmal im Finale ertragen!?! Welcher Idiot hat das zu verantworten? Das kann nur an diesem ziemlich unverhüllenden Kleid gelegen haben, einen anderen Grund kann ich mir da beim besten Willen nicht vorstellen. Und in der Maske ist auch nicht alles glatt gelaufen, nicht wahr? Und inzwischen ist es amtlich, dass Alyosha eine doofe Kuh ist: Nach dem Finale beschwerte sie sich doch allen Ernstes über das Ergebnis, die soll verdammt nochmal froh sein, dass sie überhaupt mitmachen durfte.

18. Frankreich
Heijeijei, wie sind denn diese Street Kids da auf die Eurovisionsbühne geraten? Das war nachgerade fabelhaft, was die da gemacht haben, leider hatte das ganze einen großen Schwachpunkt, und das ist und bleibt der Song. Versteht mich nicht falsch, es ist weiß Gott kein schlechter Song und es gab in diesem Jahr weitaus schlimmeres. Aber irgendwie zündet er nicht so ganz, so dass die drei Minuten dann doch sehr lang werden. Dennoch unterbewertet, und im Gegensatz zum Auftritt von les Bleus in Südafrika müssen sich die Franzosen für diesen Auftritt hier gewiss nicht schämen.

ESC-Nachlese, achte Runde

07. Belgien
Wenn es einen Teilnehmer gab, der nicht nur in, sondern auch durch das Finale getragen wurde, dann war das sicherlich Tom Dice. Im Gegensatz zum Semi war er im Finale völlig entspannt, gestattete sich gar in der Instrumentalpause nach dem ersten Refrain einen kleinen Jörgen-Olsen-Lacher und faszinierte das Publikum in der Halle genauso wie das vor den Bildschirmen, und das, obwohl er doch so ganz allein auf der Bühne stand und so völlig normal rüberkam. Halt der nette Junge von nebenan. Möglicherweise war genau das das Faszinierende. Für mich war es jedenfalls wieder ein Gänsehautmoment, und das gute Abschneiden des belgischen Beitrags war eine der schönsten Überraschungen des diesjährigen Contests.

08. Serbien
Manche Beiträge verlieren in der Wiederholung, dieser hier gewann, fragt mich bitte nicht warum. Milans Frisur bleibt indiskutabel (obwohl er sie sich im Vorfilmchen doch soooo schön gerichtet hat), das Lied bleibt ein Abklatsch von Disco Partizani, aber aus irgendeinem Grund kams im Finale deutlich besser rüber als im Semi.

09. Weißrussland
Ja sage mal, warum war denn der ersten Sänger so aufgeregt? Hatte der einen Anruf von Herrn Lukaschenko bekommen, doch bitte entweder nur MIT dem Pott (bzw. dem Glitzermikro) oder gar nicht mehr nach Hause zu kommen? Ansonsten war der Effekt sattsam bekannt: Ein solches Kitschfest, dazu noch mit bereits gesehenem Gimmick, kann in der Wiederholung nur verlieren, und so wars auch hier. Dazu kam, dass Serbien als unmittelbar davor startendes Land dann doch weitaus erträglicher war als die mazedonische Nuttencombo im Semi.

10. Irland
Oh-oh-oh. Niamh muss ihr Semi-Auftritt ja schwer verunsichert haben, denn sie sang hier mit hörbar angezogener Handbremse - und dennoch leider nicht gut, insbesondere der letzte Refrain mit dem verfluchten letzten Ton kam nicht wirklich gut. Und abgesehen davon: In einem Eurovisionsfinale hat man gefälligst voll aufzudrehen, als frühere Siegerin aber schon dreimal! Und noch zwei Anmerkungen: Beim letzten Refrain hätte ich persönlich die Windmaschine, wenn ich sie schon anmache, ein bisschen mehr pusten lassen - und im Vorspann hätte ich genau wie im Semi gezeigt, dass Niamh auf einem Podest steht. Wenn man das nicht weiß, dass sie auf einem Podest steht, wirken ihre Proportionen nämlich ziemlich merkwürdig. So gesehen leider eine verdiente Platzierung, auch wenn es um den Song und die an sich tolle Sängerin echt schade ist. Toll übrigens auch deshalb, weil sie sich hinterher als gute Verliererin zeigte, was mehr ist, als man von so manch anderem sagen kann.

11. Griechenland
Tja, das kam nach Irland richtig, richtig gut, auch wenn ich den Song leidenschaftlich hasse. Und die Pyros aus den Trommeln waren natürlich sagenhaft. War für mich dennoch nie ein Siegeskandidat, denn dazu ist es doch zu sehr "My number one" reloaded. Aber was weiß ich schon?

12. Großbritannien
In allen Umfragen vorher DER Top-Favorit auf den letzten Platz, und wenn man den Auftritt gesehen hat, dann weiß man auch warum. Josh sah aus, als wäre er immer noch in der ersten Runde vom Casting, jeder Eimer Wasser hätte sich besser bewegt und mehr Bühnenpräsenz gehabt. Die Idee mit den beleuchteten Schränkchen ist geklaut, und bei Ani Lorak kam das viel, viel besser. Josh war zu leise, so kam der nervige Chor noch viel besser raus. Und schlussendlich. Der Song ist und bleibt gequirlte Sch.... äh, also der Song iste nitte gutt. Ich weiß, dass ich den Witz schon siebenundelfzig mal gemacht hab, aber dann ist es eben jetzt das achtundelfzigste Mal: That sounds SO NOT good to me!

ESC-Nachlese, siebte Runde

Schaun wir nun auch noch aufs Finale:

01. Aserbaidschan
Ich schreib das ja weiß Gott nicht gerne, aber das war tatsächlich der stärkste Opener seit "Neka mi ne svane". Ja, Safura bleibt unsympathisch, das ist alles sehr gewollt, aber das Lied bleibt auch gut, und ihre Performance war weitaus besser als im Semi. Diesmal nahm man ihr ihren Herzschmerz tatsächlich ab, auch konnte man endlich mal die Leuchten im Kleid richtig gut sehen. Wie heißt es so schön: Leider gut. Daran änderte auch das Gestaksrenne (wie bitte soll man das sonst bezeichnen) über den kleinen Catwalk nix. Ich würde ja jetzt gerne noch eine Runde Hasstiraden gegen Aserbaidschan im allgemeinen und Frollein Alizade im besonderen schreiben, aber was Recht ist, muss Recht bleiben: Es gab in diesem Jahr Beiträge in der Top 5, die dort weniger zu suchen hatten als die Azeris (allerdings gabs auch welche, die dort DEUTLICH mehr zu suchen hatten!!!). Trotzdem bin ich natürlich gottfroh, dass sie nicht gewonnen haben.

02. Spanien
Wenn mir dieses ARSCHLOCH (pardon my french) Jimmy Jump mal irgendwann über den Weg laufen sollte, dann werde ich ihm wohl jedes Haar einzeln ausreißen. Schön langsam und genüsslich. Bis zu dem Zeitpunkt, wo der auf die Bühne kam, war das ein nahezu perfekter Auftritt (ok, bis auf den ersten Ton), Daniel strahlte und wirkte so, als hätte er noch nie in seinem Leben so viel Spaß gehabt. Und ehrlich: Wenn man seinen Blick gesehen hat, als Jump da plötzlich mittanzte, kann man nur in tiefer Bewunderung den Hut dafür ziehen, dass er seinen Auftritt so zuende gebracht hat, aber das Strahlen in den Augen war weg, und den letzten Ton hat er leider auch versemmelt. Unendlich schade um meinen Lieblingsbeitrag dieses Jahr, von dem ich im Vorfeld sagte, dass ich ihn gerne zweimal hören wollte - aber doch nicht so!!! Zumal auch hier wieder galt: You never get a second chance to make a first impression. Daniel war beim zweiten Mal deutlich nervöser als beim ersten Mal, und im zweiten Refrain blickte er auch mal kurz nach rechts, als ob er sichergehen wollte, dass da auch wirklich niemand mehr auf die Bühne kommt.

03. Norwegen
Oh mein Gott, was ein Kitschfest. Vorhänge, runde Lämpchen und dann dieser Song. Ich kann ja grundsätzlich mit norwegischen Heimbeiträgen nix anfangen, das galt für Ketil den schrecklichen genauso wie für Bettan und jetzt Didrik. Im Vorfeld sah ich den als Siegesaspiranten, aber der Auftritt war leider (oder in diesem Falle: Glücklicherweise) suboptimal. Das Publikum sah das wohl übrigens auch so, ich hab schon Hallen bei Heimbeiträgen deutlich mehr austicken hören (Finnland! Griechenland! Lettland! Estland! Türkei!). Und man sage mir jetzt nicht, dass das was mit unterschiedlichem Temperament zu tun hat, der Applaus war vorher für meinen Geschmack lauter als hinterher. Man merkte dem Guten den Druck doch deutlich an, man denke da nur an die schauerliche letzte Note. Immerhin: Es war was fürs Auge, und das ist ja mehr, als man von anderen Beiträgen sagen kann.

04. Moldawien
Das unterschied sich jetzt nicht großartig vom Semi, Liedle soweit ok, stimmlich nicht ganz so präsent und auch mit ein paar schiefen Tönen, die Optik nach wie vor zum Weglaufen. Wo zum Henker bekommt man türkisfarbene Glitzerstrapse??? Tja, wie man sieht, sind dafür schwache Semis da: Damit die, die noch gerade so durchkommen, die hinteren Ränge auffüllen. Hat ja auch geklappt.

05. Zypern
Tja, wie mach ich mir von Anfang an alle Chancen zunichte? Ich schreib mir "I HERZ YOU MUM" auf den Schmerbauch und lupfe vorm Auftritt nochmal schnell mein Oberteil. Falls irgendeine Dame noch dachte "hach, jetzt kommt ja der Schnuckel aus dem zweiten Semi", bekam sie so signalisiert "Alles Schlampen außer Mutti". Eine Schlampe möchte nun aber niemand sein, deshalb riefen die Damen geschlossen für andere Beiträge an. Fairerweise muss man sagen, dass beim Finalauftritt im Gegensatz zum Semi absolut nichts rüberkam. Jon hätte so entspannt sein können, aber irgendwie wollte er wohl zuviel. Sowas geht nie gut.

06. Bosnien und Herzegowina
Auch hier kaum ein Unterschied zum Semi, Vukasin holte wieder alles raus was ging und schien sich mit der Kamera in einer Art dreiminütiger Kopulation zu befinden. Es war natürlich von Anfang an klar, dass mit diesem Beitrag kein Blumentopf zu holen war, aber dafür haben sie sich ja nun wirklich wacker geschlagen. Was so ein telegener Sänger und ein neues Arrangement doch alles ausmachen können...

Samstag, 30. Oktober 2010

Aus der Reihe: Was uns vorenthalten wurde

In Belgien waren 2006 einmal mehr die Flamen an der Reihe, Europa mit ihren musikalischen Ergüssen zu beglücken. Eigentlich von Anfang an klar war, daß Kate Ryan als Siegerin hervorgehen würde, aber um die Direktnominierung zu tarnen, zog man noch ein wenig Vorentscheidung drumherum auf mit ein wenig Konkurrenz, die sogar hier und da einen kleineren Hit für die Benelux-Länder abwarf, wie beispielsweise Belle Perez mit ihrem Latino-Billigschlager „El mundo bailando“. Aber wie bereits erwähnt, stand Kate Ryan quasi von Anfang an als Siegerin fest, die Konkurrenz war ebenso chancenlos wie Belgien letztlich im Semifinale 2006, wo das Land der frittierten Schlümpfe ausschied.
Dennoch kann man nicht bestreiten, daß einige durchaus interessante Beiträge unter besagter Konkurrenz waren, die zwar beim ESC wohl kaum etwas gerissen hätten, weil nix Tanz und Titte, aber gerade dadurch das geplagte ESC-Seher-Auge entspannen. So wie das Lied von Els de Schepper etwa, die im Herbst 1965 im ostflämischen Sint-Niklaas das Licht der Welt erblickte und heute als Sängerin, Schauspielerin, Kabarettistin und Schriftstellerin tätig ist. Beim Vorentscheid 2006 genügte jedoch ihre erstgenannte Profession, die sie auch ordentlich ausfüllte. Im Viertelfinale nur durch die Jury weitergekommen, qualifizierte sie sich im Semifinale immerhin als Drittplazierte und war schließlich im Finale der einzige verbliebene flämische Titel im Rennen – und wurde Letzter (allerdings pfuschten noch ein paar internationale Juries bei diesem Ergebnis mit hinein, mit bekanntem Ergebnis). Durchaus unverdient, wie ich meine, und wer jetzt gespannt ist, wie sich das wohl anhören mag, drücke den Startknopf und lausche „Als ik je morgen ergens tegenkom“ (Wenn ich dir morgen irgendwo begegne):


Dienstag, 26. Oktober 2010

Aus der Reihe: Was uns vorenthalten wurde

Ab den frühen Neunzigern drohte der altehrwürdige ESC aus allen Nähten zu platzen: Außer den bereits seit Jahr(zehnt)en teilnehmenden Ländern Westeuropas drängten nun auch nach und nach die Länder des Ostens sowie diverse Splitter der Sowjetunion und Jugoslawiens in den Wettbewerb.
1993 kam die erste Welle der Osterweiterung; sieben Länder wollten ihr Debüt in der irischen Metropole Millstreet (County Cork, ca. 1.500 Einwohner) geben. Die EBU allerdings wollte nur dreien von ihnen Einlaß gewähren, und so fand am 3. April 1993 in Ljubljana, der Hauptstadt des frisch selbständig gewordenen Sloweniens, eine Vorentscheidung statt. Neben den Gastgebern waren auch noch Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Estland, Ungarn und Rumänien am Start. Bekanntermaßen traten aus diesem Wettbewerb rein zufällig die drei Ex-Jugo-Länder als Sieger hervor, die sich dann im Finale auf den Plätzen 15 plus tummelten. Sieht man sich die Ergebnisse dieser Vorentscheidung an, so gewinnt man beinahe den Eindruck, daß speziell die Ex-Jugo-Juries lediglich versuchten, sich stärkere Konkurrenz vom Halse zu halten, denn weder der Sieger, der slowenische, mediterran angehauchte Plätscherschlager „Tih deževen dan“ (Ein ruhiger, regnerischer Tag, Platz 22 von 25 im Finale), die bosnische Jammerarie „Sva bol svijeta“ (Aller Schmerz der Welt, im Finale mit Kniebeugen angereichert und mit Platz 16 entlohnt) und erst recht nicht der kroatische Schleimfetzen „Don’t Ever Cry“ (Weine niemals, Platz 15) wissen so recht zu überzeugen – aber das war leider ein allgemeines Phänomen der musikalischen Qualität der ESC-Neunziger. Rockiger ließen es die Slowaken angehen, die Straffreiheit für Untreue forderten („Amnestia na neveru“). Die Esten ließen eine junge, unbeschwerte Maid antreten, die dann auch passenderweise von Sorglosigkeit und einem flammenden Herzen sang („Muretut meelt ja südametuld“), womit die Balten nur wenige Jahre später in Gestalt von Maarja-Liis Ilus wesentlich erfolgreicher sein sollten. Aber auch für sie reichte es nicht, ebensowenig wie für die ungarische Teilnehmerin, die ihren einsamen Morgen beklagte („Árva reggel“). Letzter in diesem Entscheid allerdings wurde der rumänische Beitrag „Nu pleca“ (Geh nicht). Dida Drăgan, 1947 in Jugureni geboren, trug ihr Lied stimmgewaltig und mit dramatischer Gestik vor, wie man dies sonst nur von italienischen Schmachtfetzen einer Mia Martini oder Anna Oxa kannte. Und beim 93er ESC wäre dies auch der weitaus „italienischere“ Beitrag gewesen, weil das Original es vorzog, uns mit seinem schleimigen Schunkelschlager „Sole d’Europa“ (Europas Sonne) einmal mehr zu zeigen, wie sehr ihm der Wettbewerb mittlerweile am Pöter vorüberzog.
Wer nun neugierig geworden ist und sich auch nicht an zweieinhalb Minuten jugoslawischem Geschwafel stört, drücke bitte den Startknopf:


Montag, 18. Oktober 2010

ESC-2010-Nachlese, sechste Runde

12. Irland
Ich hatte Niamh ja einen Durchmarsch ins Finale mit dieser Startposition prophezeiht, und es sagt einiges über die Leistung der Slowenen und über ihre eigene aus, dass dem dann doch nicht so war. Ich vermute aber auch, dass sich kein Kommentator den Hinweis verkniffen hat, dass sie die Chose ja schon mal gewonnen hat, so dass die Erwartungen an ihre stimmliche Leistung beim Televoter wohl höher war als für andere Teilnehmer. Die wohl schönste Stimme im zweiten Semi konnte diese Erwartungen aber leider nicht erfüllen, nach der Modulation hat sie einige Male danebengelegen, und auch der abgewürgte letzte Ton half dem ganzen NICHT. Jetzt muss man den Jurys grad nochmal dankbar sein (ich mag dieses Lied sehr), ts....

13. Bulgarien
Ach wie hübsch, asynchrone Tänzer (die dazu noch in irgendwas gebadet haben, was ich lieber gar nicht kennen will und was mein ästhetisches Empfinden hochgradig beleidigt), das hatten wir auch noch nicht so oft. Normalerweise sinds ja eher asynchrone Töne. Aber das war hier nicht der Fall, das beste an diesem Auftritt war eindeutig Miro selber. Aber warum zur Hölle hat er das meiste auf englisch gesungen? Auf bulgarisch kam das deutlich besser. Optisch wars katastrophal, da war dann leider nix zu holen. Typisch bulgarisch halt.

14. Zypern
Oooooh was war der schnuggelich! Nun ja, nachdem Harel ja dermaßen danebengehauen hat, war der Platz des "Schnuckels des Abends" wieder frei, und Jon machte das gut. Er plierte ansprechend in die Kamera, und, obwohl nicht gerade mit großer Stimmgewalt (und obendrein mit einem hässlichen Chor) gesegnet, sang er sehr ordentlich, was deutlich mehr ist, als man von einigen seiner Mitbewerber sagen kann. Der Finaleinzug war dennoch etwas glücklich.

15. Kroatien
Das war im Vorfeld einer meiner Top-Favoriten auf den Gesamtsieg, und dann kommen die noch nicht mal ins Finale? Ja, ich gebe zu, stimmlich war es teilweise etwas wackelig (das wars aber bei anderen Finalisten auch, und nicht zu knapp!), auch Choreographie und Outfits waren sicherlich nicht in jeder Hinsicht optimal. Wenn man so viel Bein zeigt, dann muss man Stilettos tragen und nicht barfuß gehen (allerdings waren die Ohrringe von allen dreien GEIL, die möchte ich!). Aber der Song! Der Song war doch so stark, dass das eigentlich trotzdem dicke hätte reichen müssen! Möglicherweise ist das aber auch schon direkt beim Einspieler danebengegangen. Zwei Femminems im Hintergrund winken und lachen, die dritte macht mit der Hand ein Herz, schaut dabei aber zum Weglaufen. Vielleicht haben da die Televoter schon beschlossen, dass sie dafür nicht anrufen. Schande über Euch, Televoter. Und Schande über Euch, Jurys!

16. Georgien
Die hatte ich ja im Vorfeld nu gar nicht auf der Rechnung, aber wer bei SO einer Choreographie absolut makellos singt, der hat der Finaleinzug mehr als nur verdient, sei die Dame noch so unsympathisch und die Tänzer noch so sehr augen-bemake-upt, das war schätzungsweise mehr als bei Glam und Martin Stenmarck zusammen. Ich wäre nicht allzu überrascht gewesen, wenn sie das Semi gewonnen hätte. Hat sie bei den Jurys ja auch.

17. Türkei
Wenn es einen Beitrag gibt, der bei mir in der Zeit bis zum ESC kontinuierlich gestiegen ist, dann ist es der türkische. Und auch wenn die Performance nicht unbedingt mein Fall und das ganze sicherlich nix für Epileptiker ist: Der Song ist einfach großartig und mit Sicherheit das modernste, was dieser Abend zu bieten hatte. Von daher kann ich mit dem Sieg der Türken in diesem Semi bestens leben!

ESC-Nachlese, fünfte Runde

06. Schweden
Bei Schweden hatte ich mal wieder einen Glennis-Grace-Moment im Sinne von: Mittelmäßiger Beitrag wird auf einmal hochgejazzt bis zum Gehtnichtmehr, um dann übel, übel abzustürzen. Mal abgesehen davon, dass die Schweden eigentlich langsam wissen sollten, dass alles, was nicht irgendwie Abba ähnelt, immer irgendwie fiaskös endet, ist es sicherlich nicht zum Nachteil des Wettbewerbs, wenn auch Länder, die vermeintlich immer ins Finale kommen, mal rausfliegen, und klar ist, dass es keine Freifahrtkarten ins Finale gibt. An Anna lag es übrigens nicht, die war zwar hypernervös, hat aber trotzdem gut gesungen. Da war schon eher ihr Outfit / ihre Gitarre / ihr Liedle / ihr Chor schuld.

07. Aserbaidschan
Absaufura aka Frollein Sauertopf war ja auch reichlich nervös, das war in dem kleinen Ausschnitt vor dem Auftritt deutlich zu sehen. Und wir hatten ja bereits festgestellt, dass Aserbaidschan als Eurovisionsland erstmal Benehmen lernen muss, dass die Werbebanner auf so ziemlich allen relevanten Seiten im Vorfeld genervt haben ohne Ende und dass wir das alle doof finden wollten. Safura ist zwar nicht die optimale Sängerin für den Song (einer Siebzehnjährigen nimmt man die betrogene Ehefrau nun mal einfach nicht ab), auch kam ihr nicht gerade vorteilhaftes Leuchtkleid nicht zur Geltung, die Sache mit der Treppe hätte eher zu einem Sturz denn zu einem souveränen Hinunterschreiten führen können, und der Chor verweigerte sich auch an einigen Stellen. Es bleibt aber dennoch festzuhalten: Der Song ist sehr, sehr gut. Und zumindest ihre Sangesleistung wars auch.

08. Ukraine
Depressives Gegreine, die dritte. Der wohl unukrainischste Beitrag, den die Ukraine bis dato entsendet hat, ist zugleich auch der unerträglichste der drei, und Alyosha ist mir persönlich genauso unsympathisch wie Safura. Aber war der Song auch noch so schlecht, das englisch noch so gruselig (this fillings? Singt die über ihre Plomben in den Zähnen, oder was?) - die
Gute sang leider zu gut für einen Rausschmiss. Sorry, da hätte ich ungefähr jeden anderen aus diesem Semi lieber im Finale gehabt!

09. Niederlande
Das gilt ganz besonders für die Holländer, deren Gute-Laune-Schlager nach den neun Minuten Gejammer wie eine Erlösung wirkte, und ich könnte mir vorstellen, dass es die putzige Sieneke im ersten Semi möglicherweise sogar gepackt hätte. Immerhin ist sie bei den Televotern bis auf Platz 11 gekommen - dass die dösigen Jurys sowas nicht goutieren würden, war wiederum klar. Schade ist es trotzdem, nicht zuletzt deshalb, weil der Song erstens neben "Drip Drop" der bei weitem eingängigste des Jahrgangs ist, und zweitens hat er sich zum absoluten Liebling meiner dreijährigen Töchter gemausert ("Mama, mach mal Schali Schali"). Möglicherweise erklärt das das Scheitern: Die Zielgruppe war um die Uhrzeit schon im Bett.

10. Rumänien
Romania is back! Nach einer dreijährigen Schwächephase zeigten sie uns hier, dass sie nichts verlernt haben! Das Lied bleibt anstrengend, Klaviere zündet man nicht an (nie!) und fire auf desire ist auch nicht mehr der allerneueste Reim, um es milde zu sagen. Aber Ihr Lieben: SO geht ein Duett! Die beiden flirteten sich auf Teufel komm raus an über ihre Klaviere, schaut her, liebe Dänen! Und Paula, die glücklicherweise das übertriebene Make-Up aus der VE daheimgelassen hat, ist nicht nur ohne selbiges eine total hübsche Person, sondern hat auch die stimmliche Glanzleistung des Auftritts (und möglicherweise des ganzen Abends) gebracht. Dazu noch nette Pyros und leuchtende Tasten auf den Klavieren - da verzeiht man den Backings auch ihr Outfit. Auch wenn der Song immer noch nicht meins ist: Hochverdient im Finale.

11. Slowenien
Argh, es ist wirklich ein Kreuz mit diesem Land! Entweder haben sie aussichtsreiche Beiträge, die sie dann aber mit aller Gewalt im Klo versenken müssen, oder sie suchen sich was aus, was auf keinen Fall irgendeine Chance hat. Hier haben wir letzteres, und die insbesondere stimmlich wirklich exzellente Performance half leider auch nichts. Dabei find ich den Beitrag so klasse, aber wie schon vermutet: Europa ist voll mit Spaßbremsen. Pffft.

ESC-Nachlese, vierte Runde

Uuuuund - weiter mit dem zweiten Semi! Wir wollen ja zu Potte kommen, bevor Düsseldorf losgeht!

01. Litauen
Solche Auftritte wie der aus Litauen lassen mich schmerzlich merken, dass ich irgendwie auch nach fast 30 Jahren ESC-Gucken doch noch nicht so richtig in der ESC-Welt angekommen bin. Wir haben: Sprechgesang, einen seltsamen Refrain, fünf hässliche Jungens, die sich ihre braunkarierten (!) Hosen vom Leib reißen, um danach in silbernen Pailettenschlüppern und weißen Socken seltsam auf der Bühne rumzuhampeln. Hab ich noch was vergessen? Ach ja, die aufblasbaren Instrumente. Sollte so doof sein, dass es schon wieder gut ist, war aber nur so doof, dass es immer noch doof ist und kein bisschen gut. Bäh. Liebe Schwuppen, ich werde Euch nie verstehen - was zum Teufel war denn DARAN toll???

02. Armenien
Hui jui jui, hier wurde ja wirklich alles aufgefahren, um von Evas mehr als mäßiger Stimmleistung abzulenken. Nette Idee mit dem Baum, allerdings kam er für meinen Geschmack zu früh aus dem Kern. Außerdem passierte immer zu viel auf der Bühne, und bittschön: Wer hat denn die Eva eingekleidet??? Wenn ich ein 1,95 m großes Model mit DIESER Optik habe, dann muss doch wohl ein kurzer Rock her! Jedenfalls keine Jeans und ein seltsames apricotfarbenes Flatterdings, das beim Tanzen irgendwie schon sehr merkwürdig aussah. Im übrigen wüsste ich gerne, woher man solche Extensions bekommt, but alas! Ich bin ja nur einen Meter siebzig und kann das demzufolge in der Länge nicht tragen. Nichtsdestotrotz geht der Finaleinzug in Ordnung, andere sangen noch schlechter an diesem Abend (kamen aber dennoch ins Finale, wie wir gleich sehen werden).

03. Israel
Zum Beispiel Harek Skaat, genauso hübsch wie Eva, ungefähr halb so groß und mindestens doppelt so nervös. Leider hatte er keine Choreo mitgebracht, die von seiner Sangesleistung ablenkte. Am Anfang gings ja noch, da saßen die Töne, allerdings fragte ich mich, ob er seine Stimme in Israel vergessen hatte. Nach der Modulation fuhr er die Karre mit Volldampf vor die Wand. Obendrein grinste er vor lauter Nervosität strahlend in die Kamera, was zu seinem todtraurigen Liedle ja nu so gar nicht passte. Wie ein Blick auf die Einzelergebnisse zeigt, muss er in der Generalprobe deutlich besser gewesen sein, die Jurys hatten ihn nämlich auf Platz 4. Die Televoter dagegen hätten ihn an diesem Abend rausgeschmissen. In der Fußballsprache nennt man einen solchen Finaleinzug wohl glücklich (aber nur, weil man das Wort unverdient für Siege so gut wie nie benutzt und weil ich außerdem den Song von Harel immer noch sehr, sehr schön finde!) Übrigens, singt der da an einer Stelle "Scharlach"? Bring mich nicht auf dumme Ideen, Junge!

04. Dänemark
Oh je, schwieriges Thema. Nach Harel hatten die beiden eigentlich einen ganz guten Stand. Das Lied ist natürlich einigermaßen indiskutabel, aber war gut gesungen, und die Regie im Hintergrund hat bei den Pyros und der Windmaschine auch alles richtig gemacht. Außerdem war es gut, dass Frau Chanel nicht wieder das entsetzliche Kleid aus der VE anhatte. Aber, und da schließe ich mich dem unendlichen Chor der Kritikaster an: Das waren zwei Leute, die das gleiche Lied gesungen haben, aber das war kein Duett. Chemie? Zusammenspiel? Null.

05. Schweiz
In Zusammenhang mit dem Schweizer Beitrag hab ich übrigens eine Wette gewonnen. Mein Wettkontrahent wettete nämlich, dies sei ein Nullpointer gewesen. Es waren dann aber doch noch zwei Pünktlis, was eigentlich zu wenig war für diesen Beitrag war. Da gab es schon schlechtere Beiträge. Allerdings muss man zugeben, dass auch eine ganze Menge Dinge störten: Sei es der komische Schal um Michaels Hals, seien es die seltsamen Flatterdinger an den Armen seiner Chorsängerinnen, die unpassend zum Titel nicht in Gold gewandet waren (die Sängerinnen, nicht die Flatterdinger). Am schlimmsten jedoch waren Michaels Versuche, an den Stellen, wo der Refrain beginnt, unbedingt in die Höhe zu gehen und auch an einigen anderen Stellen unangemessen hoch zu singen (unangemessen = das Stimmvolumen überschreitend). Dass er teilweise auch Chorpassagen mitgesungen hat, die nicht seine waren, ist ein absolutes No-Go. Glücklicherweise trotzdem keine Null, denn der Michi ist schon ein totaaaal Süßer. In diesem Sinne: Pröschtli!

Freitag, 15. Oktober 2010

ESC-2010-Nachlese, dritte Runde

12. Albanien
Julianas Stimme ist nach wie vor nicht mein Fall, und auch optisch war das jetzt nicht... also das war verbesserungsfähig. Dennoch hatte ich Albanien von Anfang an als klaren Top5-Kandidaten gesehen. Der Auftritt im Semi hat mich allerdings enttäuscht, das kickte einfach nicht, keine Ahnung warum. Vielleicht hätte sie es auf albanisch singen müssen. Der Finaleinzug ging natürlich trotzdem absolut in Ordnung.

13. Griechenland
Ich mag das ja immer noch nicht, und ich bin auch froh, dass es nicht gewonnen hat - als Sieger hab ich es von Anfang an nicht gesehen. Außerdem hasse ich Tattoos. Aber es war gut gemacht, und Giorgios hat aus der Nummer alles rausgeholt. Griechische Patentformel eben.

14. Portugal
Das Lied ist immer noch dröge, und das Fräulein hat immer noch so gar keine Ausstrahlung. Nun gut, sie ist ja ganz hübsch, aber nicht hübscher als beispielsweise die Finninnen, die Slowakin oder die Malteserin (jawohl!). Also kann es doch nur das Kleid gewesen sein, oder? Und dann noch nicht mal knapp reingerutscht, sondern ziemlich oben auf Platz 4 - irgendwas ist da völlig an mir vorbeigelaufen.

15. FYROM
Auch das Lied aus Mazedonien hab ich mir in den Wochen vor dem ESC schöngehört, so kam der optische Schock beim Semi völlig überraschend. Nein, damit ist nicht der zweifelsohne schon etwas in die Jahre gekommene Gjoko gemeint, mit sowas schockiert man mich nicht. Dafür aber umso mehr mit diesen Tanzhuschen (jawoll, ein braves Mädchen macht immer schön die Beinchen breit!!) direkt vom Bahnhofsstrich aus Skopje. Und dann steht tatsächlich FSK 0 auf der DVD, man sollte es echt nicht für möglich halten.

16. Weißrussland
Alles, was uns von den mazedonischen Pornoschlampen wegbringt, ist prinzipiell schon mal gut. Dachte der Zuschauer und wählte Belarus (Belarus!) ins Finale. Wie gehabt: Der erste Sänger etwas monoton, aber hübsch, die Damen liebreizend, der Knödelix, der die zweite Strophe sang, dafür mit vollem Einsatz. Geht schon ok, das Finale.

17. Island
Ja, ich weiß. Wir wollten das alle nicht mögen im Vorfeld, aber allein schon der Videoclip hätte uns stutzig werden lassen müssen. So viel Selbstironie beweist sonst kaum jemand. Und jetzt das: Hera, rothaarig und in rot gewandet (!) singt den Rest des Feldes mit links an die Wand, hat die Halle fest im Griff und schafft obendrein noch während der Pressekonferenz den Spagat, sehr selbstbewusst, aber nicht arrogant rüberzukommen. Na klar weiß man, wenn man gut war, und ich war hinterher eigentlich eher überrascht, dass sie das Semi nicht gewonnen hat. Mit der Performance ist übrigens auch bewiesen, dass korpulente Frauen sehr wohl Uptempo-Songs performen können! Kann man Hera bei all dem immer noch nicht mögen? Eigentlich nicht, oder?

ESC-2010-Nachlese, zweite Runde

06. Lettland
Oh Lettland, Du Land der gewagten Eurovisionsbeiträge! Man sollte bei Euch dringend nochmal klären, wo die Grenze zwischen Gewagtheit und Eurovisionsselbstmord liegt. Sechs knödelnde Tenöre mit Zylindern, die singen können und ein Schmonzenliedle haben = gewagt. Dissonant quäkende Frau mit irrer Mimik, Morgenmantel in unaussprechlicher Farbe und Schuhen, bei denen sich sogar Imelda Marcos eher freiwillig die Füße abhacken würde, als sowas anzuziehen = Eurovisionsselbstmord. Und vom Lied haben wir da noch gar nicht gesprochen. Lass es Dir gesagt sein, Aisha: Mister God wird schon wissen, warum er nicht ans Telefon geht, wenn er auf DIESE Art angeplärrt wird.

07. Serbien
Tja, manchmal gibts Beiträge, da ist man so konsterniert, dass man gar nix schreiben kann. Das hier war Silly Walks, die Zweite, und obendrein noch Silly Haarschnitt. Aber, lieber Milan: Das wächst ja wieder. Ansonsten hab ich mich gefragt, ob das wohl die Tänzerinnen vom Deen waren und warum der Song, obwohl nett, immer noch nicht zünden mag. Was man sich halt während der drei Minuten Balkan-Stimmenfang so fragt.

08. Bosnien-Herzegowina
Die Bosnier machten im großen und ganzen genau das Gegenteil von den Slowaken. Das hier ist sicherlich ein Tiefpunkt in der bosnischen ESC-Geschichte, aber die Bosnier arrangierten den Song um, wodurch er spürbar gewonnen hat, und Vukasin holte alles, wirklich alles raus, was nur eben ging. Seine Chordamen sahen zwar verbesserungswürdig aus, der ganze Chor war aber ebenfalls auf den Punkt und mit angemessener Stimmgewalt da. So mogelt man sich ins Finale.

09. Polen
Wie mach ich einen Song mit möglichst wenigen choreographischen Elementen total kaputt? Nun, ich gröle am Anfang rum, lasse fünf Frauen simultan in einen Apfel hinein-, nicht aber von ihm abbeißen, so dass sich doch wohl jeder fragt, was jetzt mit den Äpfeln passiert ist und ob denn keine der Damen irgendwann eine Maulsperre bekommt, wenn sie so lange mit Apfel im Mund ausharren muss. Dann lässt man das Publikum sich etwas beruhigen und die Damen seltsame Dinge auf der Bühne anstellen. Um dann den Song endgültig abzuschießen, würge man eine der Damen und lasse ihr gleichzeitig von den anderen Damen die Klamotten vom Leib reißen. Für den Fall, dass irgendwer in Europa diese Demütigung auf offener Bühne nicht mitbekommen hat, suche man sich genau diese Szene für den Schnelldurchlauf aus. Und voilà! Schon sind alle Chancen, so denn jemals welche da waren, dahin.

10. Belgien
Wie schon im letzten Jahr, als Yohanna nach dem krassen Krassimir vor ihr direkt durchmarschiert ist auf Platz 1, gab es auch in diesem Jahr einen Profiteur der polnischen Katastrophe. Soll keiner sagen, die Startreihenfolge hätte keinen Einfluss! Und es war klar: Wenn nach den Polen was halbwegs anständiges käme, würden dem sofort alle Herzen in Europa zufliegen. Es kam nicht nur was halbwegs Anständiges, sondern was Wunderschönes. Tom ganz allein mit Gitarre, ohne Schnick und Schnack sorgte für den ersten richtigen Gänsehautmoment des Abends. Der zweite kam dann, als endlich, endlich Belgien im achten Umschlag drinsteckte - mein Gott, was hab ich um den gezittert! Völlig zu Unrecht, wie man inzwischen weiß, der Sieg im ersten Semi war vollkommen verdient! Chapeau Belgique!

11. Malta
Na, da hat ja jemand die Aussprache direkt von Glennis Grace geklaut - my darreeeeaaaam, das kommt mir doch sehr bekannt vor. Alles in allem war das stimmlich weitaus besser als erwartet, allerdings war ich von ihren Augen total abgelenkt. Kriegte die das linke Auge nicht auf, oder hat sie einen Silberblick? Egal, das alleine wär noch gegangen, der komische Raubvogel (ab nach Hause, aber schnurstracks!) allerdings dürfte das ganze gekillt haben. Leider, denn Thea war eindeutig besser als die Portugiesin! Aber dazu gleich mehr.

ESC-2010-Nachlese

Oh Gott oh Gott, wir haben schon Oktober, Düsseldorf ist ausgewählt als Austragungsort 2011, und ich hab den 2010er Jahrgang immer noch nicht Revue passieren lassen - dat geht ja nu gah nich!

Ich könnte mich ja damit rausreden, dass ich mich erstmal vom Schock des deutschen Sieges erholen musste (was stimmt), aber das wär doch ein bisschen schäbbich. Deshalb hier live und in Farbe meine Nachlese des ersten Semifinales:

01. Moldawien
War ja bekanntlich das erste Land, das die Chance bekam, Auge und Ohr zu beleidigen, und ich bedachte das seinerzeit mit einer schönen fetten Null. Inzwischen hatte ich mir den Song schöngehört, aber als ich den Auftritt sah, wusste ich wieder, woher die Null kam. Sorry, da kriegt man ja vom Zugucken Augenkrebs. Und obendrein klang das ganze auch noch etwas angestrengt. Dass es für diesen Haufen die Finninnen rausgetragen hat, erbost mich über die Maßen. Aber irgendwer musste ja im Finale auch den hinteren Teil des Feldes füllen...

02. Russland
Was war denn eigentlich nu auf dem Blatt drauf, war das wirklich ein Foto von der Liebsten oder einfach nur a weißes Bladdl Babbier? Egal. Peter machte das ganz gut, und es gelang ihm mit diesem Auftritt auch vortrefflich rüberzubringen, dass das ganze eine Verarsche ist. Einmal kippte die Stimme ab, aber was solls. Bei der anschließenden Pressekonferenz erwies sich Peter im übrigen als supersympathischer Zeitgenosse, weshalb ich ihm das Finale dann doch gönne - nicht aber wegen seines Liedes.

03. Estland
Ungefähr alles an diesem Auftritt war schräg: Die Musi natürlich (wobei ich die gut fand), dann benutzt der Pianist Fingersätze, für die mich meine Klavierlehrerin seinerzeit schon im ersten Lernjahr 24 Stunden bei Wasser und Brot eingesperrt hätte, und schließlich der Leadsänger, der aussieht wie eine Kreuzung aus Jürgen Klinsmann und einem, der zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle nix geworden ist (aber er erinnert mich noch an irgendwen anderen - glaubt Ihr, ich komme drauf? Zweckdienliche Hinweise bitte an mich) und uns auf offener Bühne die wichtigsten Stellen aus dem Monty-Python-Sketch mit dem Ministery of Silly Walks vorspielt. Dass die Herrschaften dazu allesamt blaue, bordeauxrote oder schokoladenbraune Cordjacketts tragen, ist da fast noch das Normalste...

04. Slowakei
Die Slowakei, bis dato nur wenig erfolgreicher als ihr Bruderland nebenan, trat in diesem Jahr mit dem wohl aussichtsreichsten Beitrag ihrer bisherigen ESC-Geschichte an. Leider wurde aber vergessen, den guten Song auch mit einer ebensolchen Sängerin auszustatten. Kristinchen sah ja allerliebst aus, zumindest im Gesicht (das weiter unten war eher Geschmackssache), aber sie traf nicht nur meilenweit an den Tönen vorbei, sondern kam dadurch, dass sie versuchte, ihrer ohne Zweifel entzückenden Heimatsprache durch rrrrrrrollllende rrrrrrrrrs noch mehr Gewicht und Betonung zu verleihen, so manches Mal bedenklich aus dem Rhythmus. Und dass die Waldschrat-Braut dann auch noch anfing, eben jenen Waldschrat zwischendrin mit Alleluja und so weiter zu preisen, half dem Lied auch nicht, das hätte man besser gelassen - genau wie das gelbe Licht übrigens. Im Vorfeld sah ich das ja als sicheren Finalisten, aber nach diesem Auftritt konnten sie froh sein, dass sie nicht Letzte wurden.

05. Finnland
Kein Semi ohne Skandal, und hier haben wir den größten, den die diesjährigen Semis zu bieten hatten. Die Mädels waren bis zum letzten Ton stimmsicher, spielfreudig und haben die Halle gerockt. Der Song macht Laune. Also, Televoter und Jurys in Europa, wo zum Henker hattet Ihr Eure Augen während dieser drei Minuten??? Am Bildschirm ja wohl nicht, oder? Ich kanns mir wirklich nur so erklären, dass die Leute nach den vorangegangenen sechs Minuten Katastrophen-TV erstmal Bier nachfüllen mussten. Das erklärt vielleicht manches, aber es entschuldigt nix! Jeder, der NICHT für die Finnen angerufen hat, sollte das mir gegenüber besser verschweigen!

Montag, 30. August 2010

Aus der Reihe: Was uns vorenthalten wurde

Nun also wieder zurück in den Norden Europas, dieses Mal nach Finnland. Monica Aspelund, 1946 in Vaasa geboren, hatte die Ehre, Finnland 1977 in Wembley mit dem Titel „Lapponia“ zu vertreten, und erstmals war den Finnen einmal das Gefühl vergönnt, wie es ist, ganz oben zu stehen – wenngleich auch nur nach der ersten Wertung aus Irland, die die Finnen gleich an die Spitze katapultierte. Danach trudelten die Punkte nur noch zögerlich ein, und schließlich landete der finnische Beitrag auf Platz 10.
Doch schon im Jahre zuvor hatte Monica ihr Glück im finnischen Vorentscheid, „Euroviisut 1976“ geheißen, mit dem Titel „Joiku“ versucht, worin sie das Gejodel der Samen besingt. Allerdings belegte sie damit lediglich den sechsten Platz im Vorentscheid, statt ihrer durfte Matti Kalevi Siitonen, Eurovisions-Fans besser bekannt als der unglaublich fette Fredi, mit seinem albernen Pump-Pump-Lied nach Den Haag reisen und seinen Mitsängerinnen blaue Flecken vermittels unangekündigter Arschattacken verpassen. Ob da Monica nicht vielleicht doch die bessere Wahl gewesen wäre?


Donnerstag, 19. August 2010

Aus der Reihe: Was uns vorenthalten wurde

Nachdem schon dreimal die Esten Inhalt vorentscheidlicher Rückblicke waren, geht jetzt der Blick in Richtung Süden, und zwar nach Griechenland. Nach einer ganzen Reihe von kleinen und kleinsten Vorentscheide mit bestenfalls drei verschiedenen Künstlern, die jeweils dasselbe Lied unter anderem Namen verkauften, erlaubte sich ERT 2010 ein etwas weiteres Teilnehmerfeld mit neun Künstlern, wovon jedoch nur sieben übrigblieben, da ERT äußerst strenge Regeln anwandte. Das erste Opfer dieser Regel, daß kein Lied vor der Woche des Vorentscheids bekanntwerden dürfte, war die in Belgien lebende Katerine Avgoustaki, von deren Song plötzlich ein Remix im Netz auftauchte.
Opfer Nummer zwei dieser Regel und mithin Inhalt dieser Liedvorstellung war die Gewinnerin einer griechischen Castingshow, Eleftheria Eleftheriu geheißen. Ihr Lied tauchte ebenfalls vor der Frist im Netz auf, ob durch eigenes Verschulden oder nicht, und wurde daher disqualifiziert. Als nach und nach klar wurde, daß auch der Rest der Lieder eher früher als später vermittels des Internets durchsickern würden, griff ERT dem vor und veröffentlichte schließlich selbst alle Beiträge vor der selbstgesetzten Frist. Katerina und Eleftheria hat das nichts mehr geholfen, aber das hat letztere nicht davon abgehalten, noch ein schickes Video zu der griechischen Version ihres Beinahe-Vorentscheidungsbeitrages zu drehen – Eleftheria Eleftheriu mit „Κέντρο του κόσμου“ (Kentro tu kosmu, „Mittelpunkt der Welt“):


Mittwoch, 4. August 2010

ChrisGoesRock Blog feiert die x-te Auferstehung

Ein Muster an Standhaftigkeit, dieser Christer.
Ständig wird sein Blog gelöscht, immer wieder kehrt er zurück mit seinen genialen Platten an die sonst nie ein Mensch herankommt.

Keep up your great work Chris, I'm your dedicated follower!

Neue Adresse / New URL:

http://mist-veiled-garden.blogspot.com/

Donnerstag, 15. Juli 2010

Aus der Reihe: Was uns vorenthalten wurde…

Wieder einmal ein Kleinod aus der Welt der Vorentscheide und – steckt da etwa Absicht dahinter? – wieder einmal etwas aus Estland. Die 1968 in Rapla (Rappel) geborene Sängerin Siiri Sisak stellte sich 1998 mit ihrem Lied „Tagareas“ (In der hinteren Reihe) dem Votum des geneigten Publikums, das sich allerdings als weniger geneigt herausstellte: Sie wurde Siebte von zehn Teilnehmern. Gewonnen hatte diesen Vorentscheid übrigens Koit Toome, der mit „Mere lapsed“ (Meereskinder) nach dem mißglückten Debüt 1994 und vor den Kreischhanseln von 2003 der einzige estnische Teilnehmer war, der den Abend außerhalb der ersten Zehn beendete.
Doch zurück zu Siiri: Schon vor ihrem 1998er Auftritt war sie eine bekannte Sängerin in Estland, und bis heute veröffentlicht sie mehr oder weniger regelmäßig Alben, das letzte, „11“ geheißen, im Jahre 2009. Auch in Musicals und Filmen wirkte sie mit und ist darüber hinaus für die konservative Partei „Res publica“ als Parlamentarierin tätig. Ob sie das auch von der von ihr besungenen hinteren Reihe aus tut?

Donnerstag, 24. Juni 2010

Bizarres aus der Welt der Vorentscheide

Den estnischen Vorentscheid von 1996 kann man mit Fug und Recht als bizarr bezeichnen. Nach dem vergeigten Debüt von 1994 und dem daraus resultierenden erzwungenen Aussetzen im Jahre darauf galt es, den zweiten estnischen Beitrag für die Eurovision auszuwählen, obwohl noch nicht gesichert war, daß der dann auch in Oslo würde antreten dürfen, denn 1996 wählten Juries aus den 30 eingereichten Beiträgen 22 aus, die öffentlich gegeneinander und gegen den fest gesetzten Gastgeber Norwegen antreten sollten. Bekanntermaßen fiel Deutschland damals in Ungnade und mußte daheim bleiben, derweil Estland Glück hatte und fortan bis 2002 nur noch einmal außerhalb der ersten Zehn gesehen ward.
Den Anfang dieser Glückssträhne machte das Duo Maarja-Liis Ilus und Ivo Linna, die sich den ersten Platz im Eurolaul genannten Vorentscheid allerdings mit einem Dritten teilen mußten, der jedoch das Nachsehen hatte, da er von den wertenden Juries keine Höchstwertungen erhalten hatte. Das Eurolaul 1996 fand übrigens in einem Tallinner Nachtclub statt, wo es einige Künstler vorzogen, gar nicht erst persönlich zu erscheinen und statt dessen ein Video von sich laufen ließen. Kirilo Loo hielt indes nicht einmal das für nötig, und so durfte man drei Minuten lang zu den Klängen ihres „Maatütre tants“ (Tanz der Erdentochter) eine leere Bühne und eine leere Videowand bestaunen. Noch erstaunlicher ist allerdings, daß Kirile dennoch Platz vier (von dreizehn) erklomm, mit nur sechs Punkten weniger als die beiden Erstplazierten. Wer wissen will, wofür sich estnische Juries auch in Abwesenheit jeglicher Künstler oder Videos begeistern konnten, drückt den Startknopf des Videos:


Donnerstag, 17. Juni 2010

Der ESC 2010 im Nachtritt. Der Tragödie letzter Teil

Vereinigtes Königreich: Eines muß man den Briten lassen: Sie haben eine gewisse Konstanz, was ihre Plazierungen angeht. War es vor ein paar Jahr(zehnt)en noch der zweite Platz, den sie abonniert hatten, ist es heute der letzte. Schon der dritte innerhalb von acht Jahren, Respekt! Da werden selbst die Tschechen und Litauer neidisch. Aber sympathisch, daß Josh trotz alledem nicht bereut, am ESC teilgenommen zu haben. Erwarten wir also mit Spannung, welche großartigen Komponisten aus den Achtzigern oder gar Siebzigern (sowohl Jahrzehnt als auch Lebensalter) die BBC fürs kommende Jahr ausgräbt!

Weißrußland: Wenn der Casu marzu kein traditionelles sardisches Lebensvergiftungsmittel wäre, sondern ein „Lied“ – er hätte im heurigen weißrussischen Beitrage seine Verkörperung oder vielmehr Verklanglichung gefunden. Dieses zu allem Übel auch noch zu Beginn haarsträubend schief gesungene Etwas hatte im Finale weißgott nichts verloren, was die meisten Länder auch so sahen – man fragt sich, was die Georgier geritten hat, ausgerechnet diesem Rotz auch noch die zwölf Punkte in den Hintern zu schieben. Und nichts genützt hat es, daß der Komponist aus Rußland war (null Punkte von dort) und man auch noch einen Pianisten aus Schweden auf die Bühne zerrte (null Punkte von dort – paßte ja auch bestens zu einem Song, der zum Großteil aus gestrichener Instrumentierung bestand). Den „Höhepunkt“ dieses Auftrittes, nämlich wenn die Schmetterlingsflügel der Damen hochklappen – aber nicht etwa sanft und anmutig, sondern einfach flapp! klapp! –, werden wir wohl fortan in jeder ESC-Erinnerungssendung uns antun müssen. Hoffentlich hat Belarus damit endlich sein Ziel erreicht und belästigt uns fortan nicht mehr mit seiner Anwesenheit beim ESC – zum Junior-ESC in Minsk können sich schließlich auch nur noch eine Handvoll Teilnehmer aufraffen…

Zypern: Nun hat es also die kleine Schwester Griechenlands mal endlich ins Finale geschafft, mit einem Lied, dessen Hauptattribut die kleine Schwester von Scheiße ist, aber das ist durchaus eine Leistung, wenn man bedenkt, daß die sicheren zwölf Punkte aus Hellas fehlten und der Titel in Irland gar nicht und im Vereinigten Königreich nur bescheiden punktete. Aber das Wunder von Oslo wandelte sich am Finalabend dann rasch zum Debakel: Nur noch Platz 21, aber natürlich mit zwölf Punkten der Festlandhellenen. Und damit sind die Zyprioten auch ganz gut bedient.

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 12

Spanien: Nun gut, das Ergebnis der Kaas hat Diges nicht wiederholen können, aber er durfte immerhin zweimal singen, wenngleich auch nur eines Vorfalles mit einem Flitzer wegen, der eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Weniger schön war anschließend in der Sendung zu sehen, wie wenig feinfühlig die Sicherheitskräfte mit im Wege stehenden Fans umsprangen. Zurück zum regulären Auftritt: Was auf einmal der zweite Sänger auf der Bühne tat und wieso er dann auch so im Fokus stand, erschließt sich mir nicht, aber den meisten wird es eh egal sein, weil sie den Auftritt ohnehin das erste Mal sehen. Die Zirkusfiguren lenkten auch eher ab, als dem Beitrag in irgendeiner Weise zu Punkten zu verhelfen. Aber was soll es, Daniel ist laut eigenen Aussagen zufrieden mit seinem Ergebnis, dann wollen wir es auch sein.

Türkei: Nach den katastrophalen Bewertungen der Proben (die ich mir selbstverständlich nicht angesehen habe, man packt schließlich auch nicht seine Weihnachtsgeschenke schon am Vortag aus) war ich doch angenehm überrascht. Zwar hatte der Auftritt mit all seiner Pyrotechnik und der funkensprühenden Robofrau fast schon ukrainische Dimensionen, aber im Gegensatz zu einem regulären Ukraine-Herumgekasper kam hier das Stimmliche nicht zu kurz.

Ukraine: Zugegeben, eine beeindruckende Röhre hat Aljoša durchaus, und wenn man bedenkt, was die Loboda letztes Jahr an Maschinerie auf der Bühne aufgefahren hat, hätte dieser bescheidene Auftritt durchaus sympathisch sein können – aber leider war das Lied nicht als solches zu erkennen, und Aljoša ist einfach nur eine unsympathische Plantschkuh, die, statt froh zu sein, trotz ihrer Betrugsnummer mit dem Uralt-Lied bei der VE in Oslo dabeigewesen zu sein, sich auch noch über ihre als viel zu schlecht empfundene Plazierung beschwert (leider finde ich den Link nicht mehr, es war eine Meldung auf esctoday kurz nach dem Finale). Da wünsche ich mir fast doch wieder alle Verkas, Svetlanas oder Ruslanas mit ihrem Gedöns zurück…

Montag, 14. Juni 2010

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 11

Serbien: Einer meiner erklärten Favoriten dieses Jahr, aber für Milan waren wohl die Nächte zu lang, die Alkoholika zu gehaltvoll und er selbst einfach nur total überdreht. Folglich schaffte er es, beide Auftritte stimmlich nun aber so was von zu verhauen. Und was dieser völlige Umbau des Auftrittes im Vergleich zum Vorentscheid sollte, erschloß sich wohl nicht nur mir nicht, da war der Auftritt in Belgrad doch um vieles stimmiger. Wenigstens brachte er sich mit alledem nicht auch noch um seinen Finaleinzug, wie die beiden anderen Länder dieses Trios.

Slowakei: Das muß bitter für die Slowaken gewesen sein, erst zum Favoriten gekürt zu werden, nur um dann doch wieder nicht mal in die Nähe einer Finalplazierung zu kommen – allerdings war dies nach der stimmlichen Totalverweigerung Kristínas kaum verwunderlich, und die als Bäume gedachten Tänzer wirkten im Halbdunkel leider nur wie eine Ansammlung von hüpfenden Moorleichen. Aber immerhin hatte ich doch mit meiner Vermutung recht, daß die Slowakei heuer ihr bestes Ergebnis einfahren könnte: Platz 16 und 24 Punkte sind wirklich 2 Plätze und 5 Punkte besser als der bisherige Spitzenreiter Marcel Palonder (1996) – aber wer bekommt das schon von einem Semifinalisten mit?

Slowenien: Da im zweiten Semifinale ohnehin nur sicher weiterkam, wer krächzte, röchelte, röhrte oder sonstwie seine Stimme und unsere Ohren malträtierte, war klar, daß die Slowenen, die live wie in der Studioversion klangen, völlig chancenlos waren. Nun gut, es mag auch am Lied gelegen haben, das so rein gar nicht passen wollte. Vielleicht sollte Slowenien wirklich mal beim Grand Prix der Volksmusik mitmachen, schlechter deutsch als die Südtiroler singen die auch nicht (vgl. die deutsche Version), und neben all den halbverwesten Schlagermumien deutschsprachiger Länder, die sogar zum Playback-„Singen“ zu doof sind, wären sie sehr erfrischend. Wie auch immer, nun wissen wir, daß Oberkrainer Musik beim ESC nicht ankommt, aber danke, Slowenien, daß du es wenigstens mal probiert hast.

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 10

Rußland: Na, fein – für solch einen Vorwärts-nimmer-rückwärts-immer-Rotz bleiben dann gute Lieder aus guten Ländern wie z. B. aus Finnland hängen, wo die Protagonisten wenigstens wissen, wovon sie singen. Zweimal drei Minuten Dauerjammern von Bettelstudenten – und mit Fips Asmussen am Keyboard.

Schweden: So leid es einem auch für Anna tun konnte – Schweden tut ein Ausscheiden im Semi mal ganz gut, obgleich der schwedische Beitrag unter dem Jammertrinen-Trio im zweiten Semi noch der beste war. Aber dank Dänemark und Norwegen war das unvermeidliche Schweden schließlich doch im Finale vertreten, auch wenn ich darauf noch viel eher hätte verzichten können. Man darf gespannt sein, wie die Schweden die Krise meistern wollen, denn in letzter Zeit lief für sie ja gar nichts mehr rund: Glamrock – war nix. Schlager, von einer Ex-Siegerin vorgetragen: auch nix, beinahe wäre sie schon im Semi hängengeblieben. Operettenschlager – wieder nix. Und heuer eben jungfräuliche Klagelaute ohne Erfolg.

Schweiz: Und wieder ein deftiger Schlag ins Wasser für die Eidgenossen, mit gerade mal zwei Punkten – und die auch noch ausgerechnet aus dem geschmacksresisten Georgien (siehe die 12 Finalpunkte an Belarus) – schon zum zweiten Male seit der Semi-Einführung Letzter. Allerdings war der Heidenmichel stimmlich nicht auf der Höhe, und die Darbietung rauschte nur so am Zuschauer vorbei. Zwar war das Gejammer hernach verständlicherweise groß, aber nach dem Sieg Lenas scheinen die Schweizer doch wieder Blut geleckt zu haben – seien wir gespannt, ob der deutschen Landrut wirklich ein Schweizer Landrüetli folgt!

Samstag, 12. Juni 2010

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 9

Polen: Psycho-Blick und Frauenwürgen – Polen hat uns mal wieder eindrucksvoll bewiesen, wie man einen Finalplatz sicher umgeht. Daß dann ausgerechnet auch noch die Stelle im Schnelldurchlauf gezeigt wurde, als Marcin eine der Malophagin im Schwitzkasten hatte, dürfte zuverlässig abgeschreckt haben.


Portugal: Überraschend war der Finaleinzug Portugals für mich schon, und dabei war der nicht mal allzu knapp, sondern mit Platz vier eindeutig, da brauchte es keine Jury, wie anderswo gemutmaßt wurde. Portugal ist schließlich das einzige Westland, das nennenswert von einer Diaspora profitieren kann, und mit Frankreich, Deutschland und Spanien, die allesamt im ersten Semi abstimmen konnten, waren auch richtig 8, 10 und 12 Punkte schon mal im Sack. Offenbar profitierte Filipa nicht nur von ihrem guten Gesang, sondern auch von der Tatsache, daß sie neben Lena die einzige U20-Kandidatin war, der man ihre Jugend auch noch ansah – schließlich sollen ab und zu auch heterosexuell veranlagte Männer zuschauen… Im Finale dann wieder die übliche 15-plus-Plazierung für die Portugiesen, unmittelbar nach Lena war auch der denkbar schlechteste Startplatz.

Rumänien: Vor allem Ovi sah man an, daß die Nächte in Oslo lang gewesen waren, aber das war weder seinen noch Paulas Sangeskünsten in irgendeiner Weise abträglich. Platz drei hätte zwar nicht sein müssen, aber wenigstens liegen sie damit vor dem Unsympathen-Pärchen aus Dänemark – und das bessere Video hatten sie auch.

Freitag, 11. Juni 2010

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 8

Moldawien: So langsam wird mir diese Zwergausgabe von Rumänien unsympathisch: Erst schicken sie ein billiges Lied mit Dauerschleifenrefrain, das von noch billiger gekleideten „Sängern“ – wobei Olia überraschenderweise besser Sang als die Bohnenstange neben ihr – vorgetragen wird (jetzt wissen wir wenigstens, wo das unverkaufte Zeugs von Kik hingeht), und dann schnappen sie damit auch noch echten Künstlern aus Finnland den Finalplatz weg, nur um dort dann abzustürzen, nicht mal mit der vollen Punktzahl aus Rumänien – wenn das mal keine Staatskrise auslöst wie anno 2005, als die moldawische Jury den Rumänen das volle Dutzend verwehrte…

Niederlande: Leider hat es Schlumpfieneke dann doch nicht geschafft, aber nach den drei Trantüten aus Schweden, Asibaidschan und der Ukraine war sie im zweiten Semi eine wahre Wohltat, wenngleich sie selbst ungefähr so quirlig rüberkam wie ihr eigene Großmutter. Die Windmühlen und Holzpantinen haben es leider nicht auf die Bühne geschafft, aber die Orgel mit den lebenden Figuren war schon eine gute Idee. Schade drum.

Norwegen: Hier haben sich meine Befürchtungen hinsichtlich einer guten Plazierung gottseidank nicht bewahrheitet, und das norwegische Fernsehen braucht sich auch keine Sorgen mehr zu machen, daß es pleitegehen könnte, dafür hat der Diederich dann doch zu schlecht gesungen und sich von der direkten Schmelzkäsekonkurrenz aus Weißrußland noch ein paar Pünktchen wegschnappen lassen. Und dank der schlechtesten Gastgeberplazierung seit es Lettland gibt, dürfte auch die versteckte Häme der Norweger, was an ihrem Melodi Grand Prix doch ach so viel besser wäre als am schwedischen Melodifergevaltigen, längst verebbt sein.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Plunder nervt uns immer wieder…

Wie ich gerade dank dem schönen Eurocovers-Blog erfuhr, verwurstete jemand namens Tom Kruse den deutschen ESC-Beitrag aus dem Jahre 1970 – wer stark genug ist, möge jetzt den Startknopf des Videos drücken:




Die Ebstein würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie schon tot wäre…

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 7

Litauen: Überraschend gelungen war der Auftritt, und der litauische Sänger zählte auch zu den stimmstärkeren in dem gesanglich desaströsen Feld. Nur – das Lied blieb leider dasselbe, schreckliche Gedöns mit dem Dauerschleifenrefrain, da lenken auch keine Glitzerhöschen ab – vor allem dann nicht, wenn darunter vom baltischen Winter gebleichte Käsestelzen hervorlugen.


Malta: Ich muß gestehen, daß ich das Lied irgendwie liebgewonnen habe, auch wenn die großartig angekündigte Orchesterversion ausblieb (oder hat es ein Malteser Dirigent tatsächlich geschafft, eine ganze Horde Streicher wie frisch aus dem Synthesizer klingen zu lassen?). Vor allem in der maltesischen Version gewinnt das Lied hinzu. Thea war stimmlich eine der stärksten im ersten Semi und dem scheußlichen Gesülze aus Weißrußland in jeder Hinsicht vorzuziehen. Dennoch darf Malta sich nächstes Jahr mal an was Anderem versuchen als an auf Jury getrimmten Balladen.

Mazedonien: Der erste mazedonische Beitrag seit Jahren, der mir nicht gefiel und dessen Semi-Aus ich ausnahmsweise mal richtig voraussagte – leider, muß ich jetzt sagen. Im Vergleich mit dem ähnlich gearteten Beitrag aus Bosnien-Herzegowina hätte ich dem hier doch eindeutig den Vorzug gegeben, zumal Gjoko erstens besser sang und zweitens generell die angenehmere Stimme hat. Wobei mir jetzt vollkommen aus dem Zusammenhang einfällt, daß Peter Urban ihn als 33jährigen vorstellte, worauf wir in der Zuschauerrunde erst mal herzlich lachten – aber entweder stimmt das, oder in Mazedonien ist es auch bei Männern Mode, mit dem Alter ein wenig zu schummeln…

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 6

Israel: Meine Güte, was war denn das? Da trägt der Herr Skaat ein todtrauriges Lied vor und grinst von einem Ohr zum andern? Statt uns seine Sangeskünste zu zeigen, zeigt er uns lieber, wie artig er jeden Tag seine Zähne geputzt und den Kieferorthopäden besucht hat? Nach diesem verheerenden Auftritt im Semifinale war ich eigentlich sicher, daß Harel sich selbst ins Aus katapultiert hätte, aber eine schlecht gesungene Ballade war im zweiten Semi offenbar der Geheimtip. Im Finale war es dann sowohl stimmlich als auch grinslich besser. Dennoch, liebe Israelis: An eurer „schlechten“ Plazierung ist kein Stimmblock schuld, sondern nur euer hundsmiserabler Auftritt.

Kroatien: Noch so ein Skandal, daß sich die „drei Gratien auch Kroazien“ (so oder so ähnlich Peter „Ichweißzwarnichtwasichhierredeaberichbekommegelddafür“ Urban) nicht qualifiziert haben. Dabei war der Auftritt perfekt (auch wenn Grazie Nummer eins irgendwann mal ihren Einsatz verpaßte, weil das Playback aus dem Takt geraten war) – oder war er vielleicht zu perfekt? Wenn ich jemanden heuer sicher im Finale gesehen hätte (neben den Finninnen), dann waren es die kroatischen Maiden. Aber die Eurovision hat nun mal ihre eigenen Gesetze…

Lettland: Schon erstaunlich, daß Aisha tatsächlich ein paar Töne getroffen hat, aber mit ihrem gerafften Leichensack um die damit noch breiter wirkenden Hüften und ihrer Leichenbittermiene vermasselte sie einfach wie befürchtet alles. Und nicht mal die Waschfrauen, die für (unfreiwillige) Komik gesorgt hätten, durften mit auf die Bühne. Wieder einmal die rote Latrine für Letztland, schon zum zweiten Male hintereinander – das haben nicht mal Tschechen geschafft!

Mittwoch, 9. Juni 2010

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 5

Griechenland: Holla, da ging ja ordentlich die Post ab! Und Alki-Schorsch samt Mannen sang nahezu schieftonfrei – da gönnt man den Griechen doch gleich viel eher den Finaleinzug samt bester landessprachlicher Plazierung im selben. Ansonsten tat ich meine (positive) Meinung über diesen Beitrag schon zur Genüge hier und hier kund.

Irland: Und wieder eine Siegesgöttin ihrer Aura beraubt. Um es mal so flapsig wie orthographisch bedenklich auszudrücken: Nief sang schief. Da gibt es nichts zu deuteln, die Sangeskunst ist dem allabendlichen Vollaufenlassen zum Opfer gefallen. Daß sie im Semi nicht einmal mehr Lust hatte, den Schlußton zu singen, sondern lieber ihr „Ätsch-ich-hab-schon-mal-gewonnen“-Lächeln einsetzte, hätte sie eigentlich den Finaleinzug kosten sollen, aber im zweiten Semifinale wurden offenbar nur gesangliche Querschläger weitergewählt, solange sie bloß Balladen sangen. Im Finale dann mit Fug und Recht abgestraft und jotwehdeh gelandet. Hier wurde ruckzuck nicht die Titanic, sondern die Lusitania versenkt.

Island: Wer hätte gedacht, daß ich dem isländischen Beitrag noch etwas hätte abgewinnen können? Aber spätestens mit dem witzigen Video mußte ich wenigstens mein Urteil revidieren, Hera sei unsympathisch. Lustig war auch der kleine Tischvulkan, den die isländische Delegation sich im Wartesaal zum Punkteglück aufgestellt hatten. So etwas hätte Hera als Kopfschmuck gut gestanden, und bei jedem „Oh-ho“ ein kleiner Ausbruch – das wäre es gewesen. Nun denn, leider änderte das nichts an der Dürftigkeit des Liedes selbst, aber angesichts der Stimmgewalt und Bühnenpräsenz hätte Hera gut und gerne die Plazierung mit der größenwahnsinnigen Busbahnhofsazubine tauschen können.

Dienstag, 8. Juni 2010

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 4

Finnland: Wie mein austriakischer Kollege schon richtig bemerkte, war das Ausscheiden des finnischen Beitrages ein Skandal! Fehlerfrei singen, tanzen und mit zentnerschweren Quetschkommoden über die Bühne hüpfen will erst mal gelernt sein! Ob Finnland heuer, ebenso wie Kroatien und Schweden, mehr oder weniger bewußt von den Zuschauern abgestraft wurde, weil es letztes Jahr die Wahl der Juries war und Mazedonien den Finalplatz wegschnappte? Man weiß es nicht und will es eigentlich auch gar nicht wissen. Jedenfalls danke, Finnland, daß du uns drei Minuten Heiterkeit beschert hast, die durchaus auf sechs, wenn nicht gar neun Minuten hätten ausgedehnt werden dürfen!

Frankreich: Was für ein herrliches Durcheinander! Fast wie anno ‘94 die völlig enthemmte Nina Morato. Wollen die Franzosen etwa die gute Zeit der frühen Neunziger wiederbeleben, als das Hexagon mal eben darauf einen ließ, was der Rest der Eurovisions-Bohème ablieferte und aus aller frankophonen Welt Musikalien einsammelte? Zu befürchten ist eher nein, da der heurige Beitrag eher ein „Unfall“ war, weil man nach dem unverdienten Kaas-Flop eben irgendwas schicken wollte, aber solche Unfälle sehe ich gerne. Mit Platz zwölf zwar unterbewertet, aber immerhin noch in der oberen Hälfte, und neben Belgien und Deutschland scheint sich dieser Beitrag zum dritten kommerziellen Erfolg dieses Jahrganges zu mausern – warten wir nur erst mal die Fußballweltmeisterschaft ab!

Georgien: Beeindruckend war die stimmliche Leistung Sophos angesichts dieser Akrobatik allemal, aber damit dürften die lobenswerten Erwähnungen für diesen Beitrag bereits abgegolten sein. Das Lied bleibt ein austauschbarer Import-Tand, den gerade ein musikalisches Land wie Georgien nicht nötig hat. Die Plazierung wie für den übrigen Kaukasus weit über Wert. Und die eigenwillige Interpretation englischer Aussprache sorgt mal wieder wie schon bei der Fetisch-Liesel Diana Gurtskaja („Piss and cum“ oder so) für unfreiwillige Komik: Wieso singt Sopho von Läden im Himmel („stores in the sky“) – bekommen etwa nur verstorbene Georgier Schuhe?

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 3

Dänemark: Wie gehabt die Herzblatt-Wand und am Ende, damit auch jeder weiß, daß der Beitrag eigentlich aus Schweden kommt, Windstärke 12 aus der Maschine. Dazwischen krampfiges Händchenhalten der zwei Verhaßten und im Semi sie, im Finale er stimmschwächer. Ein Auftritt aus dem schwedischen Lehrbuch für Eurovisionsauftritte, ordentlich abgearbeitet, aber nichts Besonderes. Und Europa wollte uns wohl ein wenig foppen mit den beiden Zwölfern am Anfang?

Deutschland: Viel erwarten konnte man von dem Auftritt nicht, Choreographie war eh unnötig, weil sich Lenchen ohnehin nicht daran gehalten hätte, und gesanglich wußten wir auch, was auf uns zukommt. Irgendwie erinnert mich der Erfolg an France Galls Sieg von 1965, die damit dem ESC zu mehr Modernität verhalf, der darin gipfelte, daß 1966 fast nur noch fröhliche, zeitgemäße Popliedchen teilnahmen, so daß Udo Jürgens’ Ballade gewann. Freuen wir uns also auf ein lustiges Dilettantenfinale im Jahre 2011 mit einer irlandesken Ballade als Sieger.

Estland: Daß es noch lange nicht dasselbe ist, wenn zwei das gleiche tun, ist bekannt, doch daß dieser Spruch auf den Umstand zutrifft, wenn einer zweimal das gleiche tut, hat uns heuer Estland gezeigt. War der Auftritt Malcolm Lincolns auf der kleinen Bühne in Estland überzeugend, wirkte er in Norwegen seltsam verloren. Dazu kam auch noch, daß der Sänger zeitweise stimmlich reichlich indisponiert war und die hohen Töne einfach nicht mehr zu treffen vermochte. Dennoch ist es schade, daß der musikalisch interessanteste Beitrag nicht das Finale erreichte. Aber Estland hat schon seine Teilnahme für nächstes Jahr zugesagt, man darf also auch weiterhin gespannt sein, womit uns die Balten überraschen werden.

Montag, 7. Juni 2010

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 2

Belgien: Den Auftritt kannten wir im Prinzip schon seit der Vorstellung des Beitrages. Daß die Belgier auch nichts daran geändert haben, tat nur gut, nicht zuletzt an ihrer Mikrofonakrobatik dürfte Kate Ryan gescheitert sein. Wenn das auch für meinen Geschmack bei weitem nicht der beste Beitrag der Belgier ist, freue ich mich doch, daß unser nur allzu oft unterbewerteter Nachbar ins Finale einziehen durfte und dort auch noch die beste Plazierung für Flandern einheimsen durfte (gut, Sechster wurde schon 1959 der Flame Bob Benny, aber damals waren nur elf Teilnehmer am Start). Und ob man Deutschland jetzt Blockabstimmung vorwerfen wird, weil wir doch tatsächlich einen Zwölfer (und dann auch noch den einzigen) an unseren Nachbarn vergeben haben?

Bosnien & Herzegowina: Der Begleitchor war gut. Das ist auch das einzig Positive, was ich diesem uninspirierten Nichts abgewinnen kann. Vukašins Stimme taugt einfach nicht für Rock oder sonstige Musikstile, wo man röhren muß. Im Vergleich zu Mazedonien war dies hier eindeutig der schwächere Beitrag, der Finaleinzug eine einzige Frechheit. Wenigstens wurden die Bosnier dort abgewatscht mit der schlechtesten Plazierung seit der Einführung der Telefonabstimmung.

Bulgarien: Es hat also mal wieder nicht sollen sein. Gesanglich gab es – und das ist nun wirklich erwähnenswert bei Bulgarien – nichts auszusetzen, was aber Miro geritten hat, daß er in letzter Sekunde entschied, das Lied mit einem aufgesetzten englischen Text mittendrin zu zerstören, wird auf ewig sein sahniges Geheimnis bleiben, ebenso wie die Daseinsberechtigung seiner Frisur. Dennoch bleibt der verwehrte Finaleinzug angesichts zum Teil erschreckend miserabel vorgetragener (wo nicht gleich schlecht komponierter) „Balladen“ vor ihm eine Frechheit.

Samstag, 5. Juni 2010

Der ESC 2010 im Nachtritt. Teil 1

Der deutsche Triumph bei der Eurovision liegt nun schon über eine Woche zurück – Zeit nachzutreten!

Nach dem Größenwahn der Russen tat die weniger aufwendige Bühne und das Mehr an Kameraarbeit „am Mann“ gut. Schließlich sollen die Künstler im Mittelpunkt stehen und entsprechend in Szene gesetzt werden und nicht die für teuer Geld ausgestattete Bühne. Die Moderatoren waren zwar nicht herausragend, aber gerade im vergangenen Jahr haben wir doch diesbezüglich weitaus Schlimmeres erdulden müssen. Der Unterhaltungszwischenteil zur Überbrückung der Zeit bis zur Punktevergabe war mit einem Wort einfach nur grandios.

Doch nun zum Wesentlichen, den Ländern und ihren Beiträgen, der Einfachheit halber in alphabetischer Reihenfolge, immer im Dreierpack.


Albanien: Juliana Pasha wechselte vom Avignoner Friseur zu einem aus Andorra und ließ sich von ihm die Haare raufen. Stimmgewaltig wie je beharre ich dennoch darauf, daß die albanische Version weitaus kraftvoller einherkam als die wieder einmal bis zur Unkenntlichkeit entstellte englische Version. Was soll es, Albanien erreichte das Finale verdient und belegte dort auch einen für das Land üblichen Platz.

Armenien: Überraschend gut kam der armenische Beitrag bei mir an, allerdings war der Auftritt dermaßen überladen und dermaßen auf die Diaspora zugeschnitten, daß sich der uneingeweihte Zuschauer wohl nicht zu unrecht fragte, was der Flöten-Opa auf der Bühne zu suchen hatte, was diese Krüge bedeuten sollten und weshalb Eva wie von der Tarantel gestochen umherlief und ungute Ishtar-Erinnerungen weckte. Wenig überraschend daher, daß sie am Ende vollkommen außer Atem war und dem Chor die ganze Sangesarbeit überließ. Der Finaleinzug ging dennoch in Ordnung, die Plazierung weniger, da war doch wesentlich Stärkeres zu finden.

Aserbaidschan: Nachdem die Aseris uns also monatelang mit Werbebannern auf jeglichen eurovisionsbezogenen Seiten genervt und sich selbst zum größten Favoriten erkoren hatten, sollte also diese lächerliche Darbietung den Sieg bringen? Man sah Safura die ganze Zeit über an, daß sie aufpassen mußte, keinen Schritt in die verkehrte Richtung zu setzen, um nicht Drip Drop zu Knick Knack werden zu lassen, die eingebauten LED im Kleid kamen rein gar nicht zur Geltung, und der Sprint zurück auf die Hauptbühne nach dem Kniefall inklusive versemmelter Töne wird uns gewiß noch in etlichen Rückblicken „erfreuen“. Nach dieser erbärmlichen Vorstellung im Semifinale können die Aseris froh sein, überhaupt im Finale gelandet zu sein, wo der Auftritt zumindest stimmlich besser wurde, aber Sieger sehen nun mal anders aus, auch wenn das die Aseris in ihrer Unbescheidenheit natürlich völlig anders sehen. Mit Platz fünf reichlich überbewertet, aber nach all diesem Werbeaufwand und sonstigem Geldzumfensterhinauswerfen war schließlich schon alles ab Platz zwei ein Schlag ins Gesicht.