Sonntag, 13. Mai 2018

Oh what a night!

Na? Lebt Ihr alle noch? Das war ja gestern mal ein Hammerabend mit allem Zick und Zack, war es nicht? Da war ja nun wirklich alles dabei: tolle Auftritte, weniger tolle Auftritte, emotionale Momente, angespannte Momente und dann dieser Voting-Krimi!

Ich werde das in den nächsten Tagen noch alles im einzelnen auseinandernehmen, aber als wichtigstes: Herzlichen Glückwunsch, liebe Netta! Du bist eine unglaublich würdige Siegerin!

Und Österreich Dritter? Was für eine wunderbare Überraschung! Deutschland Vierter? Schau an, der NDR kann es doch (auch wenn meine Meinung in diesem Jahr bekanntlich nicht der vorherrschenden entspricht)!

Nun denn, ich hoffe, Ihr habt alle schön gefeiert bzw. feiert noch, demnächst dann mehr in diesem Theater!

Freitag, 11. Mai 2018

Finalstartnummernanalyse und derzeitiger Wettquotenstand

Jetzt hab ich tatsächlich noch Zeit für eine kleine Analyse der Startnummern. Dazu bekommt Ihr auch den aktuellen Stand (11.5.2018, 15:05 Uhr) bei den Wettquoten. Daraus könnt Ihr dann ableiten, wer wie abschneidet. Oder auch nicht.

Alle Wettquotenplatzierungen von https://eurovisionworld.com/odds/eurovision. Angegeben ist jeweils die Wette, dass der jeweilige Beitrag gewinnt. Das heißt, bei einem Beitrag, der hier mit Rang 10 angegeben ist, gibt es 9 andere Beiträge, die größere Gewinnchancen haben. Das heißt aber NICHT, dass der Beitrag Zehnter wird. Man kann aber doch schon ein bisschen was draus ableiten.

Let's do this, wie die Wiwibloggers sagen würden, HonEY!

01. Ukraine
In diesem Feld wohl der ideale Opener und auch einer von den beiden (der andere wäre Slowenien gewesen), den ich als Opener gesehen habe. Steht bei den Bookies derzeit auf Rang 21, wird aber vermutlich besser abschneiden.

02. Spanien
Hat Björkman Zoff mit den Spaniern? Anders ist die Vergabe dieser Startnummer nicht zu erklären. Natürlich sind sie infolgedessen abgestürzt bis (zunächst mal) auf Rang 20. Gemein, sowas. Da hätte man auch die Serben hinplatzieren können, die haben eh keine Chance.

03. Slowenin
Das wär der andere mögliche Opener gewesen. Wollte man aber vermutlich nicht wegen der technischen Panne. Maximaler Gegensatz zu den beiden Beiträgen drumherum, was allen dreien helfen könnte. Die Bookies führen sie (da doch sehr überraschend qualifiziert) auf Rang 25.

04. Litauen
Wie gesagt, die Slowenin direkt davor hilft. Litauen wird am meisten von den dreien von dieser Reihenfolge profitieren, allerdings kommt das insgesamt zu früh. Derzeit Rang 6, allerdings mit fallender Tendenz.

05. Österreich
Das ist nicht gut. Das ist GAR nicht gut. César singt viel besser als alle vor ihm, wird aber, wie ich fürchte, trotzdem von der Litauerin überstrahlt werden. Ich dachte, diese handgeklöppelte Reihenfolge ist vor allem dafür da, dass alle Beiträge optimal in Szene gesetzt werden?! Rang 18, und ich fürchte, darauf wird es auch im Endklassement rauslaufen. Eine Schande, César hätte besseres verdient gehabt.

06. Estland
Auch Estland direkt danach hilft César nicht. Sie muss allerdings am Di unter ferner liefen ins Finale gekommen sein, sonst würde sie später kommen. Derzeit Rang 10.

07. Norwegen
Ach, Alex. Du hättest das zweite Semi sowas von rocken können, allein, Dein Song ist zu schwach. Und dass man Dich auf Nummer 7 gesetzt hat, zeigt mir, dass Christer Dir den zweiten Sieg nicht zutraut. Zeig ihm, dass er Unrecht hat! Auch wenn Platz 8 bei den Bookies mit fallender Tendenz nicht doll ist.

08. Portugal
Das stand ja von Anfang an fest. Norwegen davor tut dem Beitrag nicht gut, die Britin dahinter schon eher. Allein, die Portugiesen müssen sich nichts mehr beweisen, können was riskieren, und da kann es ihnen auch egal sein, dass die Bookies sie auf Rang 22 führen.

09. Großbritannien
Nun ja. Liebe SuRie, da waren sie aber nett zu Dir. Eigentlich wärst Du die klassische Kandidatin für Startplatz 2 gewesen, aber irgendwie wollten sie Euch wohl nicht zu sehr verärgern. Nützt Dir trotzdem nichts, wenn Du den von den Bookies prognostizierten 23. Rang erreichst, bist Du schon gut bedient.

10. Serbien
Warum man die Serben auf Platz 10 gesetzt hat, kann ich mir nicht so wirklich erklären. Die hätte man IRGENDWOHIN setzen können. Die Bookies sehen sie ganz hinten auf Platz 26. Wird so nicht kommen, aber die 2 am Anfang (mit was dahinter, wohlgemerkt) können sie schon einplanen.

11. Deutschland
Und sofort gings los: Die Startnummer von Conchita! Von Salvador! KREISCH! Blärgh. Gute Nummer für den Schultemichel, wahrscheinlich hat Christer die Germanen in den letzten Jahren genug geärgert und muss nun gut Wetter machen. Die Bookies goutieren es jedenfalls schon mal (Platz 5)

12. Albanien
Die Rolle des Puffers zwischen zwei Favoriten hat dieses Mal Albanien übernommen. Mal sehen, ob er sich daraus befreien kann. Die Bookies glauben es nicht, er sitzt dort auf Platz 24, wird aber besser abschneiden.

13. Frankreich
Später Startplatz, wem später Startplatz gebührt. DAS war nun das MINDESTE, was sie für diesen tollen Song tun konnten. Liegt derzeit auf Platz 4 der Wetten.

14. Tschechien
Zehn (!) Plätze dahinter findet sich der einstige Top-Anwärter aus Tschechien wieder. Die Startnummer als Eröffner der zweiten Hälfte ist maximal schlecht, es muss wohl im Semi wirklich nicht gut ausgesehen haben. Mikolas kann es insofern egal sein, als er auf jeden Fall das beste tschechische Ergebnis einfahren wird.

15. Dänemark
Nach dem Auftritt gestern Abend ist Dänemark nur mehr zum Zählkandidaten mutiert. Wird vermutlich trotz allem von Tschechien überstrahlt werden und kann froh sein, wenn es der 15. Platz wird (dort stehen sie derzeit bei den Bookies).

16. Australien
Auch die supersympathische Jessica Mauboy ist leider zur Zählkandidatin geworden. Mit der 16 ist klar, dass sie nicht gewinnen wird, die hat genau wie die 2 nämlich noch nie gewonnen, wenn sie auch weniger geschmäht wird. Und das (also das nicht gewinnen) wird dank der nachfolgenden Startnummer auch so bleiben. Platz 12 bei den Bookies.

17. Finnland
Saara Aalto liegt derzeit auf Platz 13 bei den Bookies. Dadurch, dass bei der Australierin jedwedes Beiwerk fehlt (obwohl es eigentlich notwendig wäre), wird ihr Beitrag nur umso heller leuchten. Wird wohl doch kein Totalabsturz für die Finnen.

18. Bulgarien
Um sich von Finnland vorher und Moldawien wirklich, wirklich abzuheben, fehlt den Bulgaren in diesem Jahr leider etwas die Klasse. Die Bookies sehen sie auf Platz 11, und ich glaube, zumindest die Serie, dass die Bulgaren bei Finaleinzug immer in der Top 5 landen, reißt dieses Jahr. Aber dieses Jahr hat es schon so viele Serien geschrägt, da kommts auf eine mehr auch nicht mehr an.

19. Moldawien
Hier bin ich völlig ratlos: Mich hat der Auftritt gestern völlig mitgerissen, ich bin eigentlich fest davon ausgegangen, dass sie das Semi gewonnen haben. Und trotzdem noch während des Auftritts der freie Fall bei den Bookies bis auf Rang 17. Muss ich nicht verstehen, oder? Und wird morgen auch anders kommen, weil es alles um sich rum überstrahlt!

20. Schweden
Wie immer mittendrin statt nur dabei. Wird sich dank dieser Startnummer wieder vorne platzieren, allerdings nicht ganz weit vorne. Die Bookies sehen sie auf der 7, allerdings könnte es auch wieder Top 5 werden.

21. Ungarn
Die Reihung Schweden - Ungarn - Israel muss ich nicht so wirklich verstehen, oder? Aber bei den Ungarn ist es eigentlich sowieso egal, wer vorher und wer nachher kommt. Dieser Beitrag ist einzigartig. Mal sehen, von wievielen er goutiert wird. Bei den Bookies liegt er auf Platz 16.

22. Israel
Netta liegt immer noch auf Rang 2, ob die Radautüten vor ihr ihr helfen, wird man sehen. Erst fragte ich mich, was das soll, inzwischen seh ich es aber positiv. Gegen jeden anderen hätte ihr Beitrag zu chaotisch gewirkt, aber nach den Ungarn wird es auf alle erholsam wirken, die mit Metall nix anfangen können.

23. Niederlande
Helfen werden dabei auch die Leopardenjacke und die unpassenden Tänzer aus den Niederlanden. Waylon kann sich über seinen Startplatz nun wirklich nicht beschweren, reißen wird er im Finale trotzdem nix. Das sehen die Bookies mit Rang 19 genauso.

24. Irland
Könnte mich mal bitte jemand kneifen? Die Bookies haben die Iren bei der Wette auf Sieg derzeit auf Platz 3. Ich möchte das gerade gern mal allen unter die Nase halten, die diesen Song bisher so geschmäht haben (aus Höflichkeitsgründen werde ich jetzt mal nicht mehr dazu sagen). Und das Beste: Nach Ungarn, Israel und den Niederlanden wirkt das vermutlich wie eine Wohltat. Dazu die perfekte Inszenierung... oh Mann :)

25. Zypern
Tja. Seit Dienstag, wo Zypern die Pole Position bei den Bookies übernommen hat, ist man in der Bubble hysterisch. Zu Hülf, ein Trashsong, der die Chose gewinnen könnte! Und sie kann nicht singen! Das konnte Nigar Jamal auch nicht, und die musste noch nicht mal tanzen. Och, soll die Eleni ruhig gewinnen, die Startnummer hilft ja kräftig mit. Ich freu mich schon jetzt auf den Moment, wo Salvador ihr den Preis überreichen muss, und lege schon mal das Popcorn bereit.

26. Italien
Zum Schluss geht es thematisch nochmal richtig zur Sache. Italien hat ja mit der letzten Startnummer ganz gute Erfahrungen gemacht. Besser geht es nicht. Die Bookies haben sie auf Rang 9, und ich würde mich freuen, wenn sie die Top Ten knacken.

Jetzt wünsche ich Euch allen ein tolles Finale - möge Euer Favorit gewinnen!

BREAKING NEWS - Die Finalstartreihenfolge!

01. Ukraine
02. Spain
03. Slovenia
04. Lithuania
05. Austria
06. Estonia
07. Norway
08. Portugal
 — break position
09. United Kingdom
10. Serbia
11. Germany
12. Albania
13. France
14. Czech Republic
15. Denmark 
16. Australia
 — break position
17. Finland
18. Bulgaria
19. Moldova
20. Sweden
21. Hungary
22. Israel
23. The Netherlands
24. Ireland
25. Cyprus
26. Italy

Tempo, kleine Schnecke!

Nun haben wir auch das zweite Semi hinter uns und werden demnächst wissen, wer wo startet und warum. Wen ich es schaffe, kommt morgen noch eine kleine Startnummernannalühse, aber jetzt gibts erstmal eine kleine Blitznachlese.

So kanns gehn. Am Ende des ersten Semis noch in Tränen aufgelöst, jetzt hier sitzend, Raspberry-Lime-Weincocktail (von Gallo, gabs die Woche beim Rewe) saufend und irgendwie alles so scheißegal findend. Warum? Weil es wirklich ein Schneckenrennen war, und nicht nur ich hatte Mühe, im Vorfeld zehn Qualifikanten zusammenzukratzen. Die Gesangsleistungen waren größtenteils unterirdisch, und ich habe während des Semis wirklich getrauert um Armenien, Griechenland, Belgien und die Schweiz, die in diesem Feld allesamt spielend ins Finale gekommen wären.

Immerhin, acht von zehn hab ich richtig. Mit dem neunten war nach der Show zu rechnen, der zehnte hat mich dann tatsächlich überrascht. Schauen wir rein:

Rybak ist natürlich im Finale, aber direkt nach seinem Auftritt begannen die Quoten zu sinken. Er gab alles, er plierte in die Kamera, die Animationen kamen gut, aber sein Song ist halt einfach zu repetitiv. Es schien dann irgendwie doch was zu fehlen für den ganz großen Wurf. Wenn er gewinnen will, muss da noch mehr kommen. Dennoch, welcome to da final! Startet in Hälfte 1.

Die Rumänin hat zwar eine wirklich schöne Stimme, aber es hätte heute Abend entschieden geholfen, wenn sie damit die Töne auch gefunden hätte. Der zweite Immerqualifizierer, den es dieses Jahr geschrägt hat.

Die große Weiterkommüberraschung für mich waren die Serben. Damit hätte ich niemals gerechnet, ich find den Song nicht berauschend, und der Auftritt war bestenfalls solide. Startet in Hälfte 1.

San Marino war genau der Car Crash, den ich befürchtet habe. Vielleicht hätten die Roboter das alleine machen sollen. Na ja, nächstes Mal.

Dänemark war an sich eine Riesenenttäuschung, da hätte ich mir wesentlich mehr Wumms erwartet. Na ja, darf er dann am Samstag besser machen. Startet in Hälfte 2.

Gab es schon jemals einen dermaßen grottigen Auftritt aus Russland? Sie MÜSSEN es doch darauf angelegt haben, dass auch ihre Weiterkommserie endet, anders kann ich mir das nicht erklären.

Moldawien gehörte sicher zum Besten dieses Semis. Das machte von der ersten bis zur letzten Sekunde Spaß und wurde von mir auf den Semisieg getippt. Warum es bei den Bookies nach dem Auftritt fiel wie ein Stein, erschließt sich mir trotzdem nicht. Startet in Hälfte 2.

Nach allem, was ich über die niederländische Inszenierung gelesen habe, hatte ich schon schlimmste Befürchtungen. Bis auf die Leopardenjacke (übrigens die erste in der ESC-Geschichte) war das aber durchaus überzeugend. Die Tänzer am Schluss hätte es nicht gebraucht, aber da war er schon durch. Startet in Hälfte 2.

Warum Jessica Mauboy für diesen grässlichen Fummel extra nochmal nach Australien zurückgeflogen ist, werde ich wohl nie verstehen. Der steht ihr SOWAS von gar nicht. Dafür sang sie mit weitaus mehr Volumen als der Rest ihrer Mitbewerber, völlig zu Recht im Finale. Startet in Hälfte 2.

Die Georgier sangen erwartungsgemäß makellos, und ich hätte sie sehr gern im Finale gesehen. Leider hat es nicht gereicht.

Die Polen sangen genauso schief wie befürchtet. Alle, die im Vorfeld darauf schworen, dass das ins Finale kommt, müssen sich wohl mal die Ohren waschen.

Alle die im Vorfeld darauf schworen, dass Malta ins Finale kommt, müssen sich ebenfalls die Ohren waschen. Da hat die LED-Wand nix genützt. Und Tönetreffen wär auch nicht schlecht gewesen. Warum das vorher so hochgejazzt wurde, erschließt sich mir nicht. Nicht mal den Liveblogs kannman trauen.

Bei Ungarn war das mit dem Tönetreffen eigentlich völlig egal. Die Show hat im wahrsten Sinne ds Wortes Krach gemacht, Spaß gemacht und war außergewöhnlich genug, um ins Finale einzuziehen. Startet in Hälfte 2.

Lettland war von Anfang an auf verlorenem Posten. Laura ist supersuperhübsch, wahrscheinlich die schönste Frau im gesamten Wettbewerb. Aber das wars auch schon. Der Song ist langweilig, ich wünschte mir beim Zuschauen den einen oder anderen Tänzer, und die Tontrefferquote ging immer weiter nach unten...

Schweden did as Schweden did always. Ich hätte gern mehr von Benjamins Gesicht gesehen, er ist mit Abstand das Beste an der ganzen Sache. Startet in Hälfte 2.

Dem Montenegriner haben sie tatsächlich den Plastikfolienanzug angezogen. Das alleine reichte aber nicht. War okay, aber nicht gut genug.

Richtig, richtig gut dagegen waren die Slowenen. Klar der Auftritt des Abends, und diese dösige Panne hätte es gar nicht gebraucht. Dennoch - alles riskiert und alles gewonnen. Hat eben die PK gerockt und startet in Hälfte 1.

Zum Abschluss die Ukraine. Hochprofessionell wie immer, gut gesungen, der Song ist ein Grower. Oder, anders gesagt: Leider gut. Startet in Hälfte 1.

Übrigens: Der Semi-Fluch, dass nur maximal die Hälfte der Weiterkommer aus der ersten Hälfte kommt, wurde endlich mit Karacho vor die Wand gefahren. Aus beiden Semis kamen sechs aus Hälfte 1, das ist höggschd erfreulich!

Nun gucken wir mal, was Christer und Konsorten daraus für eine Startreihenfolge zusammenklöppeln.

Euch allen ein feines Finale! May da best one win!

Donnerstag, 10. Mai 2018

Semi 2 - wer kommt ins Finale?

So, nachdem wir nun das Blutbadsemi mit glücklichem und beglückendem Ausgang hinter uns gebracht haben, wird es Zeit für das Schneckenrennen.

Wenn man so auf das Line-Up des zweiten Semis guckt, ist man ja irgendwie schon ziemlich traurig für Armenien und die Schweiz, die in diesem Feld beide locker ins Finale gekommen wären (und für Belgien und Griechenland übrigens auch!). Aber hätte, hätte, Fahrradkette, Läbbe isch koi Ponyhof, und was es sonst noch an dösigen Sprüchen zum Thema gibt.

Gehen wir es an.

Norwegen kommt natürlich nicht nur ins Finale, sondern ist auch der Beitrag, der in diesem Semi geschlagen werden muss. Natürlich ist "That's how you write a song" kein "Fairytale", aber Rybak ist immer noch Rybak, und er weiß GANZ GENAU, was er da tut. Wenn ich am Samstag die Wahl zwischen ihm und Eleni habe, weiß ich aber, wen ich da nehme!

Schaufensterpuppen und schiefer Gesang. Das hatten wir doch vor elf Jahren schon mal. Und auch für die Rumänen heißt es am Samstag: "Wir müssen draußen bleiben."

Die Startnummer 3 ist bekanntlich der Semi-Todesslot (zumindest sollte das jetzt allen Lesern dieses Blogs bekannt sein!), und auch für die Serben gibt es hier keinen Blumentopf.

San Marino, oder, wie es neuerdings heißt, San Roboto, wäre ein Schock-Qualifikant, der sogar noch Martin Vucic weit in den Schatten stellen würde. Wäre. Ist aber nicht.

Klar ist die Sache bei Dänemark. Er kommt durch, ohne Wenn und Aber.

Russland. Puh. Ich wünsche mir SO SEHR den Rausschmiss: Schlechter Gesang, schlechter Song, schlechte Inszenierung. Ich bin nur nicht sicher, ob das den Russen nicht in die Hände spielt. Ist aber egal, denn es fliegt raus, denn es wird pulverisiert werden von...

Moldawien. Die einzigen, die Rybak den Sieg in diesem Semi streitig machen können.

Die Niederlande waren für mich eigentlich eine sichere Bank, bis ich die Klamotten und das Staging gesehen habe. Dennoch, in diesem Schneckenrennen sollte es für Waylon reichen.

Gleiches gilt für die sich seit einigen Tagen im freien Fall befindliche Australierin. Man weiß einfach nicht, für wen man sonst anrufen soll.

Nach zweimal schlechtem Staging, einmal schlechtem Gesang und einer kribbelbunten Inszenierung dürfte der makellose Gesang der Georgier wie eine Wohltat wirken und die Ehre des Kaukasus retten.

Polen hat einen eingängigen Song. Wenn der Sänger jetzt noch die Töne treffen würde, könnte es klappen. So wie jetzt bleibense pappen.

Malta wird der Überraschungsqualifikant dieses Semis.

Es wird genügend Leute geben, die Ungarn mögen und dafür anrufen. Finale.

Die Lettin fischt im gleichen Pool wie die Kroatin und wird auch genau so abschneiden.

Schweden does as Schweden does, and Schweden schneidet ab as Schweden always abschneidet.

In Montenegro dachte man sich: Experiment = Rausschmiss, Balkanballade = Weiterkommen. Leider nicht, Freunde. Eure beiden Weiterkommer spielten dann doch in einer etwas anderen Liga und hatten außerdem gescheite Klamotten an.

Slowenien geht volles Risiko und initiiert eine technische Panne. Das kann gutgehen, wird aber vermutlich schiefgehen (auch wenn das den Hausherrn schmerzen wird. Ich tröste Dich dann morgen Abend!).

Die Ukraine schließlich ist der einzige Bisher-Immer-Qualifikant, bei dem ich hundertprozentig sicher bin, dass die Serie hält.

That makes folgende Weiterkommer:

Norwegen
Dänemark
Moldawien
Niederlande
Australien
Georgien
Malta
Ungarn
Schweden
Ukraine.

Und nachdem ich im ersten Semi schon neun von zehn richtig hatte, hab ich hier nix mehr zu verlieren.

Ich wünsche allen ein tolles zweites Semi! Möge Euer Favorit ins Finale kommen.

Ach ja, eins noch: Falls es tatsächlich so kommt wie oben und Georgien weiterkommt und Russland rausfliegt, gibts dann Leute, die mit mir einen trinken?

Und noch was: Wenn der eine Roboter in San Marino im Semi das Schild "Justice for Valentina" hochhält, dann spar ich mir meine Anrufe für die Grusinen und rufe für San Roboto an. Ich meins ernst.


Mittwoch, 9. Mai 2018

Greetings from the Land of Happiness

Ich schaue Semis seit 2004. Ich hab noch keins verpasst. Ich habe bei der Verkündung schöne und nicht so schöne Momente gehabt, hab gejubelt, war frustriert und habe völlig vor den Kopf geschlagen vor der Glotze gehockt.

Aber noch nie, noch nie bin ich bei der Verkündung eines Finalisten in Tränen ausgebrochen. Nein, auch nicht, als Paolo Meneguzzi seinerzeit rausgeflogen ist. Nun, heute war es so weit. Aber der Reihe nach.

Aserbaidschan: War als Opening Act sicherlich nicht verkehrt, aber man merkte der guten Frau an, dass sie eigentlich keinen Bock aufs Singen hatte. Zu Recht raus. Und mich erfüllt es mit diebischer Freude.

Island: Chancenlos von Anfang an, er tat nichts, um uns zu überzeugen.

Albanien: GROSSARTIG. Ich hab so drauf gehofft (und auch drauf getippt), dass er es schafft. Superhappy, die erste, aber nicht superüberrascht, sondern nur überrascht. Startet in Hälfte 1.

Belgien: Bühnenpräsenz und Flirt mit der Kamera top, stimmlich leider suboptimal. Fällt unter schade drum.

Tschechien: Riesenrespekt vor dieser Leistung! Nach der Rückengeschichte SO auftreten, das muss man erstmal hinkriegen. Völlig zu Recht im Finale, wird dort aber eine Schippe drauflegen müssen. Startet in Hälfte 2.

Litauen: Nach den überschwänglichen Berichten aus den Proben war ich fast ein bisschen enttäuscht. Der Schluss auf der Brücke allerdings, als ihr dann auch noch die Stimme brach, hat alles rausgerissen. Startet in Hälfte 1.

Israel: Netta ist toll, keine Frage, und völlig zu Recht weiter, aber ich fürchte, wenn sie gewinnen will, muss sie ein wenig Chaos raus nehmen und noch drei Schippen drauflegen. Emmelie de Forrest hat es vor fünf Jahren vorgemacht, wie Schippe drauflegen geht. Gucken und lernen. Startet in Hälfte 2.

Weißrussland: Über manche Dinge schweigt der Chronistin Höflichkeit.

Estland: Herzlichen Glückwunsch an das Kleid. Makellos gesungen und ungefähr so warm wie der Nordpol. Startet in Hälfte 1.

Bulgarien: Das hat mich ebenfalls überhaupt nicht erreicht. Das Lied ist aber wohl zu gut und die Meriten zu hoch, um das hängen zu lassen. Startet in Hälfte 2.

Mazedonien:  Drei Lieder in einem, grottenschlechtes Outfit und ebensolcher Gesang - das war zu heftig.

Kroatien: Heidi Klums hübschere Schwester war richtig, richtig, gut. Leider sah man im Schnelldurchlauf, dass sie da etwas unterging. Fällt ebenfalls unter "schade drum".

Österreich: Eins der besten Gesamtpakete dieses Semis. Super Ausstrahlung, grandios gesungen, und der Song ist auch toll. War klar, dass das weiterkommt. Startet in Hälfte 1.

Griechenland: Der Song ist toll, der Auftritt war leider zu uninspiriert. Ebenfalls schade drum.

Finnland: Saara lief ja Gefahr, der FanFavouriteFail dieses Jahres zu werden, aber sie hat es ins Finale geschafft, und rightly so. Startet in Hälfte 2.

Armenien: Das kommt nicht in "schade drum". Das kommt auf den Heldenplatz. Ich fands wunderwunderschön und hätte es sehr gern im Finale gesehen.

Schweiz: Kommt ebenfalls auf den Heldenplatz. Großartiger Auftritt, großartiger Song, ich hätte ihnen das Finale sehr gegönnt.

Irland: Absolut perfekte und wunderwunderWUNDERvolle Inszenierung eines Songs, der mich per se schon zu Tränen rührt. Bei der Verkündung von Irland als zehntem Finalisten hats mich dann komplett verrissen. Die anderen neun hatte ich alle richtig (nota bene!!), aber ich glaube, ich habe mich noch nie so gerne geirrt wie in diesem Fall. Startet in Hälfte 2.

Zypern: Kam natürlich weiter, wenn auch nicht zwingend wegen des Gesangs. Aber das war die Definition von "owns the stage". Als Sieger am Samstag brauch ich das trotzdem nicht. Startet in Hälfte 2.

So, das wars für heute in aller Kürze. Das musste einfach raus, weil ich gerade so unendlich glücklich über den Ausgang des ersten Semis bin. Morgen nach dem Juryfinale gibts dann die Prognose fürs zweite Semi!

(Eine ausführliche Nachlese gibt es natürlich dann später noch.)

PS: Habt Ihr gesehen, dass die Bookies gerade total verrückt spielen? Sowas hab ich noch nie gesehen, und ich guck das ja nun auch schon ein paar Jahre.

Montag, 7. Mai 2018

Semi 1 - wer kommt ins Finale?

Time flies when you're having fun - morgen Abend ist es ja schon so weit! Das erste Semi 2018 steigt, und es wird eine unerhört spannende Angelegenheit. Meiner Meinung nach das härteste Semi seit dem legendären 2005er und eins, wo die Trefferquote für die Qualifikanten ziemlich weit unten sein könnte ... ich denke da an das erste Semi 2011, wo wir uns hinterher alle gefragt haben, was denn DA eigentlich gerade abgegangen ist.

Nun gut, allerhöchste Zeit für eine Runde Kaffeesatzleserei! 

Ich habe gerade drei Berichte des Juryfinals gelesen und soviel ist sicher: Sicher ist in diesem Semi so ungefähr nichts. 

Gehen wir sie einfach mal alle der Reihe nach durch.

Bei Aserbaidschan gehen die Scherereien gleich los. Sie haben eine bildhübsche Sängerin, die sich aber heute Abend einige schiefe bzw. gar nicht erst vorhandene Töne erlaubt hat. Das gefällt den Jurys garantiert nicht. Vor allem der armenischen nicht. Normalerweise würde ich sagen, das kommt durch, weil es Azedaze ist, aber heuer könnte es tatsächlich knapp werden.

Bei Island wird nix knapp. Letzter Platz in diesem Semi, ohne Wenn und aber.

Albanien hat eines der besten Gesamtpakete seiner Geschichte und überstrahlt die anderen beiden um LÄNGEN. Wenn es in diesem Leben nur irgendeine Form von Gerechtigkeit gibt, kommt das ins Finale. Zumal er heute wohl auch wieder blendend abgeliefert hat. Trotz Todesslot: Das sehen wir am Samstag, weil es alles um sich herum überstrahlt.

Leider gilt das auch für Belgien. Eigentlich im Vorfeld (möglicherweise auch aufgrund des Laufs in den letzten Jahren) als sicherer Finalist gehandelt, ist die Inszenierung so blass, dass der Song in diesem starken Semi leider kannibalisiert wird.

Bei Tschechien muss vorhin so einiges schiefgegangen sein. Ich denke, er wird es trotzdem ins Finale schaffen und dort auch das beste tschechische Ergebnis ever abliefern. Für Top 5 oder auch nur die linke Hälfte muss sich aber einiges steigern.

Des einen Leid ist des anderen Freud. Da Litauen in den Proben immer super war und die Leute zu Tränen gerührt hat, wird sie das auch morgen (und am Samstag) tun und möglicherweise sogar die Jurywertung in diesem Finale gewinnen.

Ach, Israel. Machste uns jetzt doch den Gabbani? Was man aus den Proben hört, klingt teilweise leider etwas chaotisch. Wird das für den Sieg am Samstag reichen?

Wenn Ihr wirklich was zu kreischen haben wollt, dann schaltet morgen auf jeden Fall bei Weißrussland ein, Ihr werdet das am Samstag nicht wiedersehen. Mehr verrate ich aus Spoilergründen nicht.

Estland steigt in den letzten Tagen bei den Bookies wieder an, seit klar ist, dass das Kleid mit durfte. Der Gesang ist natürlich makellos, und es wird sicher auch am Samstag seine Liebhaber finden, aber ich weiß nicht...

Bulgarien ist wohl nicht so wie aus einem Guss, wie man sich das erhofft hat. Wird trotzdem ins Finale kommen, daselbst aber mit dem Sieg nichts zu tun haben.

Puzzlesong plus suboptimale Klamotten plus superstarkes Semi = Rückfahrt am Mittwoch. Sorry, Mazedonien. Ich weiß, dass der Song viele Fans hat, aber so wird das nichts.

Das könnte ein Vorteil für Kroatien sein. Ich hatte Franka nicht auf der Rechnung, aber sie hat in jeder Probe abgeliefert und wirkt im Vergleich zu den fünf Acts vor ihr sehr gradlinig und sortiert. Wenn sie nicht jede Menge Stimmen an Zypern abgeben muss, sehen wir beide im Finale wieder.

Österreich sollte eigentlich eine klare Angelegenheit sein. Der Song und der Sänger sind so großartig, dass alles andere nicht ins Gewicht fallen sollte. Ich hab jedenfalls noch keinen gelesen, der das nicht im Finale sieht.

Griechenland dagegen wird es schwer haben. Sie wird von Kroatien und Österreich überstrahlt. Könnte knapp rausfallen.

Auch für Finnland wird es knapp. Ich gehe davon aus, dass sie es schafft, zumal der Auftritt vorhin wohl ganz gut war. Aber im Finale wird das dann nur wenig reißen.

Armenien kloppt sich um die Stimmen mit Albanien, das zwar die ungünstigere Ausgangsposition, aber eindeutig das stärkere Paket hat. Vorteil für die Skipetaren.

Die Schweiz hat zwar ihren stärksten Beitrag seit Sebalter am Start, wird aber (knapp) scheitern, obwohl sie alles richtig macht.

Und jetzt blutet mir das Herz. An der irischen Inszenierung stimmt alles. Kamera, Staging, alles. Dennoch, alas... :(

Das liegt nicht zuletzt daran, dass der irische Beitrag von einem der beiden großen Dunkelpferde in diesem Jahr förmlich zermalmt wird. Zypern wird sich wohl mit Israel um den Sieg in diesem Semi kloppen und auch am Samstag mindestens die Top Ten aufmischen. Schon komisch, wie manche Beiträge auf einmal nach oben schießen, die man gar nicht auf der Rechnung hatte.

Was für ein Hammersemi. Das macht also folgende Weiterkommer:

Albanien
Tschechien
Litauen
Israel
Estland
Bulgarien
Kroatien
Österreich
Finnland
Zypern.

Und warum es dann doch ganz anders kommen wird, sagt Euch am Mittwochmorgen die Fanpresse. Ich wünsche Euch allen ein tolles erstes Semi!

Dienstag, 1. Mai 2018

Startnummernorakelei und das Märchen vom Todesslot im Semi

Noch genau eine Woche bis zum ersten Semi! Seid Ihr auch schon gespannt? Ich bin schon gespannt wie Bogen von Flitz!

Und weil Ihr bestimmt alle auch schon munter am Spekulieren seid, werde ich Euch noch ein bisschen Salz für Eure Spekulatius-Suppe reichen (puh, heute fliegen die Metaphern aber mal tief...)

Da ja immer wieder ebenso gebetsmühlenartig wie sinnlos die Mär von der Startnummer 2 als Todesslot wiederholt wird (mal ganz nebenbei: Warum schreibt das eigentlich nie mal jemand über die Startnummer 16? Die hat, was Eurovisionssiege angeht, bisher genauso viele auf dem Konto wie die 2), was für die Semis schlicht und einfach falsch ist, wird es Zeit, damit ein für alle Mal aufzuräumen. 

Wenn man sich die in diesem Jahr vorkommenden Startnummern von 1-19 mal anschaut, ergeben sich für die Jahre 2004 bis 2017 (insgesamt 24 Semifinals, also schon eine ordentliche Basis) folgende Weiterkommerquoten (in Klammern die Anzahl der Semifinalsieger, die mit dieser Nummer gestartet sind - die Diskrepanz zur Anzahl der Semis ergibt sich daraus, dass Serbien-Montenegro 2004 in dieser Statistik nicht auftaucht):

Startnummer 18: 81,25% (Kuriosum: Ausgerechnet diese Startnummer brachte zwei der vier späteren Sieger hervor, die ihr Semi nicht gewonnen haben)
Startnummer 14: 79,17% (3)
Startnummer 15: 70,83% (2)
Startnummer 6: 62,5% (2)
Startnummer 10: 58,33% (2)
Startnummer 12: 58,33% (2)
Startnummer 13: 58,33% (1)
Startnummer 19: 55,56% (2)
Startnummer 17: 55% (1)
Startnummer 16: 52,17% (1)
Startnummer 1: 50%
Startnummer 7: 50%
Startnummer 8: 50% (1)
Startnummer 9: 50% (2)
Startnummer 2: 45,83%
Startnummer 4: 41,67% (2)
Startnummer 5: 41,67% (1)
Startnummer 11: 41,67% (1)
Startnummer 3:  25% 

Wenn man also schon von einem Semi-Todesslot sprechen will, dann ist das doch wohl eindeutig die Startnummer 3. Das wird sich wohl leider in diesem Jahr auch wieder bestätigen, aber dazu dann nächste Woche mehr.

(Die eigentlichen Todesslots sind übrigens die Nummern 23 (drei Ausscheider bei drei Starts) und 27 (ein Ausscheider bei einem Start), wohingegen die Nummern 26 und 28 sichere Bänke sind, dort sind bisher alle, die dort gestartet sind weitergekommen. - Kleine Lektion aus der Reihe: "So lügt man mit Statistik". Spielt für uns auch keine Rolle mehr, diese Nummern dürften in den nächsten Jahren nicht mehr vergeben werden.)

Interessant ist auch: Bis auf die 6, die mit Conchita und Alex Rybak zwei besonders eindeutige und populäre Sieger hervorbrachte, sind alle einstelligen Nummern in der unteren Hälfte des Tableaus zu finden. Das deckt sich auch damit, dass es noch nie ein Semifinale gab, in dem aus der ersten Hälfte mehr als fünf Beiträge weitergekommen sind. In diesem Jahr wird das aufgrund der Gemengelage besonders interessant.

Wenn wir das jetzt mal durchspielen, bedeutete das aufgrund der Startnummernlage für das Jahr 2018 folgende Weiterkommer:

Semi 1:
Litauen
Bulgarien
Kroatien
Österreich
Finnland
Griechenland
Armenien
Schweiz
Irland
Zypern

Semi 2:
Russland 
Georgien
Malta
Ungarn
Lettland
Schweden
Slowenien
Ukraine
Australien ODER Niederlande ODER Moldawien ODER Norwegen

Wenn man die Beiträge auch nur ein bisschen kennt, weiß man natürlich, dass das totaler Mumpitz ist. Aber es spiegelt schon ein bisschen wider, wer es im Zweifel leichter hat und wer schwerer.

Und kurz vorm ersten Semi erzähl ich Euch dann, warum es ganz anders kommt und wie es (vermutlich) WIRKLICH kommen wird. Einstweilen wünsche ich Euch eine tolle Zeit bis dahin, genießt die Probenberichte!

Mittwoch, 4. April 2018

Die Fallhöhe des Alexander R. oder Von der Wiederkehr

Einer der meistdiskutierten Beiträge in diesem Jahr kommt sicherlich aus Norwegen, denn Herr Rybak ist auch nicht-eingefleischten Eurovisionsguckern bestens bekannt. Ist es nun eine gute Idee, es nach einem Sieg nochmal zu versuchen?

Nuuuun ... schauen wir doch mal ganz objektiv, was den bisherigen Siegern bei nachfolgenden Teilnahmen widerfahren ist.

Die leider kürzlich verstorbene erste Schweizer Eurovisionssiegerin Lys Assia macht dann gleich den Anfang in unserem bunten Reigen. Ein Jahr nach ihrem Sieg wurde sie Vorletzte, ließ diese Schmach aber nicht auf sich sitzen und wurde ein weiteres Jahr später immerhin Zweite.

Weniger Glück hatte Corry Brokken (1957) aus den Niederlanden: Auch sie kehrte ein Jahr später zurück, belegte aber nur den (geteilten) letzten Platz.

Jean-Claude Pascal gewann 1961 für Luxemburg, 1981 langte es aber dann nur für Platz 11.

Isabelle Aubret, 1962 für Frankreich erfolgreich, gehört sicherlich zu den erfolgreicheren Wiederholungstätern. Sie wurde sechs Jahre später Dritte.

Noch näher dran war die Siegerin von 1964, die Italienerin Gigliola Cinquetti, der zehn Jahre später nur ein gewisses schwedisches Quartett im Weg stand, sonst hätte sie wohl erneut die Krone geholt.

Auch Anne-Marie Davids Wiederkehr kann man als durchaus erfolgreich bezeichnen, sie wurde sechs Jahre nach ihrem Sieg für Luxemburg anno 1973 für Frankreich Dritte.

Immerhin achtbar schlug sich Izhar Cohen. 1978 holte er den ersten Sieg für Israel, sieben Jahre später wurde er Fünfter.

Und dann kam zwei Jahre später ein gewisser Johnny Logan. Der für Irland startende Australier ist bis heute der Einzige, der bei seiner zweiten Teilnahme seinen Sieg wiederholen konnte - und der zweite Versuch war der wesentlich stärkere Song und ist nach Meinung der Schreiberin dieser Zeilen bis heute der beste Sieger aller Zeiten.

Beide Bobbysocks (Norwegen 1985) kehrten nochmal mit unterschiedlichem Erfolg zum ESC zurück. Hanne Krogh schaffte mit der Gruppe Just 4 Fun 1991 lediglich Platz 17, dafür holte Elisabeth Andreassen 1994 im Duett mit Jan Werner Danielsen Platz 6 und zwei Jahre später sogar Platz 2.

Eine der umstrittensten Siegerinnen (und ESC-Persönlichkeiten) ist sicherlich Carola aus Schweden. Die Siegerin von 1991 kam 2006 zurück und wurde (ohne eine einzige Höchstwertung) Fünfte.

Niamh Kavanagh aus Irland konnte 2010 nicht an ihren Sieg von 1993 anknüpfen. Sie wurde 2010 nur 23.

Noch schlechter erging es Dana International aus Israel (1998), die ihren Mythos in drei nur sehr schwer zu ertragenden Minuten im zweiten Semi 2011 komplett zerstörte. Ewig schade.

Charlotte Perrelli (geb. Nilsson), 1999 für Schweden erfolgreich, entkam dem gleichen Schicksal 2008 nur dank der Hilfe der Jurys. Im Finale wurde sie 18.

Etwas erfolgreicher war eine junge Dame aus Deutschland. Lena Meyer-Landrut trat nach ihrem Sieg 2010 ein Jahr später direkt nochmal an und erreichte den zehnten Platz.


Und nun Alex. Was können wir für ihn aus der Vergangenheit ableiten? Ich würd mal sagen .... gar nix. Ausruhen kann man sich auf seinem Sieger-Nimbus auf keinen Fall (nein, auch mit dem furiosen Sieg von Fairytale nicht), es ist aber auch nicht gesagt, dass es trotz der gigantischen Fallhöhe zwangsläufig eine Blamage werden muss. Der Schalter wird halt wieder auf Null gestellt.

Aus meiner Sicht gibt es nur eine einzige Person, die Alex im Weg stehen kann, und das ist er selbst. Wer seine Sieger-Pressekonferenz von 2009 gesehen hat, hat mitbekommen, dass er durchaus nicht frei von einer gewissen Arroganz ist. Und da muss er gewaltig aufpassen, denn wenn er sich seiner Sache zu sicher ist, könnte das ein sehr böses Erwachen werden.

Er muss auf jeden Fall zu 120 Prozent liefern und darf sich nicht darauf verlassen, dass seine Lausbubenausstrahlung es schon richten wird. "Thats how you write a song" ist prima, hat aber nicht die zwingende Strahlkraft von "Fairytale" - oder liegt es nur daran, dass sein Strahlelächeln beim zweiten Mal nicht mehr so frisch wirkt wie 2009 (zumal er ja inzwischen auch schon über 30 ist)?

Wir werden es sehen. Wenn ich eine Prognose wagen sollte, würde ich sagen, er wird vermutlich ein ähnliches Ergebnis einfahren wie die letzte Wiederholerin, und das wäre ja durchaus achtbar. Da ich aber ihn sehr mag und seinen Song auch, würde ich mich riesig freuen, wenn meine Prognose hier zu schlecht ist und er ein einstelliges Ergebnis einfährt.

Auf jeden Fall: Viel Glück in Lissabon, Alex! Wir drücken Dir die Daumen!

ESC 2018 - Fazit

So, das warnse, die mehr oder weniger glorreichen 43. Was bleibt nun als Fazit?

- Wenig überraschend gibt es viele langsame, sparsam instrumentierte Beiträge. Nicht alle schlecht. Und ich will keine Klagen diesbezüglich hören!

- Noch weniger überraschend haben die Beiträge in Landessprache schlagartig zugenommen. Ich hab nicht durchgezählt, bin aber diesbezüglich genauso verzückt wie vermutlich alle anderen. Und demnächst kaufe ich mir die Karaoke-Versionen. Aus Gründen.

- Und auch nicht überraschend: Viele wagen was. Es gibt eine Menge ungewöhnlicher Beiträge dieses Jahr. Nicht alle sind geglückt, aber jeder, der sich aus dem Einheitsbrei raustraut, ist zunächst mal unbedingt zu belobigen.

- Viel zu viele Beiträge sind aus mehreren nicht zusammenpassenden Teilen zusammengepuzzelt (deshalb schlage ich hiermit die neue Kategorie "Puzzlelieder" vor). Leuts: Das ist NICHT innovativ!

- Es gibt einige Beiträge, die in ihren Texten eine sehr klare Kante zeigen. Der Trend geht weg von "Ei laaf ju, ju laaf mi, laaf mer zamm, wo laaf mer hi". Das ist unbedingst zu begrüßen.

- Die 4-Chord-Songs halten sich in SEHR engen Grenzen. Die unrühmliche Ausnahme habe ich angeprangert.

- Apropos: Glaubt bloß nicht, dass es toll ist, dem eigenen Beitrag derart nicht zu mögen. Ich fühl mich gerade genau so, wie wenn ich mich immer fühle, wenn der FC Bayern in der Champignons Liege [sic!] spielt. Aber was Recht ist, muss Recht bleiben. Ihr könnt mich jetzt gern alle beshitstormen, ich werde mich ab sofort zurückhalten und Artikel, die dem deutschen Beitrag huldigen, tunlichst nicht mehr lesen. Wird eine verdammt harte Saison für mich.

- Verdammt hart werden auch die Semis: Das erste, weil so viel Gutes und das zweite, weil so wenig Gutes drin ist. Könnten nicht noch zwei Superbeiträge aus dem ersten Semi rüberwandern ins zweite? Das erste wird ein Gemetzel und das zweite ein Schneckenrennen.

- Darf ich den Björkmensch mal amtlich in den A...llerwertesten treten für seine mit Gabel und Messer zusammengeklöppelte Startreihenfolge? RYBAK STARTET im zweiten Semi? Gehts eigentlich noch?

- Auch das Finale wird wohl ein Schneckenrennen, im Moment sehe ich aber keinen, der an Israel vorbeiziehen kann. Auch wenn mir der Song nix gibt: Die Frau ist toll, die Botschaft ist toll, und mit ihrem Sieg könnte ich bestens leben.

- Mein Dank geht in diesem Jahr an die wie immer zuverlässige und wunderbare Seite aufrechtgehn.de (auch wenn ich festgestellt habe, dass unsere Meinungen in diesem Jahr weit auseinanderliegen) für die zuverlässige Lieferung aller Videos.

(- und meine Lütten habens doch toll gemacht, oder? Dafür nehme ich auch in Kauf, dass ich im Moment jeden Abend Tschechien und Griechenland rauf und runter spielen muss - es gibt Schlimmeres im Leben!)

- Frau Fabian wird langsam wirklich altersmilde. Was willste machen.

Ich wünsche uns allen eine fantastische Saison! May da best one win!

Dienstag, 3. April 2018

ESC 2018 - Teil 9

Und dann noch die Big 5 plus Puttugall:

Portugal: Cláudia Pascoal - O Jardim

Letztes Jahr hatten wir doch schon mal mit leisen Tönen Erfolg, dachte man sich in Portugal, da probieren wir es doch gleich mal wieder. Claudia hat ein hübsches Stimmchen, ein hübsches Kleid, hübsche rosa Haare und ein sehr hübsches Gesicht. Sie macht das auch sehr ordentlich, aber dennoch ereilt uns mittendrin ein WTF-Moment, als sich nämlich die Backgroundsängerin mitten im Lied umdreht, mitsingt und Claudi allein schon qua Stimmvolumen platt an die Wand fegt. Das müssen sie unbedingt noch in den Griff bekommen. Dennoch: Weitaus besser als fast alles aus der zweiten Hälfte des zweiten Semis.

Chancen auf die Top Ten: Gibts Heimbonus? Nee, oder? Dann nicht.
Lissabon 2019? No.
7/10 (Kinder: 7 und 8)


Spanien: Amaia Romero Arbizu + Alfred García Castillo - Tu Canción

Licht und Schatten beim derzeit bei den Bookies sehr hochgehandelten Beitrag. Die Inszenierung ist klasse, keine Frage. Da hat man fast alles richtig gemacht, allerdings sollten sie sich in Lissabon dann am Ende auch küssen, damit es noch überzeugender rüberkommt. Auch die Amaia ist klasse, ihr nimmt man das alles ab. Allerdings, und das ist der große Haken an der Sache, befinden sich die beiden erkennbar nicht auf Augenhöhe. Sie: "Ja, du bist wirklich bei mir. Du hast es wirklich geschafft, eine so tolle Frau an Land zu ziehen. Komm, ein bisschen Mut!" Er dagegen guckt wie ein Hund im Leckerliladen, der nicht weiß, wie ihm geschieht: "Ich. Hier. Eurovisionsbühne. Darf mit dieser tollen Frau singen und kuscheln. Passiert das gerade in echt?" Daran muss bis Mai noch gearbeitet werden. Wenn sie das schaffen, könnte das eins von Spaniens besseren Ergebnissen werden.

Chancen auf die Top Ten: Siehe oben. Wenn sie das in den Griff kriegen und die Gesangsleistung stimmt, dann ja.
Madrid 2019? Es wär zu süß, aber nein.
8/10 (Kinder: 5 und 5)


Italien: Ermal Meta + Fabrizio Moro - Non mi avete fatto niente

Die Italiener liefern wie immer amtlich ab, und wie! Aus Rücksicht auf den mitschauenden Nachwuchs habe ich nicht das offizielle Video gezeigt, sondern den Liveauftritt. Wenn man den italienischen Text versteht, obendrein noch den englischen Text eingeblendet bekommt und somit alles versteht, haut das voll rein. Das ist kein Wischi-Waschi-Peace-Peace-Peace-Wir-haben-uns-alle-lieb-Ding, das ist eine ganz klare kantige Ansage. Und zwar eine, die weder auf Gefälligkeit noch auf ESC-Tauglichkeit aus ist. Gerade das nimmt sie für mich ein.

Chancen auf die Top Ten: Wehe, wenn nicht!
Rom 2019? In einer gerechten Welt: Ja, unbedingt! Aber die Welt ist leider nicht gerecht.
10/10 (alles andere verbietet sich hier!) (Kinder: 3 und 7 (wie man sieht, haben die den Text nicht verstanden)


Großbritannien: SuRie - Storm

Blutleer. Das ist so ziemlich die einzige Vokabel, die mir dazu einfällt. "Storms don't last forehehehever.  Forehehehever. Forehehehever. We can hold our hands togehehehether..." Und sehr viel anderes eurovisionskompatibles Vokabular. Auch ansonsten hat man anderswo zugelangt, die Stelle vorm Refrain, wo die Drums plötzlich immer schneller werden, kam mir sehr bekannt vor, und ich hab das halbe Lied gebraucht, bis es mir eingefallen ist, woher ich das kenne. Das gabs auch bei "Rise up" (GR 2014) Ach geh doch. Du siehst zwar aus wie Annie Lennox und glaubst, Dich genauso anzuhören, aber weißte was: Tuste gar nicht!

Chancen auf die Top Ten: Nä. Kandidat für die rechte Hälfte!
London 2019? Auch da gibts wieder ein Eurovisionskonzert.
5/10 (Kinder: 3 und 6)


Frankreich: Madame Monsieur – Mercy

Und schon wieder so ein Ding, das voll ins Kontor haut. Dieses Mal geht es um ein Kind, das an diesem Tag auf dem Meer zwischen zwei Kontinenten geboren wird. Mit anderen Worten: Hier wird thematisiert, wie viele Menschen auf ihrer Flucht übers Mittelmeer alljährlich ertrinken. Das ganze ist so zurückgenommen wie nur irgend möglich, es gibt keine Bilder (okay, es gibt das Meer), es gibt nichts, was in irgendeiner Weise vom Text ablenkt. Und der knallt voll rein.

Chancen auf die Top Ten: Alles andere wäre unfassbar ungerecht.
Paris 2019? Ah oui, warum nicht? Allerdings haben es Lieder, die rein auf den Text setzen, immer recht schwer. Vor allem, wenn sie nicht auf englisch gesungen werden.
10/10 (Kinder: 3 und 9 (wieder den Text nicht verstanden))


Deutschland: Michael Schulte – You let me walk alone

Lieber Michael, ich hoffe, Du guckst bei Frankreich und Italien genau hin. SO inszeniert man nämlich Beiträge über Sachen, die einem am Herzen liegen, und nicht mit so einem blöden Laptop, wo man sich Bilder von den Leuten mit ihren Vätern schicken lässt. Das ist too much. Das mag auf andere noch so waaaahnsinnig authentisch und bewegend rüberkommen, mich stößt es ab. Und dass Du Dein Anliegen in eurovisionsgefälligen Four-Chord-Seich verpackt hast, nimmt mich auch nicht gerade für Deinen Beitrag ein. Wir beiden werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Noch so ein paar Aktionen, und Boggie ist ihren Status als meine Hassbeitrag-Nummer-1-Lieferantin los. Und die Gründe? Na, rat mal. Ich hasse es, wenn man meint, mit dem Holzhammer meine Tränendrüsen malträtieren zu müssen.

Chancen auf die Top Ten: Könnte ein Roman-Lob-Ergebnis einfahren.
Berlin 2019? Bitte nicht. Ich freu mich jederzeit über einen deutschen Sieg, aber bitte bitte bitte nicht damit!
5 (für den Song, der audio nicht ganz so unerträglich ist) plus minus 5 (für die Attitüde, den Laptop und alles andere) macht zusammen 0/10 (Kinder: 0 und 0)

ESC 2018 - Teil 8

Schweden: Benjamin Ingrosso – Dance You Off

Der FC Bayern des ESC schickt mal wieder totproduzierte seelenlose Scheiße, pardon my French. Ein Büblein mit einer Kopfstimme, um die es Dieter Bohlen glühend beneiden würde, tanzt sich durch ein hochartifizielles "Musikstück" und schubst sich dabei seine Jacke von der Schulter. Das einzige, was mir irgendwie aufgefallen ist, waren die komischen Bändel an den Jackenärmeln. Ansonsten hätte ich gern den Ton ausgemacht. Hübsch anzusehen war er ja schon.

Chancen aufs Finale: Was soll man sagen, es ist Schweden.
Stockholm 2019? Besser nicht.
4/10 (Kinder: 3 und 4)


Slowenien: Lea Sirk – Hvala, ne!

Liebe Slowenen! Nur weil ich seit fünf Jahren keine Phonetik-Veralberung mehr veröffentlich habe, heißt das noch lange nicht, dass ich es nicht mehr kann. Und ein Stück wie dieses, bei dem ich die ganze Zeit "Qual? Ah nee nee" höre, schreit geradezu danach. Ich erwarte dann eine weitere Viertelstunde Ruhm bei Euch. Das ist aber auch schon das beste, was man darüber sagen kann. Der Rest is wrong in so many ways, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Immerhin: Ich kenn Leute, bei denen es auf der diesjährigen Guilty-Pleasure-Liste ganz oben steht. Bei mir nicht.

Chancen aufs Finale: Ah nee nee.
Ljubljana 2019? Irgendwann in fünfhundert Jahren wird es schon klappen. Aber nicht 2019.
1/10 (Kinder: 4 und 3)


Ukraine: Melovin – Under The Ladder

Menowin? War der nicht mal bei DSDS? Ach nee, das war wer anders. Ansonsten stelle ich neben Puzzlesongs in diesem Jahr noch einen weiteren Trend fest: Junge Männer rennen zum Frisör, geben dort einen Haufen Geld aus und sehen dann ummen Kopp rum so richtig sch**** aus. Der Song? Ach Gott, der Song. Wie immer bei der Ukraine: Die Inszenierung wird es schon richten. Melovin spurtet gegen Mitte seines Auftritts eine Treppe hoch an einen Flügel, woraufhin es unter seinem Plateau zu brennen anfängt. Come on, baby, light my fire.

Chancen aufs Finale: Ukraine. Die Inszenierung wirds schon richten. Mehr ist ja auch nicht drin.
Kiew 2019? Nein.
3/10 (Kinder: 3 und 4)


Ungarn: AWS – Viszlát nyár

Wer diesen Blog schon seit einiger Zeit verfolgt, weiß, dass ich für Krach aller Art grundsätzlich sehr empfänglich bin. Aber ALLES lass ich mir auch nicht andrehen. Und das hier hat mit Kabat oder Teräsbetoni gar nix zu tun, das geht leider mehr in Richtung Max Jason Mai. Okay, nicht ganz so schlimm, und man ist ja in der Finsternis der zweiten Hälfte dieses Semis für so ungefähr alles dankbar, aber ich weiß nicht ...

Chancen aufs Finale: Irgendwer muss ja weiterkommen.
Budapest 2019? No no never.
4/10 (Kinder: 3 und 2)


Und aus diesem Semi muss ich jetzt zehn Finalisten finden? UFF.

Norwegen
Schweden
Dänemark
Ukraine
Ungarn
Lettland
Moldawien
Australien
Russland (YUCK!)
und ein Publikumsjoker, den ich erstmal offen lassen muss. Können wir dafür nicht einen aus Semi 1 nehmen? Nein? Okay, dann wird es wohl doch Waylon aus den Niederlanden.

ESC 2018 - Teil 7

Georgien: Iriao – For You

Das schöne an Vorjahresgewinnern ist ja immer, dass sich im Jahr darauf alle davon inspirieren lassen. Daher bekommen wir in diesem Jahr eine Häufung außergewöhnlicher Beiträge. Ganz vorne mit dabei: Die Wundertüte aus dem Kaukasus mit einem Stück, das viel zu gut, viel zu kompliziert und überhaupt viel zu alles für den ESC ist, garantiert nicht aus Schweden kommt, in LANDESSPRACHE gesungen wird, genauso garantiert von allen geschmäht wird und das Finale nie im Leben von innen sehen wird. Und Frau Fabian schockverliebt mit offenem Mund zurücklässt.

Chancen aufs Finale: Siehe oben.
Tbilisi 2019? Nein.
10/10 (Kinder: 6 und 3)


Lettland: Laura Rizzotto – Funny Girl

Ich bin ja an und für sich ein riesengroßer Risotto-Fan, aber dann muss das Risotto auch perfekt zubereitet werden. Liebe, Laura, wenn man ein so sparsam instrumentiertes Lied hat, dann muss JEDER Ton PERFEKT sitzen. Ist das nicht der Fall, MERKT der Kunde das. In dem Falle also ich. Das Lied ist Geschmackssache, schon sehr interessant, aber nicht für jeden konsumierbar. Interessant und außergewöhnlich ist immer gut, aber die gesamte Optik inklusive Haareschwenken passt hier überhaupt nicht zum Song. Funny girl indeed. Mit deutlichem Zug in Richtung "Strange".

Chancen aufs Finale: Puh. Lettland ist mit außergewöhnlichen Beiträgen ja schon öfter (aber nicht immer) gut gefahren. Wenn Laura die Töne trifft und sie die Inszenierung noch anpassen, kann es klappen, muss aber nicht.
Riga 2019? Nein.
5/10 (Kinder: 5 und 7)


Malta: Christabelle Borg – Taboo

Es erinnert sich doch bestimmt der eine oder andere an Maltas Amber, die vor drei Jahren von der Fangemeinde für ihr halbgares "Warrior" so unglaublich gehypt wurde und dann im Semi sang- und klanglos unterging. An diesen Beitrag fühle ich mich gerade erinnert. Auch "Taboo" ist nicht muh und nicht mäh, Christabelle singt zwar fein, aber es erreicht mich überhaupt nicht. Und wenn man schon einen Glaskasten mit vier Leuten drin hat, will ich am Ende die Scherben auf der Bühne und die Leute außerhalb vom Glaskasten sehen! Zu viert hat man ja im Gegensatz zu Eric Saade auch eine Chance, dass das klappt. Nein, Liebes, Du kannst für den Samstag beruhigt andere Pläne machen.

Chancen aufs Finale: Fliegt raus.
Valletta 2019? Ach geh doch weg.
2/10 (Kinder: 5 und 5)


Montenegro: Vanja Radovanović – Inje

Ich bin ja bekennender Fan von Balkanballaden aller Art, und Montenegro ist mit dieser Musikrichtung bisher sehr gut gefahren. Aber Knez und vor allem Sergej Cetkovic hatten die weitaus besseren Lieder. Dieses Jahr wird das leider nix. Wenn man eine Balkanballade schickt, sollte sie nicht von einer anderen abgekupfert sein (die Anleihen zu dem fantastischen "Lejla" sind unverkennbar) und vor allem einen Sänger haben, der etwas mehr Bühnenpräsenz hat als der durchschnittliche Eimer Wasser. Auch stimmlich ist das eher matt, so dass es diese Balkanballade ausnahmsweise im Semi schrägen wird.

Chancen aufs Finale: Nein.
Podgorica 2019? Auch nein.
6/10 (Kinder: 3 und 1)


Polen: Gromee feat. Lukas Meijer – Light Me Up

Eigentlich ist die Nummer ja gar nicht soooo schlecht, wenn sie sich mal entscheiden könnte, was sie eigentlich sein will. Ich hab keine Ahnung, warum es dieses Jahr so viel Puzzlemusik gibt, das heißt, Songs, die aus verschiedenen nicht zusammenpassenden Teilen zusammengeschustert wurden. Mit dem Vorjahressieger ist das nicht zu erklären, "Amor pelos dois" war wie aus einem Guss. Aber das ist noch nicht das schlimmste. Ich musste gerade erstmal ins Badezimmer, meine klingelnden Öhrchen versorgen. So schief sang nur Magdalena Tul vor sieben Jahren. Und die wurde trotz Favoritenstatus in ihrem Semi Letzte. Ratet mal warum.

Chancen aufs Finale: Nur, wenn sie den Sänger austauschen. Und selbst dann wirds eng.
Warschau 2019? Never.
3/10 (Kinder: 2 (nur für den Hintergrund) und 3)

Montag, 2. April 2018

ESC 2018 - Teil 6

Rumänien: The Humans – Goodbye

Die Rumänen sind ja bis dato immer ins Finale gekommen, aber ich habe so das dumpfe Gefühl, dass es in diesem Jahr sehr eng werden könnte. Denn das hier ist einfach in jedweder Hinsicht halbgar: Die Sängerin hat zwar wunderschöne lange blonde Haare, die sich sehr schön rumschütteln lassen, wenn das Lied ein wenig lauter wird, aber es wäre schön, wenn sie in der Tiefe mehr Volumen hätte und in der Höhe auch mal die Töne treffen würde. Zwei merkwürdige Menschen mit Masken nehmen ihr zu Beginn den schwarzen Mantel weg und man fragt sich warum. Und dann der Song: Das kann man sich zwar anhören, aber besser fänd ich, wenn man sich irgendwan mal für Ballade einerseits oder Radau andererseits entscheiden könnte. Von mir aus auch für Balladenradau. Ich weiß genau, dass ich mir das auf CD noch schönhören werde, aber live ist das leider suboptimal.

Chancen aufs Finale: Siehe oben. Dieses Jahr wird es kritisch damit.
Bukarest 2019? Nein.
4/10 (Kinder: 1-2 und 4-5)


Russland: Yulia Samoylova – I Won’t Break

Es gibt keinen Beitrag, wo mir die Trennung von Song und Person/Land schwerer fällt als bei diesem. Das Drama aus dem letzten Jahr und die Rolle, die die Samoylova dort gespielt hat (der Auftritt auf der Krim nach dem Rückzug!!!), sind hinlänglich bekannt und nicht vergessen. Ich zwinge mich jetzt trotzdem dazu, das Lied objektiv zu betrachten. Es ist nicht ganz so ein schlimmer Rotz wie letztes Jahr aber deshalb noch lange nicht gut. Da sitze ich und bin ratlos. Let's get it over with.

Chancen aufs Finale: Es ist Russland.
Moskau 2019? Na hoffentlich nicht.
3/10 (Kinder: 5 und 5, sind aber beide genauso ratlos wie ich)


San Marino: Jessika ft. Jenifer Brening – Who We Are

Liebe San Marinesen! Wir haben ja inzwischen mitbekommen, dass Ihr hart an Eurem Ruf als Eurovisionskatastrophenland Nummer 1 arbeitet. Wir wollten Euch nur sagen, die Bulgaren sind inzwischen aus diesem Wettbewerb ausgestiegen, Ihr könnt die Schreck-Schrauben wieder ein kleines bisschen lockerer lassen. Also DAS HIER war nun wirklich nicht nötig. Drei Tipps: Gebt der Dschessika (oder wars die Dschenniffa?) eine Packung Tempos mit nach Lissabon. Dass sie nicht den Rotz zwischendrin hochgezogen hat, ist alles. Zweitens: Sucht jemanden, IRGENDjemanden, der der Dame Gesangsunterricht geben kann. Krassimir Avramov zittert bereits um seinen Status als Car-Crash-Lieferant Nummer Eins. Drittens: Tauscht den "Song" aus. Und die "Sängerin". Und die "Klamotte". Ach, am besten einfach alles. Es ist wie ein Auffahrunfall mit einem Tanklaster. Schrecklich, aber man kann auch nicht weggucken. Wir ziehen dann mal die Tripel-Null.

Chancen aufs Finale: Pruuuuuuuuust.
Serravalle 2019? 3019 vielleicht.
0/10 (Kinder: 0 ("Gott bewahre mich...") und 0)


Serbien: Sanja Ilić & Balkanika – Nova deca

Hm. Das ist jetzt wieder ganz schwierig. Es ist ja löblich, dass die Serben nach drei englischsprachigen Jahren wieder zu ihrer Landessprache zurückfinden, aber irgendwie ist das hier ein Gesamtkunstwerk, das angemessen zu würdigen mir recht schwerfällt. Es fängt gut genug mit einer Flöte an ("Lane moje" oder "Lejla", anyone?), aber dann singt eine Dame etwas, was sich verdächtig nach dem Geheimnis bulgarischer Stimmen anhört, was ja nun wirklich nicht jedermanns Sache ist. Der Refrain ist dann wieder ganz okay, aber dann setzen Beat und erneut bulgarisches Gewimmer ein. Ich möchte es so gern anerkennen und kann doch nicht ...

Chancen aufs Finale: Das könnte sehr schwer werden.
Belgrad 2019? Nein.
5/10 (Kinder: 5 und 5)

ESC 2018 - Teil 5

Erste Hälfte des 2. Semifinals:

Australien: Jessica Mauboy – We Got Love

Seit zwei Jahren spielt sich bei mir jedes Mal beim Hören/Anschauen des australischen Beitrags das gleiche im Kopf ab: Ich denke an das geniale Debüt 2015 und bin frustriert. So auch dieses Jahr. Jessi ist hübsch, kann auch gut singen, aber sorry: Ihr Song ist strunzlangweilig. Nichts, was ich ausmachen müsste, aber auch nichts, was ich unbedingt nochmal hören müsste. Und bitte, liebe Frau Mauboy: Das Kleid aus dem Preview-Video bleibt bitte unbedingst aus. Das ist nicht nur hässlich, sondern macht obendrein noch dick.

Chancen aufs Finale: Es ist Australien. Wird schon klappen. Wird aber vermutlich das schlechteste australische Ergebnis ever werden.
Woauchimmer 2019? Nope
6/10 (Kinder: 5-6 und 6-7)


Dänemark: Rasmussen – Higher Ground

Dänemark kriegt ja alle Jahre wieder eins von mir auf die Mütze, weil sie mich immer mit dem gleichen Durchschnittsseich ärgern. Offensichtlich werden wir auch in Dänemark gelesen und zu Herzen genommen, denn in diesem Jahr passiert das Undenkbare: Die Dänen schicken einen richtig, richtig guten Beitrag. Ein rothaariger Wikinger mit einem Feuer-und-Eis-Song mit viel Trockeneis und finsteren Gestalten im Gepäck - ich bin verzückt! Lediglich die stimmlichen Wackler muss er noch in den Griff kriegen, dann wird das endlich mal ein dänischer Beitrag, der von mir nicht gedisst wird.

Chancen aufs Finale: Na hoffentlich. Mit Schweden, Norwegen und Lettland im gleichen Semi klappt das hoffentlich.
Kopenhagen 2019? Nein.
9/10 (Kinder: 9 ("Wow!" und 8)


Moldawien: DoReDos – My Lucky Day

Die Moldawier sind mit Beiträgen, die sich selbst nicht ganz so ernst nehmen und eine Menge Blasinstrumente beinhalten, bisher immer bestens gefahren, und das ist auch dieses Jahr nicht anders. Die Idee mit den Spiegelwänden ist großartig, die teilweise andere vergangene Beiträge zitierende Tanzchoreographie ebenfalls. Das Lied - nu joo. Es könnte dem einen oder anderen zuviel des Guten werden, aber auf jeden Fall macht meinereinen das Ganze zumindest mal eine Menge Spaß, auch wenn es von Kirkorov geschrieben wurde. Und nur darum gehts. Geht es nicht?

Chancen aufs Finale: Hm. Es könnte als "zuviel von allem" wahrgenommen werden, aber ich denke, es könnte knapp reichen.
Chisinau 2019? Nope
8/10 (Kinder: 4 und 5)


Niederlande: Waylon – Outlaw in ‘Em

Waylon, männliche Hälfte der Common Linnets, ist heuer ohne Ilse de Lange unterwegs. Als Begleitung hat er dafür eine Gitarre, die glaub ich früher mal Mark Knopfler gehört hat, zumindest hatte der mal so eine ähnliche Gitarre. Ich weiß nicht, was man sich in den Niederlanden von der Nominierung versprochen hat, aber etwas, das auf alle Eurovisionsgesetze pfeift, funktioniert NICHT jedes Mal. Waylon schreit sich angestrengt durch seine drei Minuten, und man ist als Zuschauer bereits nach anderthalb Minuten ebenfalls angestrengt. Den Song finde ich zwar geil, aber das hier dürfte vollkommen chancenlos sein. Nur der Name zieht leider nicht.

Chancen aufs Finale: Keine.
Amsterdam 2019? Konzert im Melkweg? Ja sicher. Sonst aber nicht.
7/10 (Kinder: 3- und 2)


Norwegen: Alexander Rybak – That’s How You Write A Song

So, un nu kommts. Wir waren auf keinen Beitrag so gespannt wie auf diesen, und Darling Alex hat uns nicht enttäuscht. Die bewährte Rybak'sche Charmeshow funktioniert natürlich nach wie vor ohne Probleme, aber guck an: Alex kann sogar tanzen. Der Song ist vielleicht ein wiiiinzig kleines bisschen repetitiv im Refrain, aber meine Güte - das macht SPASS! Und den versprüht er auch auf der Bühne. Wunderbar auch die Ideen mit den gezeichneten Instrumenten - Luftinstrumente spielen ist ja immer gewagt, aber er wird damit durchkommen. Unser Favorit bisher!
Chancen aufs Finale: Ja sichi.
Oslo 2019? Ob es für den Doppelsieg reicht, weiß ich nicht. Es wird jedenfalls kein solcher Erdrutsch wie vor neun Jahren, muss es aber auch nicht.
9/10 (Kinder: 9-10 und 9-10)

Sonntag, 1. April 2018

ESC 2018 - Teil 4

Mazedonien: Eye Cue – Lost And Found

Ich halte mich ja nun weiß Gott für alles andere als eine Musikdilettantin, aber mit diesem Song bin ich offen gesagt hoffnungslos überfordert. Ich habe die ganze Zeit versucht, hier irgendeine Struktur zu erkennen, bin aber grandios gescheitert. Das ist aus mindestens vier verschiedenen Songs zusammengepuzzelt, und immer wenn man denkt, man hat kapiert, worum es geht, wird wieder eine Kehrwendung gemacht. So nicht, Freunde!

Chancen aufs Finale: Ich würde es, nachdem San Marino 2013 und die Schweiz 2008 mit Stilmixen ausgeschieden sind, als persönliche Beleidigung empfinden, wenn das weiterkommt.
Skopje 2019? Oh geh fort.
3/10 (Kinder: 7 (für Abzug gesorgt haben das Outfit und die schreckliche Wimperntusche) und 8+)


Österreich: Cesár Sampson – Nobody But You

Tu felix Austria! Unser Nachbarland hat in den letzten Jahren ein Händchen dafür entwickelt, Beiträge zu finden, die der Frau Fabian richtig, richtig, RICHTIG gut gefallen. Und in diesem Jahr wird es nicht nur die Frau Fabian sein, der das gefällt. Cesár war eine brilliante Wahl, der Mann kann singen, er hat einen großartigen Song und er weiß, wie der ESC tickt. Ich das sehr mögen! Das Video ist supergenial gemacht, aber ich bin sicher, dass Herr Sampson auch auf der Bühne überzeugen wird. Für die dritte 10/10 in Folge reicht es nicht ganz, aber summa summarum 29 Punkte in drei Jahren hat bei mir meines Wissens noch nie ein Land geschafft.

Chancen aufs Finale: Aber hallo!
Wien 2019? Ach wär das schön. Aber ich glaube, dafür reicht es nicht.
9/10 (Kinder: 8-9 (einfach coooooooool) und 8)


Schweiz: ZiBBZ – Stones

In den letzten Jahren hat die Schweiz mit Ausnahme des dennoch unterbewerteten Sebalter anno 2014 keine nennenswerten Ergebnisse eingefahren. Es wäre sehr zu hoffen, dass sich das in diesem Jahr ändert. Der Song ist knackig, die Stimme der Sängerin erinnerte meinen Nachwuchs ein wenig an Lena, und der Song hat ein sehr wichtiges Thema zum Inhalt: Der Hetze in den sozialen Netzwerken und die leider zunehmend auf dem Vormarsch befindlichen alternativen Fakten. Es ist ein wenig schade, dass auf solche Dinge beim Song Contest so selten geachtet wird - Songs mit intelligenten Texten, die sonst keinen anderen Bonus haben, haben es leider sehr schwer, zumal, wenn, wie in diesem Fall, der Text sehr schwer zu verstehen ist (oder bin das ich?). Das ist aber trotzdem kein Grund, es nicht zu tun, und deshalb ist der Schweizer Beitrag unbedingt gutzuheißen!

Chancen aufs Finale: Es wird SEHR schwer. Ich hoffe trotzdem, dass es klappt.
Zürich 2019? Leider nicht.
8/10 (Kinder: (9+ (cooler Hintergrund) und 9)


Zypern: Eleni Foureira – Fuego

Okay, okay, okay. Es heißt EuroVISION Song Contest. Die Zyprer haben das wörtlich genommen und bei ihrem Beitrag ausschließlich Wert auf den visuellen Teil gelegt. Eleni ist eine aufregend schöne, verrucht wirkende Frau mit Kurven wie aus Silikon gespritzt, und sie weiß selbige trefflich zu schwingen. Da ist es auch zu verschmerzen, dass der Allmächtige sie nicht gerade mit der schönsten aller Stimmen ausgestattet hat, aber darauf und auf den erbärmlichen Song achtet hier eh kein Mensch. Ich gehe von einer atemberaubenden Choreographie und Performance aus, die Europas Heteros in Scharen zum Anrufen bringen.

Chancen aufs Finale: Viele Heteromänner - viele Anrufe - vielleicht Finale.
Nikosia 2019? Never ever.
3/10 (Kinder: 4-5 und 5)



Jetzt fehlt noch eine Prognose. Und das ist verflucht schwierig, ich hab nämlich zu viele Weiterkommer.

Mal gucken:

Belgien
Bulgarien
Israel
Estland
Finnland
Tschechien
Österreich

und um die restlichen drei Plätze kloppen sich Armenien, Aserbaidschan, Griechenland, Kroatien und Zypern.

Kroatien und Zypern werden es nicht beide schaffen. Von den anderen dreien hat wohl leider die Griechin die meisten Probleme. Armenien, Aserbaidschan und.... hmmmmmmm... Uff. Würfeln. Würfel sagt Kroatien.

Wenn das so kommt, hätten wir tatsächlich zum ersten Mal sechs Weiterkommer aus der ersten Hälfte. Metzel-Semi. Kommt eh anders.

ESC 2018 - Teil 3

Erstes Semi, zweite Hälfte:

Armenien: Sevak Khanagyan – Qami

Fischt im selben Pool wie Eugent aus Albanien und hat genau die gleichen Probleme mit der Frisur. Da muss bis Mai dringend was passieren. Und wann ist endlich diese idiotische Mode zu Ende, dass sich schöne Männer ihr Gesicht durch Behaarung desselben entstellen? Bei Sevak kommt noch erschwerend hinzu, dass die Herrenausstatter in Jerewan alle schon geschlossen hatten, so dass er sich aus seiner alten Motorradlederjacke und einem Pulli ein Outfit zusammenschustern musste. Dabei hat er sich wohl von der Kluft der Römer im Asterix inspirieren lassen. Auch hier muss was passieren. Bleibt das Lied, und das ist das große Plus an diesem Beitrag. Armenien zum ersten Mal komplett in Landessprache, und wenn auch der Beitrag zwei Minuten braucht, um so richtig aus dem Quark zu kommen, ist der Schluss doch sehr, sehr gut.

Chancen aufs Finale: Es könnte eng werden.
Jerewan 2019? Nein.
6/10 (mit Luft nach oben. Kinder: 3 und 2-3)


Finnland: Saara Aalto – Monsters

Was hat man sich in Finnland nicht alles von der Direktnominierung der Saara Alto versprochen. Den zweiten Sieg nach Lordi - mindestens, deshalb singt sie ja auch von Monstern. Bevor der Song rauskam, lag sie bei den Bookies ganz vorne, seit der Song bekannt ist, befindet sie sich im freien Fall. Und zu Recht, denn: Mitreißend ist das beim besten Willen nicht. Es ist alles auf Auffallen getrimmt, und einige Ideen wie zB das Schwarzlicht sind ja auch ganz nett (wobei noch zu klären ist, ob sie das in Lissabon auf der ESC-Bühne überhaupt erlauben), aber es holt mich dennoch nicht ab. Wird das Finale erreichen, möglicherweise auch die linke Seite des Scoreboards, aber ansonsten keine Rolle mehr spielen.

Chancen aufs Finale: Ja, schon.
Helsinki 2019? Nein.
6/10 (Kinder: 5-6 (Abzug wegen Klamotten, Federdingsda und Frisuren) und 6)


Griechenland: Gianna Terzi – Oneiro Mou

Die Geschichte der Griechen in den letzten Jahren ist durchaus wechselvoll. Nachdem sie 2016 bekanntlich das erste Mal ausschieden mit einem Beitrag, der sich einen Scheißdreck um alle geltenden Eurovisionsregeln scherte, schickten sie letztes Jahr etwas, wo nur der Name der Sängerin entfernt an was Griechisches erinnerte. In diesem Jahr gehts wieder back to the roots. Es ist griechisch, und es wird auf griechisch gesungen. Es ist sperrig, schwierig - und großartig. Ein wunderbar poetischer Text (aber auf griechisch hört sich so ungefähr alles gut an), eine schöne Frau, eine schöne Stimme - I like!

Chancen aufs Finale: Zypern, Bulgarien und Albanien im gleichen Semi ist sicherlich kein Nachteil. Sie schaffts, aber knapp.
Athen 2019? Nein.
8/10 (Kinder: 9-10 und 4)


Irland: Ryan O’Shaughnessy – Together

Oh-kay. Ich habe jetzt ungefähr anderthalb Monate Zeit, um mich am 8. Mai auf einen sehr bitteren Moment einstellen zu können. Dieser Song geht mir aus irgendeinem Grund brutal ans Herz und löst in mir ähnliche Gefühle aus wie der finnische Beitrag des Vorjahres. Mit anderen Worten: Ich heule gerade wie ein Schlosshund, und das passiert beim ersten Hören sonst NIE. Dennoch hat Gary O'Shaughnessys Neffe keine Chance aufs Finale. Aber dieses Mal weiß ich es wenigstens vorher.

Chancen aufs Finale: Siehe oben.
Dublin 2019? RTE darf noch ein weiteres Jahr Geld sparen.
9/10 (5 und 8-9)


Kroatien: Franka – Crazy

Dieses Lied SCHREIT förmlich nach sehr wenig Textil und einer superschwülstigen Inszenierung. Wie ich die Kroaten kenne, werden sie das auch genau so umsetzen. Es ist gut gemacht. Das ist aber auch schon das beste, was man darüber sagen kann.

Chancen aufs Finale: Jepp. Es wird genügend Heteromänner geben, die sich davon einwickeln lassen.
Zagreb 2019? NEVER.
4/10 (Kinder: 0 ("Aaaaargh!") und 4)

ESC 2018 - Teil 2

Island: Ari Ólafsson – Our Choice

Ach, Island. Nachdem Du in den Jahren 2003 bis 2014 einen Supersong nach dem anderen rausgehauen hast, ist in den letzten Jahren irgendwie der Wurm drin. Und auch dieses Jahr werdet Ihr das Finale wieder von außen angucken. Ein 08/15-Büblein mit einem 08/15-Lied und einer vor Klischees nur so triefenden Weltverbessererbotschaft. Wort mit x. Dabei würd ich so gern mal einen Grund haben, nach Reykjavik zu fahren. Aber 2019 wird das auch wieder nix.

Chancen aufs Finale: Wenn er sich eine Karte kauft, ja. Sonst nicht.
Reykjavik 2019? Ach geh doch weg.
5/10 (Welpenschutz. Die Kinder dagegen sind hin und weg. 9 und 9)


Israel: Netta Barzilai – Toy

So, ich wappne mich dann mal für den Shitstorm. Auf der Habenseite haben wir ein fülliges, verrücktes Huhn, das seinem Boy unmissverständlich klar macht, dass es kein Spielzeug ist. Und ich nehm ihr auch ab, dass ihr das ein Herzensanliegen ist und dass sie da nicht nur auf den metoo-Zug aufspringt. Aber so hehr die Botschaft, so beliebt der Song bei den Bookies und so toll die Interpretin: Isch mag dänn Song nischt. Das wird polarisieren und könnte ein Lordi-Ergebnis einfahren. Aber könnte auch abstürzen.

Chancen aufs Finale: Ja sicher. Das ist weiter.
Jerusalem 2019? Schwierig. So geschwätzt wie die Bookies und viele andere seh ich das nicht, es wird aber sicher um den Sieg mitspielen.
3/10 (Kinder: 0-1 (wegen der Backings) und 4)


Litauen: Ieva Zasimauskaitė – When We’re Old

Schöne Frau singt schöne Ballade. Bei Litauen freut man sich ja schon über kleine Fortschritte. Das ganze ist sehr, sehr klassisch und sehr, sehr unauffällig bis auf den Schluss. Wo der Mann dazukommt, verreißt sie es kurzfristig, das ist schade, aber auch irgendwie sehr sympathisch. Macht das ganze nahbar. Vom Sitzen auf dem Boden würde ich in diesem Falle abraten, das hat außer bei Loic Nottet noch nie funktioniert. Sehr hübsch, wird aber leider untergehen.

Chancen aufs Finale: Kaum.
Vilnius 2019? Nein.
7/10 (Kinder 8 und 7)


Tschechien: Mikolas Josef – Lie To Me

Ja SAGE mal! Wer in der Eurovisionshistorie einigermaßen kundig ist, sitzt vollkommen baff vorm Bildschirm und reibt sich die Augen. DAS soll aus TSCHECHIEN kommen? Aus dem neben San Marino erfolglosestem unter den aktiven Ländern? (Nur Andorra ist noch schlimmer.) Und dann das: Der lustig-pfiffige Mikolas hat eine Trompete mitgebracht und eine Nummer, die vom ersten bis zum letzten Ton Spaß macht. Das wird auf jeden Fall (wenn nix schiefgeht) die Final-Top-Ten knacken und den Tschechen ihr mit Abstand bestes Ergebnis bescheren. Es gibt allerdings einen kleinen Abzug, denn das Ding macht in den Strophen mehr Krach als im Refrain, eigentlich sollte es doch umgekehrt sein. Das ist aber nix, was man nicht in den Griff kriegen kann.

Chancen aufs Finale: Ja sicher.
Prag 2019? DAS wär mal was. Die Final-Top-Ten halte ich für sicher, was dann noch kommt, wird man sehen.
8/10 (Kinder: 7-8 und 8-9)


Weißrussland: Alekseev – Forever

Die Weißrussen haben ja im letzten Jahr den mit Abstand besten Beitrag ihrer Eurovisionsgeschichte entsandt, der leider nicht angemessen entlohnt wurde. Prompt greifen sie dieses Jahr mal wieder so richtig ins Klo und schicken ein schief singendes Jüngelchen mit einem Liedchen, das ich sofort nach dem Hören schon wieder vergessen habe. Über das Schicksal des Beitrags wird allerdings ein ganz anderes Detail entscheiden: Trgt Alekseev in Lissabon den LED-Anzug oder nicht? Im ersten Fall könnte man was Ähnliches daraus machen wie weiland bei Mika Newton, da haben ja alle auch nur auf die Sandmalerin geschaut. Falls er das Ding nicht an hat, kann er froh sein, wenn er in diesem Semi nicht Letzter wird (aber dafür wird schon das ein oder andere Bruderland sorgen).

Chancen aufs Finale: Siehe oben.
Minsk 2019? Nein. Besser ist das.
2/10 (für den Anzug. Kinder: 1 (aber nur wegen des LED-Anzugs) und 5 (Anzug))

ESC 2018 - Teil 1

Los gehts mit der ersten Hälfte des ersten Semis:


Albanien: Eugent Bushpepa – Mall

Es geht gleich zu Anfang sehr gut los: Herr Buschpfeffer hat zwei super funktionierende Stimmbänder und weiß sie gekonnt einzusetzen. Ich hab mir den Live-Auftritt vom FiK angeschaut, das war stellenweise bestechend gut, allerdings hat er im Mittelteil auch ein paar kleine Wacklerchen drin gehabt. Is aber nix, was man nicht beheben kann. Ich hatte beim Anschauen ein gewisses Déjà-Vu: Vor fünf Jahren hatte Albanien ebenfalls einen wundertollen Song auf Albanisch, der allerdings etwas unter seiner Sperrigkeit und der Optik der Protagonisten litt. Die Frisse von Eugent mag ich genausowenig wie seine Ohrringe, alles andere ist zum Verlieben schön. Dennoch denke ich, dass dieser Beitrag leider das Schicksal von "Identiteit" teilen und das Finale knapp nicht erreichen wird. Ich würde mich freuen, wenn ich mich da irre.

Chancen aufs Finale: Schwierig. Ich glaube, es wird sehr, sehr schwer für ihn.
Tirana 2019? Nein.
8/10 (Kinder: 7 und 5)


Aserbaidschan: Aisel – X My Heart

Nachdem die erfolgsverwöhnten Azeris in den letzten vier Jahren teilweise nicht mal in die Nähe der Top Ten kamen, soll es in diesem Jahr die bildhübsche Aisel richten - mit einem Song, der ungefähr so aserbaidschanisch ist wie Christer Björkman. Mit anderen Worten: Man geht hier mit einer Nummer aus schwedischer Produktion auf Nummer Sicher. Ob es für die Top Ten dieses Mal reichen wird, werden wir sehen, aber das kann man sich gut anhören. Innovativ geht allerdings anders.

Chancen aufs Finale: Es ist Aserbaidschan. Natürlich kommt das ins Finale.
Baku 2019? Nein.
7/10 (Kinder: 8 und 7)


Belgien: Sennek – A Matter Of Time

Belgium means business! Nachdem sie ja nun in den letzten Jahren weiß Gott einen Lauf haben, werden sie auch in diesem Jahr weit vorne mitspielen - wenn alles gut läuft. Der Song ist nicht so innovativ wie die Songs von Loic oder Blanche und erinnert in der Tat etwas an Filmmusik (James-Bond-Assoziationen hatte ich hier nicht, aber ich in diesbezüglich auch nicht werkfest), aber das hat ja beispielsweise einer gewissen Frau Wurst auch nicht geschadet. Es kommt aber hier mehr als bei vielem anderen auf die Inszenierung an. Wenn das perfekt auf die Bühne gebracht wird und Sennek ihre Unerfahrenheit keinen Strich durch die Rechnung macht, hat das gute Chancen, vorne mitzuspielen.

Chancen aufs Finale: Das sollte ein Selbstläufer sein - wenn alles gut läuft.
Brüssel 2019? Könnte ebenfalls passieren - wenn alles gut läuft (und der Rest patzt)
8/10 (Kinder: 5 und 8)


Bulgarien: Equinox – Bones

Hm. Hm. Hm. Die Bulgaren haben sich ja in den letzten beiden Jahren eine gewisse Fallhöhe erarbeitet, und die Skurrilität ist ja, dass sie, wenn sie dann mal das Finale von innen gesehen haben, nie schlechter als Platz 5 waren. Diese Serie wird in diesem Jahr definitiv enden. Es wird viel enger mit dem Finale, als ihnen lieb sein kann, und das liegt vor allem an dem sperrigen, schwierigen, düsteren Song, der mich von der Ausstrahlung her ein wenig an DiHajs "Skeletons" erinnert und mich erst im letzten Drittel so richtig überzeugt. Und die Platzierung wird auch ähnlich sein wie bei "Skeletons".

Chancen aufs Finale: Ja, schon. Hängt noch ein bisschen vom Rest und von der Performance ab.
Sofia 2019? Nein.
5/10 (Kinder: 3 und 4


Estland: Elina Nechayeva – La Forza

Uiuiui. Das ist aber jetzt die ganz harte Kost. Die Esten, wenn man den Bookies glauben darf, Mitfavoriten auf den Sieg, schicken eine Sopranistin, die Italienisch singt, was man aber nur am Anfang erkennt. Später versteht man dann kein Wort mehr. Stimmlich ist das natürlich makellos, und die Dame hat bestimmt schon des öfteren als Königin der Nacht die "Hölle-Rache"-Arie aus der Zauberflöte zum Besten gegeben. Die Höhe hat sie ohne Probleme. Popera funktioniert beim ESC normalerweise nicht. Zum Glück gibt es aber einen Bonus, nämlich das fantastische Kleid bzw. die Lightshow auf demselben. Der Beitrag bleibt auf jeden Fall in Erinnerung und wird seine Liebhaber finden - aber nicht gewinnen.

Chancen aufs Finale: Da man nur FÜR und nicht GEGEN was anrufen kann: Ja sicher.
Tallinn 2019? Nein. Und das ist auch gut so.
5/10 (und die alle fürs Kleid. Ich war bisher bei keinem Beitrag mit der Wertung so unentschlossen. Kinder: 2 (wegen Kleid) und 3-4 (auch wegen Kleid))

ESC 2018 - ein paar Worte zuvor

Schon wieder ein Jahr rum? Schon wieder ein Jahr rum! Und die Fastenzeit (endlich!) auch. Poah, bin ich froh. Der Verzicht auf Koffein war ECHT hart und die erste Tasse heute Morgen ein Labsal.

Getreu dem Motto "nichts ist beständiger als der Wandel" gibt es in diesem Jahr auch bei meinem persönlichen Eurovisionstest drei Änderungen:

1. Nach dem krachenden Scheitern des Hörtests im letzten Jahr (von der Top 3 hat sich keiner nach dem dritten Hören in meine Gehörgänge gefräst) habe ich beschlossen, in diesem Jahr auf selbigen zu verzichten. Damit entfällt auch die Notwendigkeit, beim Hören auf die Startreihenfolge zu achten und somit deren Erstellung abzuwarten. Deshalb habe ich stattdessen aufs Ende der Fastenzeit gewartet.

2. Der Nachwuchs liegt mir seit Wochen in den Ohren, doch jetzt bitte endlich den Eurovisionsjahrgang anzuschauen und zu besprechen. Natürlich gehen sie inzwischen fest davon aus, daran beteiligt zu werden. Ergebnis seht Ihr dann gleich.

3. Das zieht die ganze Sache ordentlich in die Länge. Da wir keine Zeit (und keinen Nerv!) haben, den kompletten Jahrgang am Stück anzuschauen und zu besprechen, teilen wir das in zwei oder drei Teile auf.

Are you ready for the first part? Here we go!

Freitag, 23. Februar 2018

You never walk alone!

So, das war sie nun, die deutsche Vorentscheidung 2018. Ich hab den Abend gemeinsam mit meinen Lütten vor dem Rechner verbracht, während ich nebenbei in einer Facebook-Gruppe und einem Chat die Ereignisse kommentiert habe. Soviel vorab: Ich glaube, wir haben eine andere Sendung gesehen als Deutschland und der Rest der Welt. Zumindest fühle ich mich gerade sehr allein.

Aber der Reihe nach.


Die Bühne: Erinnerte so ein bisschen an Düsseldorf ohne die LED-Wand. Nicht schlecht, kann man machen, wenn auch die Satellitenbühne etwas klein geraten war und die Moderatoren zu recht seltsamen und so gar nicht tagesschaumoderatorinkompatiblen Assoziationen bewegte.


Die Moderation: Welche Moderation? War da was? Und bittschön: WARUM muss dieser Mist mit Peter Urban als Off-Kommentator sein? Kann der nicht endlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen? Aber nein, stattdessen kommentiert er sogar dann völlig unnötigerweise aus dem Off, wenn das eigentlich kein Mensch braucht.

Liebe Babsi Schöneberger, bitte bitte halte Dir doch Ende Februar / Anfang März 2019 in Deinem Terminkalender alles frei! Du wirst gebraucht!


Die Teilnehmer: Okay, kommen wir mal zum Herzstück. Ich hab mir das Hören der kompletten Songs ja bis heute Abend aufgespart, aber der grundsätzliche Eindruck der Snippets hat sich nochmal verfestigt. Die Performances boten dann allerdings die eine oder andere Überraschung:


1. Natia Todua - On my Way

Wir beginnen dann gleich mal mit der größten Negativüberraschung. Der Song zündete auch live nicht, aber vor allem traf Natia schlicht und einfach die Töne nicht. Und zwar so, dass es unangenehm auffiel. Es gibt Songs und Performances, die sowas verzeihen. Diese hier nicht. Völlig zu Recht auf dem letzten Platz gelandet.


2. Ryk - You and I

Für mich und alle meine Mitgucker der Höhepunkt des Abends. Ein sehr düsterer, sperriger, schwieriger Song, aber gute Güte, das war "Suus" seinerzeit auch! Und was für eine absolut wahnsinnige stimmliche Leistung! Wie ich vorgestern schon schrieb, verzeiht dieser Song keine Fehler, aber Ryk machte auch keine und riss mit seinem Gesang das Hallenpublikum zu Dauerapplaus und stehenden Ovationen hin. An dieser Stelle mal ein ausgestreckter Mittelfinger an die abstimmenden Zuschauer, die Ryk auf den letzten Platz setzten.


3. voXXclub - I mog di so

Was hat man sich im Vorfeld über diesen Act und diesen Song gestritten. Von "Muss nach Lissabon" zu "Alles, bloß nicht das", Zwischentöne gab es kaum. Und dann das: Die Jungs stehn auf der Bühne in ihren Krachledernen, machen Mordsgaudi und - der Funke springt nicht über. Das war nicht Muh und nicht Mäh. Wenn man mit sowas Erfolg haben will beim ESC, dann muss man noch mindestens drei Schippen drauflegen. Für mich die zweite große Enttäuschung des Abends.


4. Xavier Darcy - Jonah

Der absolute Favorit meiner Töchter, und auch ich fühlte mich während dieser drei Minuten bestens unterhalten. Xavier sah zwar nicht wie der typische ESC-Teilnehmer aus und stand auch ein wenig X-beinig auf der Bühne, aber er hatte Riesenspaß, eine tolle Bühnenpräsenz und einen Song, der uns alle mitriss. Das wäre ein sehr sympathisches Gesamtpaket geworden.


5. Ivy Quainoo - House on fire

Ich schrob es bereits: Wer es gewagt hat, der tollen Ivy einen dermaßen lahmarschigen und langweiligen Song mitzugeben, der soll auf immer im Fegefeuer schmoren! Dabei war Ivy so toll, gesanglich einwandfrei, großartige Ausstrahlung, wäre mit einem besseren Song sicher nicht nur auf Platz 4 gelandet. Aber wenn ich einen Song schon House on Fire nenne, muss ich auch die Halle in Flammen setzen. Und damit war nicht das brennende Haus vom Nikolaus oder das Feuer rund um die Bühne gemeint. Gebt der Frau einen vernünftigen Song!


6. Michael Schulte - You let me walk alone 

Alles in allem war das dann wohl der kleinste gemeinsame Nenner. Sage ich. Ein Wahnsinnssong, der mich zum Weinen bringt. Sagen alle anderen - also alle, die nicht mit mir geguckt haben; meine Mitgucker waren nämlich auch durch die Bank nicht überzeugt. Kein schönes Gefühl. Der Song ist nett, mehr nicht, die Inszenierung mit den Väterfotos stößt mich persönlich ziemlich ab und sollte meiner Meinung nach auch unterbleiben. Stellt den Mann einfach vors Mikro und lasst ihn singen, das reicht.

Was mich übrigens ebenfalls befremdet hat, war Michaels Ungerührtheit und fast schon Unterkühltheit nach dem Sieg. Andere brechen in so einer Situation völlig zusammen vor Rührung, aber Michi, nordisch by nature, erinnerte mich nicht nur seiner Physiognomie wegen an dieser Stelle doch schon arg an Paradise Oskar. Vielleicht tu ich unserem Sänger für Deutschland da aber auch unrecht, und er kann das nur nicht so zeigen. 


Der Pausenact: Sorry, aber aus dem Alter bin ich glaub ich raus. Der Knirps könnte locker mein Sohn sein. Faszinierend fand ich das Interview mit ihm im Anschluss an seinen Auftritt. Redet die Jugend heute wirklich so? Gott, was bin ich alt!


Das Wertungssystem: Na ja, kann man machen. Letztlich hatten alle drei den gleichen Fave, wodurch die ganze Sache recht unspannend wurde, denn nach Vergabe der acht Jurypunkte an Ryk war klar, dass Michael Schulte das Ding gewinnen würde, da konnten die Moderatorensimulanten das ganze noch so hochjazzen. Letztlich gewann Michael haushoch und wurde von allen drei Gruppen mit der Höchstpunktzahl bedacht. Zumindest erspart uns das die unsäglichen Diskussionen von 2013, als auf einige Leute bitterböse draufgehauen wurde, weil sie ja angeblich den rechtmäßigen Sieger verhindert haben. 


Die Reaktion: Nun ja. Breite Zustimmung allerorten, und bei den Wettquoten geht es für Deutschland derzeit deutlich nach oben. Stand jetzt: Rang 9. Das letzte Mal so weit oben war Deutschland mit Cascada. 
Ich werde mich bis Mai wohl an den Gedanken gewöhnt haben, aber ich hätte dennoch lieber Ryk oder Xavier Darcy in Lissabon gesehen.


Der Tauglichkeitstest: Die große Frage am Schluss: Taugt das neue Konzept was? Wie mans nimmt. Nach dem der NDR alle Jahre wieder mit uns Kaisers neue Kleider gespielt hat, hat der Kaiser in diesem Jahr zumindest schon mal Unterwäsche an. Vom Prunkmantel sind wir allerdings noch weit entfernt. Da hat der NDR nun alles generalstabsmäßig geplant, nichts wurde dem Zufall überlassen. Vier Monate lang hat man die besten Songwriter im ganzen Kaiserreich bei Wasser und Brot in den Keller gesperrt, auf dass sie darben und uns mit ihrem gewaltigen Können sechs Ausnahmesongs in die VE zaubern. Sagen wir mal so: Da ist noch gewaltig Luft nach oben! Denn Ausnahmesongs waren das alle nicht, das war gnadenlos mittelmäßig. Und das ist ja genau das, was wir nicht mehr wollten.


Nun gut. Schauen wir mal, wie es weitergeht. Steigende Quoten und breite Zustimmung allerorten ist ja nicht das Schlechteste. Schade, dass ich dem ganzen nur so wenig abgewinnen kann...


PS: Noch was Erfreuliches: Gestern an der Spitze der deutschen iTunes-Charts: Ein gewisser Måns Zelmerlöw!

Dienstag, 20. Februar 2018

Unsere Songs für Lissabon

Heute wurden nach langem Hoffen und Harren die sechs Songs für die deutsche Vorentscheidung veröffentlicht. Das ganze wurde ja sehr lange und sehr intensiv hochgejazzt, und man durfte gespannt sein, was während der letzten vier Monate in den Songschreiberkerkern des NDR produziert wurde.

Ich hab mal in die 30-Sekunden-Snippets reingehört (die Songs in Gänze spar ich mir für den Donnerstag auf, man will ja auch noch überrascht werden), deshalb hier die 30-Sekunden-Einschätzung:


1. voXXclub - I mog di so

Joo, wer voXXclub kauft, der weiß, was er bekommt! Die Nummer spaltet die Welt in glühende Anhänger und ebensolche Hasser. Polarisieren ist immer gut, und ich finds lustig. Macht Spässken!


2. Ryk - You and I

Huiuiui. Die Stimme klingt hier ein bisschen wie Conchita in leicht kratzig, dazu die bestechende Optik. Der Song scheint aber nicht sofort eingängig zu sein und verzeiht vor allen Dingen keine gesanglichen Fehler. Kann ich nicht beurteilen, muss ich nackt live sehen.


3. Ivy - House on Fire

Da spukt wohl Jamie-Lees Ghost in dem House on Fire. Was soll das sein, ein Papierhaus mit einem Teelicht drin? Von Fire merk ich hier nix. Und wer hat es gewagt, die tolly Ivy mit diesem lahmarschigen Song auszustatten?


4. Xavier Darcy - Jonah

Das klingt genau nach meinem Beuteschema! Flotte Nummer, schöne Stimme, ich könnte mir vorstellen, dass ich mich dafür am Donnerstag sehr erwärmen kann. Hach wat schön, schon drei Nummern, die mir gefallen. Drei mehr, als ich erwartet habe. Und es kommen ja noch zwei!


5. Natia Todua - My Own Way

Ja, ich weiß, Natia ist die amtierende Voice-Gewinnerin, und sie hat grusinische Wurzeln, was bestimmt Punkte aus Georgien gibt, aber I am sorry: Das ist Dutzendware in den üblichen vier Akkorden.


6. Michael Schulte -You Let Me Walk Alone

Und noch ein 4-Chord-Song. Einer, der auf die Wirkung des Textes setzt, denn das Lied ist Michaels verstorbenem Vater gewidmet. Er hat ja drum gebeten, dass die Leute ihm Bilder mit ihnen und ihren Vätern schicken sollen, so dass da am Donnerstag wohl kräftig auf die Tränendrüse gedrückt wird. Bei mir verfängt das (im Moment noch) nicht.


FAZIT

Hm. Es ist in seiner Gesamtheit nicht schlecht, aber ich bin derzeit aus mehreren Gründen eher verhalten optimistisch. Ich bin nicht sicher, wie viel die Snippets wirklich wiedergeben, aber es reicht, um einen Eindruck zu bekommen. Bei der ersten und der letzten Voice-Gewinnerin ist der Eindruck kein guter, die Mädels hätten bessere Songs verdient gehabt. Letztendlich muss man das ganze aber live sehen, bevor man es wirklich einschätzen kann.

War das Hören der Snippets nun für die Katz? Mitnichten. Man bekommt schon den Eindruck, dass es dem NDR mit seinem neuen Konzept sehr ernst ist und man eine Menge versucht hat, endlich mal gescheite Songs in die VE zu bringen. Ob das geklappt hat oder nicht, sagt uns am Donnerstag das (Sieger-) Licht.

Ich bin gespannt!