Freitag, 27. September 2013

Nachlese 2013 - Die Finalisten (3)


Russland
Och nööööö. Die Großnichte von Fräulein Rottenmeier im Bettjäckchen ihrer Oma und einem Kleid, das kein 15jähriges pickeliges Mauerblümchen als Abschlussballkleid auch nur in Erwägung ziehen würde, singt mit guter Stimme und Chiara-Mimik und -Bewegungen einen brechreizerregenden "Piep-piep-piep-habt-Euch-alle-lieb"-Breitwandschlonz, leider auch nicht von Startnummer 2 aus. Und das nun ausgerechnet aus Russland. Wird beim zweiten Hören nicht besser, und man fragt sich, ob Dina die Sülze eigentlich selber glaubt, die sie da singt. Der Gimmick mit den geworfenen Lampen war nett (und da alle Witze über den Ausverkauf in der Lampenabteilung von IKEA bereits gemacht wurden, mach ich jetzt keinen), und das mit den Leuchtarmbändern sah zugegebenermaßen toll aus. Aber bittschön: Platz 5?!? Das ganze bleibt nach wie vor maßlos überschätzt. Und ich wage mal zu behaupten, dass dieser Beitrag, wäre er in exakt der gleichen Form für, sagen wir mal, Andorra gestartet, nicht über das Semi hinausgekommen wäre.

Deutschland
Mit dem Kürzen von Eurovisionssongs ist das ja so eine Sache. Bei manchen klappt es, bei manchen nicht so richtig, und nach "Diwanit bugale" haben wir jetzt den zweiten Eurovisionssong, der durch die Kürzung nicht verschlechtert, sondern regelrecht massakriert wurde. Eigentlich war Deutschland ja mein Siegertipp, aber nach der ersten Strophe war klar, dass das nichts werden konnte. Die haben ja sämtliche Struktur aus dem Song rausgenommen! Das hörte sich an, als ob irgendwer einfach mal irgendwo ohne Rücksicht auf Verluste die Schere angesetzt hätte, egal ob da was Gescheites rauskommt oder nicht. Das Schlimme ist, dass auf dem Eurovisionssampler ebenfalls eine gekürzte Version drauf ist, die aber im Gegensatz zur performten Version stimmig und gut strukturiert ist. Warum hat man diese Version nicht für den Abend der Abende genommen?!? Leider war Natalie nicht cool genug, um statt "Glorious" "What have they done to my song, Ma" zu singen, was textlich auf jeden Fall angemessener gewesen wäre. Aber nicht nur die Kürzung war katastrophal, sondern auch die Choreographie. Was bitte war an der blöden Treppe so toll, dass Natalie fast das ganze Lied über da oben bleiben musste? Das hat den letzten Rest dann auch noch kaputt gemacht, da half auch ihr Strahlen nichts mehr. Zum Schluss lief sie dann über den Catwalk, um mit dem Hallenpublikum auf Tuchfühlung zu gehen, das heißt, es blieb nix Gescheites mehr für den Schnelldurchlauf übrig. Und in ebenjenem wirkte der deutsche Ausschnitt dann leider auch sehr unglücklich. Das war mal richtig, richtig schade und traurig, insbesondere auch deshalb, weil ich Natalie und ihre offene, sympathische Art inzwischen wirklich ins Herz geschlossen habe.
Ich weiß übrigens jetzt, warum ich "Glorious" so mag, obwohl das ansonsten ja so gar nicht meine Art Musi ist. Ich hör da nämlich nicht nur eine Ähnlichkeit zu "Juckpulvria", sondern vor allem auch zu "Ritmo de la Noche", was zwar an sich ein Scheißsong ist, mit dem ich aber ein paar mir sehr lieb und teuer gewordene Erinnerungen verbinde. Ist doch komisch, wie die Geschmacksnerven so ticken, n'est-ce pas?

Armenien
Bizarr: In der Postkarte hatte der Leadsänger der Dorians (dessen Namen ich vergessen hab und der mir auch jetzt und hier nicht wichtig genug ist, um ihn nachzuschauen, der sich aber selber auf jeden Fall für die armenische Inkarnation von Johnny Depp hält) noch eine Augenbraue, beim Auftritt warens auf einmal zwei. Ansonsten bleibt die Reiseführerwerbung ein lahmarschiges, mit unangenehmer Stimme vorgetragenes Stück Musik, zu dem das Rumgehampel des Leadsängers nicht im allermindesten passte. Was das im Finale zu suchen hatte, werde ich wohl nie verstehen. Aber das versteh ich ja bei armenischen Beiträgen eh nur sehr selten... Offensichtlich war ich aber dieses Mal nicht alleine, denn die Halle in Malmö hat bei der Finalistenverkündung an dieser Stelle sehr laut und deutlich gebuht. Völlig zu Recht!

Niederlande
Und dann steht für drei Minuten die Zeit still. Da sitzt man dann da mit Gänsepickeln vom Nacken bis zum Steiß und ja, durchaus auch ein bisschen Wasser in den Augen, und es ist mucksmäuschenstill, weil man keine Millisekunde dieses wunderbaren Songs verpassen will. Und Anouk steht einfach nur da und singt und lässt den Song wirken, und es ist wunderschön. Fast noch schöner ist dann der Moment, wenn dann bei der Finalistenverkündung nur noch ein Umschlag übrig ist und die Halle tobt "Ne-ther-lands! Ne-ther-lands!" und man es sowieso niemandem so sehr gönnt wie den Holländern, weil sie so oft zu Unrecht ausgeschieden sind und kein anderes Land so lange auf eine Finalteilnahme gewartet hat und dann wird der Umschlag aufgemacht und NETHERLANDS ist drin.... Und dann noch Top Ten im Finale... Anouk, Du warst wunderbar!

Donnerstag, 26. September 2013

Nachlese 2013 - Die Finalisten (2)


Belgien
Das muss man sich mal vorstellen: Da tritt als vorletztes im ersten Semifinale ein Land an, das in bisher 8 Semifinals erst ein einziges Mal ins Finale gekommen ist (da allerdings als Sieger) und bei den übrigen sieben Teilnahmen oft richtig tolle Beiträge dabei hatte, davon einer sogar als potenzieller Sieger gewettet, aber trotzdem immer kleben geblieben. Das Land wird in sämtlichen Vorhersagen als klarer Semi-Ausscheider gesehen. In meinem Last-Minute-Tippspiel in dem Forum, das ich üblicherweise frequentiere, hat NICHT EIN EINZIGER der Mitspieler Belgien im Finale gesehen. Und das waren mindestens 12, 13 Leute, die da mitgemacht haben. Nun ja, jedenfalls, dieses Land schickt ein frisurtechnisch herausgefordertes Bürschken mit zugegebenermaßen schönen Augen. Dem Bürschken steht ein Chor zur Seite, der zwar eifrig singt, aber nicht alle dasselbe Lied in derselben Tonlage, zumindest im Semi, im Finale wars dann ok. Ferner werden Textzeilen zu Gehör gebracht wie "And she fell so deep like she had never fell so deep before" (liebe Texter, was hat die englische Sprache Euch eigentlich getan???). Und schließlich und wichtigstens gibt es da noch zwei Tänzerinnen. Diese beiden Tänzerinnen tanzen mit verzerrten Gesichtern und Bewegungen ein Tänzchen, das mit dem Liebeskillerlied nicht das Allergeringste zu tun hat und das vermutlich ab sofort in sämtlichen "Eurovision-at-its-most-embarrassing"-Zusammenschnitten einen Ehrenplatz bekommt . ABER: Das Liedje ist flotter als der Durchschnitt, und das Jüngelchen am Mikrofon singt wirklich blitzsauber. Trotzdem hätte da keiner einen Pfifferling drauf gegeben, aber dann kam die größte Semi-Sensation seit 2005. Und damit nicht genug: Im Finale landete das allen Ernstes in der linken Hälfte und kratzte an der Top Ten. What has da world come to? Hachja. Wie schön ist doch die Unberechenbarkeit dieses Wettbewerbs.

Estland
Das estnische Schneewittchen erschien im kleidsamen ärmellosen Schwangerschaftshängerchen, wobei "HängerCHEN" trifft es nicht, das war schon ein ausgewachsener Hänger. Und der sah mindestens merkwürdig aus (hat es aber beim Barbara-Dex-Award dank harter Konkurrenz nicht in die Top Ten geschafft), half aber dem Beitrag auch andererseits wieder, im Gedächtnis zu bleiben. Ebenfalls hilfreich auch der nette Schwarz-weiß-im-ersten-Refrain-bunt-mach-Effekt, und der erwies sich angesichts der frühen Startnummer auch als bitternötig. Birgit sang sehr souverän und routiniert, das Lied bleibt schon irgendwie schön, aber: Es berührt mich. Nach wie vor. NICHT.

Weißrussland
Im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen in ihrem Semi hat die Weißrussin den Finaleinzug aber mal sowas von gar nicht verdient: Ein schlecht gesungener und verkrampft vorgetragener Strandschlager ohne Substanz und ohne jedweden Spaß an der Sache, dafür aber mit einem gruseligen Outfit. Zudem muss es in Malmö doch kälter gewesen sein als erwartet, anders ist Alyonas eingefrorene Miene nicht zu erklären. Da hat wohl einer versucht, die griechischen Erfolgsrezepte der letzten zehn Jahre zu kopieren und ist damit amtlich auf die Fresse geflogen. Leider schlug sich das nicht in der Semi-Platzierung nieder, der Finaleinzug ist eine Frechheit gegenüber KroatienMontenegroÖsterreichZypern. Leider hat man ihr ja nicht die Startnummer 2 gegeben, auf die so ein Schrott eigentlich ab sofort per Eurovisionsgesetz hinplatziert werden müsste. Und die Finalplatzierung? Das da soll besser gewesen sein als unser Nattymädchen? Haut bloß ab.

Malta
Guck ma, der liebe Onkel Doktor Bezzina hat sich mit ein paar Freunden zusammengetan und singt ein Liedchen. Dabei wandelt er auf einem schmalen Grat; mancher mag ihn schon als debile Grinsebacke wahrgenommen haben, ich finde, er, seine gesamte Truppe und sein Lied sind einfach so süß und sympathisch und obendrein im besten Sinne so wunderbar uncool und nahbar, dass man nicht anders kann, als das Gesamtpaket ins Herz zu schließen. Der achte Platz im Finale war für mich eine höchsterfreuliche Überraschung, damit hätte ich nicht gerechnet. Und vermutlich dürfte der Zungerausstrecker beim Rückweg vom Catwalk auf die Bühne einiges damit zu tun haben. Günstigerweise wurde das dann auch noch im Schnelldurchlauf gezeigt. Diese kleine Frechheit bewahrte Gianluca nämlich davor, als unerträglich nett wahrgenommen zu werden. Das war mal ein richtig, richtig, RICHTIG toller maltesischer Beitrag!

Mittwoch, 25. September 2013

Nachlese 2013 - Die Finalisten (1)


Frankreich
Irgendwer muss wohl massiv was gegen die arme Französin gehabt haben. Denn jemanden mit diesem schwierigen Beitrag den Abend eröffnen zu lassen ist schon eine ganz schöne Frechheit. Sogar mein unfreiwillig mit halbem Auge und Ohr mitguckender bzw –hörender Prinzgemahl fiel darauf rein, denn er meinte nach dem Beitrag: "Die gewinnt schon mal nicht." OK, das war mir auch schon vorher klar, aber Amandine war grandios! Verrucht und sexy sah sie aus und rotzte ihren Beitrag auf eine Weise ins Publikum (und in die Kamera), dass mir wohl Angst und Bange geworden wäre¸ wäre ich der Kerl gewesen, den sie in die Hölle schicken bzw. ihm selbige heiß machen wollte. Leider werden solche gegen den Strich gebürsteten Beiträge weder von den Juroren noch vom Volk goutiert, so dass sich Amandine vollkommen zu Unrecht ganz unten im Punktetableau wiederfand.

Litauen
Here's looking at you, kid! Ich hätte am Dienstagabend eine Menge Geld machen können, man sollte echt öfter wetten. Denn außer mir hat wohl nur eine relativ überschaubare Anzahl von Leuten auf einen Finaleinzug von Andrius gesetzt. Aber ich bleibe dabei, der Song ist ok, sehr ok sogar trotz der brunzdämlichen Textzeilen "because of the shoes I'm wearing today: One is called love, the other is pain." Andrius ist sehr süß und ausgesprochen sexy, so dass man ihm auch das zu kurze T-Shirt nachsieht, und die Performance? Nun, wer so gekonnt auf dem schmalen Grad zwischen Faszination und Wahnsinn balancierend die Televoter einfängt, der kriegt auch, was er will. Der hypnotischste Auftritt aller Zeiten - und vermutlich sogar ganz ohne Drogen hinbekommen! OK, das mit den Drogen gilt wohl nur fürs Semi, im Finale schien es mir schon, als hätte er irgendwas eingeworfen. Der Finalauftritt war leider signifikant schlechter und schleppender als der Semi-Auftritt, so dass Andrius das Scoreboard dann auch von unten begucken durfte. Dass sie ihm im Finale obendrein die Startnummer 2 gegeben haben, war natürlich nicht so nett. Irgendwen musste es ja leider erwischen, aber ich hätte dort lieber andere gesehen (siehe dann dort).

Moldawien
Aliona, Liebes, Du solltest den Salat nicht nur angucken, sondern auch ab und zu mal essen. Und die Frisur vom Auftritt stand Dir weitaus besser als die aus der Postkarte. Davon abgesehen: Hut ab. Im Semi hast Du einen der besten Auftritte des Abends abgeliefert. Diese Gesangsleistung war absolut grandios, das muss man einfach mal neidlos anerkennen. Und der Gimmick mit dem Kleid kam ebenfalls super. Einziger Wermutstropfen: Sexy Pasha Parfeny hätte gerne sowohl im Semi als auch im Finale mal öfter im Bild sein dürfen, aber das tat dem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch. Von daher: Verdienter Finaleinzug. Und durch den ebenfalls ausgesprochen überzeugenden Auftritt im Finale verdientes Kratzen an der Top Ten in der Endabrechnung, und ich hätte ihr den Einzug in ebenjene Top Ten von Herzen gegönnt.

Finnland
Im Semi dürfte das zu diesem Zeitpunkt wohl der eindeutige Hallenliebling gewesen sein - und völlig zu Recht. Ein wunderbar unernster Trashbeitrag aus Finnland, der drei Minuten lang einfach nur Spaß gemacht hat. Und was das Küsschen mit der Dame am Schluss angeht: JAU! Richtig so! Insbesondere im Hinblick auf das eine oder andere Gesetz in der letzten Zeit (auch darüber später mehr) find ich das richtig, richtig gut! Schade dass dann Jurys und Televoter im Finale dermaßen feige waren.

Spanien
Raquel, ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht für Dich. Zuerst die gute: Du kannst besser singen als Andrea Nahles. Nun die schlechte: Du kannst nicht allzu viel besser singen als Andrea Nahles! Ich find den Beitrag wirklich nach wie vor wunderschön, aber so, wie das auf die Bühne gebracht wurde, war es leider zum Fremdschämen. Wer auf der Eurovisionsbühne singt, sollte mit den Tönen auf du und du stehen und nicht nur von ferne mal guten Tag winken! Bei solchen Auftritten könnte ich immer vor Zorn aus der Haut fahren. Es tut wirklich weh, wenn man einen Song sehr mag und der dann auf der Bühne dermaßen versenkt wird. Noch weher tuts, wenn der Song von Anfang an chancenlos war. Also, bitte alle noch mal lesen, mitschreiben und verinnerlichen: Wenn ich einen Song habe, der von vornherein keine Chance hat, dann muss die Performance absolut makellos sein! Nur so kann man auf der Punktetafel noch ein bisschen was bewirken!

 

Freitag, 6. September 2013

Nachlese 2013 - Ausscheider des 2. Semis (2)


Bulgarien
Meine Güte, Elitsa, welche Rauschmittel hast Du denn bittschön vor dem Auftritt konsumiert? Das kannst Du doch unmöglich im Vollbesitz Deiner geistigen Kräfte veranstaltet haben. Wenn man so einen sperrigen Song hat, dann muss der von der ersten bis zur letzten Note perfekt sitzen. Und damit mein ich PERFEKT. Das heißt: Keine schiefen Töne am Anfang (und ja, die hört man auch dann, wenn die Harmonien ein wenig schräg sind), kein Luftholen, wenn man eigentlich singen soll. Und wenn nur getrommelt wird, brauchen die Backings auch nicht zu wimmern wie Katzen, denen auf den Schwanz getreten wird. Vor allem hat mich Elitsas an Arroganz grenzendes Siegerzähnefletschen gestört, Schätzeken, das hattest Du noch lange nicht im Sack! Und dann noch Schuhe aus und in bester Getter-Jaani-Manier auf dem Catwalk rumhopsen und eine Make-Up-Katastrophe vom Feinsten (wie kann man eine so hübsche Frau nur so entstellen?), und schon sehen wir wieder eindrucksvoll, wer die ungekrönten Könige in Sachen Eurovisionskatastrophen sind!

Israel
Das Ausscheiden von Moran Mazor war für mich eine weitere Negativ-Überraschung in diesem Semi. Das Lied ist ein Breitwandschlonz vor dem Herrn, aber nicht schlechter als so einiges andere, was weitergekommen ist. Moran ist eine außerordentlich kompetente Sängerin und obendrein bildhübsch, daran macht auch die Brille nix. Wie? Ach so, ja, das Kleid. Nun gut, wer ein so schönes Dekollete hat, darf das gerne zeigen, da bleib ich bei meiner vorher an dieser Stelle geäußerten Meinung. Vermutlich werden die Heteroherren der guten Moran die kompletten drei Minuten auf die Oberweite gestarrt haben. Allerdings, und da muss man leider wirklich rummeckern: Gabs das Kleid nicht ohne weiße Paspeln und ohne den weißen Reißverschluss? DAS wirkte nämlich beides außerordentlich unvorteilhaft. Ich finde es toll, wenn üppige Frauen Modemut zeigen, aber es gibt einen Unterschied zwischen Mut und Harakiri. Das hier war Harakiri und hat ja dann beim Barbara-Dex-Award auch den dritten Platz gemacht.

Albanien
Was mir mit dem albanischen Song passiert ist, war wohl reichlich vorhersehbar. Nachdem ich in meiner Erstanalyse eher gebremst euphorisch war, stieg der Song bei mir und stieg und stieg und stieg. Kein Wunder, ist einer der spannendsten Songs im Feld und richtig knackiger Rock noch dazu, also genau mein Beuteschema. Ich frage mich, wie das wohl abgeschnitten hätte, hätte Adrian es allein gesungen. Möglicherweise wäre man dann etwas näher ans Finale drangekommen. Versteht mich nicht falsch, nix gegen Bledar, und ich will hier auch niemandem seine Physiognomie zum Vorwurf machen. Aber: Herr Sejko wirkte mit seinen fettigen Haaren schlicht und einfach ungepflegt, und das ist auf einer Eurovisionsbühne absolut tödlich. Wirklich schade um einen der stärksten Songs im Wettbewerb.

Schweiz
Das Abschneiden des Schweizer Beitrags lässt mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Einerseits wollte wohl niemand die Heilsarmee wirklich im Finale haben, einfach aus Prinzip. Aber ihr Song war gut, ihr Auftritt schnörkellos, wenn auch der alte Herr da doch sehr verloren auf der Bühne wirkte. Und: Wer fünfter im Televoting wird, gehört ins Finale, ohne wenn und aber!!! F*** the neue Wertungssystem. Aber dazu, wie gesagt, später mehr.

Nachlese 2013 - Ausscheider des 2. Semis (1)


Lettland
Das ist doch die richtige Einstellung: Wenn man eh weiß, dass man letzter wird, kann man auch direkt auf den Contest sch**** und drei Minuten lang auf der Bühne seinen Spaß haben. Was soll man mit der Choreographie von Jedward, dem Outfit der Toppers, der blanken Gruselhühnerbrust von Max Jason Mai und dem Song aus der Mülltonne auch sonst machen? "Let's forget about the contest and feel like we're in a real live festival. Make some nooooooise!" Das find ich mal eine Ankündigung! Gepaart mit dem ersten (leider nicht misslungenen *kicher* ) Stagediver der Eurovisionsgeschichte verabschiedeten sich die Letten aus dem diesjährigen Wettbewerb mit Grandezza. Bei der Angestrengtheit ihrer Mitbewerber hatte das tatsächlich was. Wir halten fest: Lettland ist das neue Tschechien. Oder war das jetzt böse?

San Marino
Und hier kommt nun mein persönlicher Trauerfall 2013. Da schreibt Ralph Siegel seinen besten Song seit 30 Jahren, findet eine Sängerin, die das ganze kompetent vortragen kann, lässt sie auf Italienisch singen (der tollsten Sprache der Welt, falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte), und dann wird das 11. und kommt nicht ins Finale. Warum nur, warum? Ich weiß es nicht. Valentina war möglicherweise ein kleines bisschen überambitioniert und im schnellen Teil auch nicht mehr ganz tonsicher, aber verdammt, da sind andere schon mit ganz anderen Darbietungen ins Finale gekommen. Mir tut das diesjährige Ausscheiden von San Marino in der Seele weh, sie hätten das Finale wirklich verdient gehabt. Deshalb: Kopf hoch, weitermachen, 2014 wieder so einen tollen Song, und dann packt Ihr das auch!

Mazedonien
Wir sehen und hören: Das erste offizielle EurovisionsDUELL. Nein, da können alle Chanels und Evergreens und Elche und Nikoläuse einpacken, dieses Gesamtkunstwerk hier ist bis dato unerreicht. Hätte Lozano das mal besser alleine gemacht. ohne Brille sieht der richtig gut aus, wenn auch für meinen Geschmack ein bisschen zu gelackt, aber egal. Jedenfalls kann er richtig gut singen. Esme bewies danach, dass sie und ihr Chor zusammen richtig gut plärren können, dagegen sind ja sogar Krassimir Avramovs Chorelsen der reinste Ohrbalsam. Neuerdings ist es also erlaubt, in einem Beitrag zwei völlig verschiedene Songs von zwei völlig verschiedenen Leuten singen zu lassen. Was es nicht alles gibt. Jedenfalls, Esma, der mazedonische Superstar, hat ne Menge Stoff für ihre Klamotten verbraucht, aber ansonsten zumindest bei mir einen reichlich unangenehmen Eindruck hinterlassen. Oder liegt es nur an meinem persönlichen Banausentum, dass ich die Schönheit dieses Beitrags nicht erkennen mag?

Donnerstag, 5. September 2013

Nachlese 2013 - Ausscheider des 1. Semis (2)


Montenegro
Ei jei jei, mein lieber Herr Gesangverein, also, das war aber mal ein Generalangriff auf die Geschmacksnerven, der sich gewaschen hatte. Das war die Eurovisionsversion von "Leckt uns doch gefälligst alle mal am A.....llerwertesten". Zu diesem Zeitpunkt konnte ja noch keiner ahnen, als wie berechtigt sich diese Forderung noch erweisen sollte. Einstweilen konnte man erstmal wahlweise mit Be- oder Entgeisterung auf tanzende und rappende Astronauten und eine seltsam kostümierte Weltraumlady blicken, dazu ein mit passenden lasergrünen Strichen bedeckter Bühnenhintergrund und, nicht zu vergessen, dieser... öhm.... SONG! Aber der Skandal kam erst bei der Offenlegung der Einzelergebnisse von Jury und Televoting. Wie kann ein Land, dass das Televoting als Viertplatziertes abschließt, ausscheiden? Über dieses vermaledeite neue Votingsystem wird später noch zu reden sein.

Zypern
Tja. Steht eine Frau einsam auf der Bühne und singt. Fragt sich halt nur, für wen sie singt und wen sie mit ihrem Lied erreichen wollte. Mich hat sie leider nicht erreicht. Das Lied war schön, die Frau ist auch schön, das Kleid find ich persönlich jetzt eher weniger schön (aber ich weiß, mit dieser Meinung stehe ich allein), aber es kam schlicht und einfach so gaaaar nix rüber. Beim ersten Anschauen am Dienstagabend meinte ich gegen Ende schon fast einen Hauch Verzweiflung bei Despina zu spüren, das zweite Anschauen hat den Eindruck aber nicht bestätigt. Dennoch - sie hat gekämpft (oh ja!) und verloren.

Serbien
Was bitte war DAS denn? Hatte man bei der Vorentscheidung das Engel-Teufel-Thema noch gut umgesetzt, was zwar billig, aber immerhin stimmig rüberkam, so entschied man sich im Finale für einen Kostümwechsel, der den dreien nicht nur den Barbara-Dex-Award einbrachte, sondern sie wohl vermutlich auch die Finalteilnahme kostete. Die Choreo mit dem Engel-Teufel-Thema behielten sie nämlich bei, aber wenn das auch echte Engel und Teufel aufführen, hat es eine ganz andere Wirkung, als wenn das von als Cupcake verkleideten Kittelschürzen aufgeführt wird und man den Engel lediglich an perlenbestickten Schultern (und durch das Kostüm leider viel zu dicken Beinen) und den Teufel am roten Schlüppi (wo ist Euer Gefühl für Anstand und Würde?!) erkennt. Die Gewissheit, als erstes Land zweimal den Barbara-Dex-Award gewonnen zu haben, wird die Serben wohl kaum trösten.

Mittwoch, 4. September 2013

Nachlese 2013 - Ausscheider des 1. Semis (1)

Au weia, es ist September, der ESC 2013 ist seit Monaten Geschichte und vergessen, und wir haben hier immer noch nicht nachgelesen. Ich muss aber zugeben, dass es auch nicht so ganz einfach ist, sich diesem Jahrgang adäquat zu nähern, da doch einiges passiert ist, was eine genauere Betrachtung verlangt. Das sehen wir aber später im einzelnen. Ich hab wohl in diesem Jahr ein wenig Abstand gebraucht, um mir das ganze nach einiger Zeit aus sicherer Entfernung nochmal anzuschauen. Aber jetzt könnte man ja mal...

Also, gehen wirs an!



Österreich
Hm. Hm hm hm. Eigentlich hätte das doch dreimal reichen müssen: Natàlia sah hübsch aus, sang blitzsauber, hatte einen ebenso blitzsauberen Chor hinter sich und es fiel auch sonst nix unangenehm auf. Das Problem aber war: Es fiel ÜBERHAUPT nichts auf. Das Lied war wohl einfach zu schwach, um im Gedächtnis zu bleiben, und wenn man dann noch statt einer großen Robe lässigen Chic (immerhin WAR es schick) an und eine ungünstige Startnummer zugewiesen bekommen hat, ist man leider schnell wieder vergessen. Schade um die sehr sympathische Lady. Besonders fies ist, dass sie als Fünfte der Jurywertung nach dem bisherigen (und hoffentlich auch ab nächstem Jahr wieder geltenden) Auswertungssystem das Finale erreicht hätte. Aber dazu später mehr.

Slowenien
Puah. Hannah, sachma, warum hast Du Dir und uns das hier angetan? Dein Chor war schlimm, Deine Tänzer sahen furchtbar aus, Dein Song taugt nix, und um Dich anzupassen hast Du dann mindestens mal die zweite Hälfte Deines Songs auch total versemmelt. Und bist damit sehr verdient auf den 16. von 16 Plätzen gelandet. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Choreographien des Grauens in diesem Jahr nicht zwingend ins Finale führen, hier ist er. Ich wusste ja schon, dass die Slowenen es draufhaben, ihre guten Beiträge so richtig vor die Wand zu fahren. Dass sie das bei den schlechten Beiträgen auch hinkriegen, war mir hingegen bisher neu.

Kroatien
Leid tat es mir hingegen um die Kroaten. Diese Gesangsleistung hätte einfach das Finale verdient gehabt, aber das war wohl alles in allem zu speziell, um wirklich punkten zu können. Und vermutlich hat auch die viel zu oft wiederholte und in Gesamteuropa nur zu verständliche Vokabel "Mizerja" nicht unbedingt geholfen - Elend hat nun mal keinen Anruf-Appeal.... Schade drum.