Mittwoch, 4. April 2018

Die Fallhöhe des Alexander R. oder Von der Wiederkehr

Einer der meistdiskutierten Beiträge in diesem Jahr kommt sicherlich aus Norwegen, denn Herr Rybak ist auch nicht-eingefleischten Eurovisionsguckern bestens bekannt. Ist es nun eine gute Idee, es nach einem Sieg nochmal zu versuchen?

Nuuuun ... schauen wir doch mal ganz objektiv, was den bisherigen Siegern bei nachfolgenden Teilnahmen widerfahren ist.

Die leider kürzlich verstorbene erste Schweizer Eurovisionssiegerin Lys Assia macht dann gleich den Anfang in unserem bunten Reigen. Ein Jahr nach ihrem Sieg wurde sie Vorletzte, ließ diese Schmach aber nicht auf sich sitzen und wurde ein weiteres Jahr später immerhin Zweite.

Weniger Glück hatte Corry Brokken (1957) aus den Niederlanden: Auch sie kehrte ein Jahr später zurück, belegte aber nur den (geteilten) letzten Platz.

Jean-Claude Pascal gewann 1961 für Luxemburg, 1981 langte es aber dann nur für Platz 11.

Isabelle Aubret, 1962 für Frankreich erfolgreich, gehört sicherlich zu den erfolgreicheren Wiederholungstätern. Sie wurde sechs Jahre später Dritte.

Noch näher dran war die Siegerin von 1964, die Italienerin Gigliola Cinquetti, der zehn Jahre später nur ein gewisses schwedisches Quartett im Weg stand, sonst hätte sie wohl erneut die Krone geholt.

Auch Anne-Marie Davids Wiederkehr kann man als durchaus erfolgreich bezeichnen, sie wurde sechs Jahre nach ihrem Sieg für Luxemburg anno 1973 für Frankreich Dritte.

Immerhin achtbar schlug sich Izhar Cohen. 1978 holte er den ersten Sieg für Israel, sieben Jahre später wurde er Fünfter.

Und dann kam zwei Jahre später ein gewisser Johnny Logan. Der für Irland startende Australier ist bis heute der Einzige, der bei seiner zweiten Teilnahme seinen Sieg wiederholen konnte - und der zweite Versuch war der wesentlich stärkere Song und ist nach Meinung der Schreiberin dieser Zeilen bis heute der beste Sieger aller Zeiten.

Beide Bobbysocks (Norwegen 1985) kehrten nochmal mit unterschiedlichem Erfolg zum ESC zurück. Hanne Krogh schaffte mit der Gruppe Just 4 Fun 1991 lediglich Platz 17, dafür holte Elisabeth Andreassen 1994 im Duett mit Jan Werner Danielsen Platz 6 und zwei Jahre später sogar Platz 2.

Eine der umstrittensten Siegerinnen (und ESC-Persönlichkeiten) ist sicherlich Carola aus Schweden. Die Siegerin von 1991 kam 2006 zurück und wurde (ohne eine einzige Höchstwertung) Fünfte.

Niamh Kavanagh aus Irland konnte 2010 nicht an ihren Sieg von 1993 anknüpfen. Sie wurde 2010 nur 23.

Noch schlechter erging es Dana International aus Israel (1998), die ihren Mythos in drei nur sehr schwer zu ertragenden Minuten im zweiten Semi 2011 komplett zerstörte. Ewig schade.

Charlotte Perrelli (geb. Nilsson), 1999 für Schweden erfolgreich, entkam dem gleichen Schicksal 2008 nur dank der Hilfe der Jurys. Im Finale wurde sie 18.

Etwas erfolgreicher war eine junge Dame aus Deutschland. Lena Meyer-Landrut trat nach ihrem Sieg 2010 ein Jahr später direkt nochmal an und erreichte den zehnten Platz.


Und nun Alex. Was können wir für ihn aus der Vergangenheit ableiten? Ich würd mal sagen .... gar nix. Ausruhen kann man sich auf seinem Sieger-Nimbus auf keinen Fall (nein, auch mit dem furiosen Sieg von Fairytale nicht), es ist aber auch nicht gesagt, dass es trotz der gigantischen Fallhöhe zwangsläufig eine Blamage werden muss. Der Schalter wird halt wieder auf Null gestellt.

Aus meiner Sicht gibt es nur eine einzige Person, die Alex im Weg stehen kann, und das ist er selbst. Wer seine Sieger-Pressekonferenz von 2009 gesehen hat, hat mitbekommen, dass er durchaus nicht frei von einer gewissen Arroganz ist. Und da muss er gewaltig aufpassen, denn wenn er sich seiner Sache zu sicher ist, könnte das ein sehr böses Erwachen werden.

Er muss auf jeden Fall zu 120 Prozent liefern und darf sich nicht darauf verlassen, dass seine Lausbubenausstrahlung es schon richten wird. "Thats how you write a song" ist prima, hat aber nicht die zwingende Strahlkraft von "Fairytale" - oder liegt es nur daran, dass sein Strahlelächeln beim zweiten Mal nicht mehr so frisch wirkt wie 2009 (zumal er ja inzwischen auch schon über 30 ist)?

Wir werden es sehen. Wenn ich eine Prognose wagen sollte, würde ich sagen, er wird vermutlich ein ähnliches Ergebnis einfahren wie die letzte Wiederholerin, und das wäre ja durchaus achtbar. Da ich aber ihn sehr mag und seinen Song auch, würde ich mich riesig freuen, wenn meine Prognose hier zu schlecht ist und er ein einstelliges Ergebnis einfährt.

Auf jeden Fall: Viel Glück in Lissabon, Alex! Wir drücken Dir die Daumen!

ESC 2018 - Fazit

So, das warnse, die mehr oder weniger glorreichen 43. Was bleibt nun als Fazit?

- Wenig überraschend gibt es viele langsame, sparsam instrumentierte Beiträge. Nicht alle schlecht. Und ich will keine Klagen diesbezüglich hören!

- Noch weniger überraschend haben die Beiträge in Landessprache schlagartig zugenommen. Ich hab nicht durchgezählt, bin aber diesbezüglich genauso verzückt wie vermutlich alle anderen. Und demnächst kaufe ich mir die Karaoke-Versionen. Aus Gründen.

- Und auch nicht überraschend: Viele wagen was. Es gibt eine Menge ungewöhnlicher Beiträge dieses Jahr. Nicht alle sind geglückt, aber jeder, der sich aus dem Einheitsbrei raustraut, ist zunächst mal unbedingt zu belobigen.

- Viel zu viele Beiträge sind aus mehreren nicht zusammenpassenden Teilen zusammengepuzzelt (deshalb schlage ich hiermit die neue Kategorie "Puzzlelieder" vor). Leuts: Das ist NICHT innovativ!

- Es gibt einige Beiträge, die in ihren Texten eine sehr klare Kante zeigen. Der Trend geht weg von "Ei laaf ju, ju laaf mi, laaf mer zamm, wo laaf mer hi". Das ist unbedingst zu begrüßen.

- Die 4-Chord-Songs halten sich in SEHR engen Grenzen. Die unrühmliche Ausnahme habe ich angeprangert.

- Apropos: Glaubt bloß nicht, dass es toll ist, dem eigenen Beitrag derart nicht zu mögen. Ich fühl mich gerade genau so, wie wenn ich mich immer fühle, wenn der FC Bayern in der Champignons Liege [sic!] spielt. Aber was Recht ist, muss Recht bleiben. Ihr könnt mich jetzt gern alle beshitstormen, ich werde mich ab sofort zurückhalten und Artikel, die dem deutschen Beitrag huldigen, tunlichst nicht mehr lesen. Wird eine verdammt harte Saison für mich.

- Verdammt hart werden auch die Semis: Das erste, weil so viel Gutes und das zweite, weil so wenig Gutes drin ist. Könnten nicht noch zwei Superbeiträge aus dem ersten Semi rüberwandern ins zweite? Das erste wird ein Gemetzel und das zweite ein Schneckenrennen.

- Darf ich den Björkmensch mal amtlich in den A...llerwertesten treten für seine mit Gabel und Messer zusammengeklöppelte Startreihenfolge? RYBAK STARTET im zweiten Semi? Gehts eigentlich noch?

- Auch das Finale wird wohl ein Schneckenrennen, im Moment sehe ich aber keinen, der an Israel vorbeiziehen kann. Auch wenn mir der Song nix gibt: Die Frau ist toll, die Botschaft ist toll, und mit ihrem Sieg könnte ich bestens leben.

- Mein Dank geht in diesem Jahr an die wie immer zuverlässige und wunderbare Seite aufrechtgehn.de (auch wenn ich festgestellt habe, dass unsere Meinungen in diesem Jahr weit auseinanderliegen) für die zuverlässige Lieferung aller Videos.

(- und meine Lütten habens doch toll gemacht, oder? Dafür nehme ich auch in Kauf, dass ich im Moment jeden Abend Tschechien und Griechenland rauf und runter spielen muss - es gibt Schlimmeres im Leben!)

- Frau Fabian wird langsam wirklich altersmilde. Was willste machen.

Ich wünsche uns allen eine fantastische Saison! May da best one win!

Dienstag, 3. April 2018

ESC 2018 - Teil 9

Und dann noch die Big 5 plus Puttugall:

Portugal: Cláudia Pascoal - O Jardim

Letztes Jahr hatten wir doch schon mal mit leisen Tönen Erfolg, dachte man sich in Portugal, da probieren wir es doch gleich mal wieder. Claudia hat ein hübsches Stimmchen, ein hübsches Kleid, hübsche rosa Haare und ein sehr hübsches Gesicht. Sie macht das auch sehr ordentlich, aber dennoch ereilt uns mittendrin ein WTF-Moment, als sich nämlich die Backgroundsängerin mitten im Lied umdreht, mitsingt und Claudi allein schon qua Stimmvolumen platt an die Wand fegt. Das müssen sie unbedingt noch in den Griff bekommen. Dennoch: Weitaus besser als fast alles aus der zweiten Hälfte des zweiten Semis.

Chancen auf die Top Ten: Gibts Heimbonus? Nee, oder? Dann nicht.
Lissabon 2019? No.
7/10 (Kinder: 7 und 8)


Spanien: Amaia Romero Arbizu + Alfred García Castillo - Tu Canción

Licht und Schatten beim derzeit bei den Bookies sehr hochgehandelten Beitrag. Die Inszenierung ist klasse, keine Frage. Da hat man fast alles richtig gemacht, allerdings sollten sie sich in Lissabon dann am Ende auch küssen, damit es noch überzeugender rüberkommt. Auch die Amaia ist klasse, ihr nimmt man das alles ab. Allerdings, und das ist der große Haken an der Sache, befinden sich die beiden erkennbar nicht auf Augenhöhe. Sie: "Ja, du bist wirklich bei mir. Du hast es wirklich geschafft, eine so tolle Frau an Land zu ziehen. Komm, ein bisschen Mut!" Er dagegen guckt wie ein Hund im Leckerliladen, der nicht weiß, wie ihm geschieht: "Ich. Hier. Eurovisionsbühne. Darf mit dieser tollen Frau singen und kuscheln. Passiert das gerade in echt?" Daran muss bis Mai noch gearbeitet werden. Wenn sie das schaffen, könnte das eins von Spaniens besseren Ergebnissen werden.

Chancen auf die Top Ten: Siehe oben. Wenn sie das in den Griff kriegen und die Gesangsleistung stimmt, dann ja.
Madrid 2019? Es wär zu süß, aber nein.
8/10 (Kinder: 5 und 5)


Italien: Ermal Meta + Fabrizio Moro - Non mi avete fatto niente

Die Italiener liefern wie immer amtlich ab, und wie! Aus Rücksicht auf den mitschauenden Nachwuchs habe ich nicht das offizielle Video gezeigt, sondern den Liveauftritt. Wenn man den italienischen Text versteht, obendrein noch den englischen Text eingeblendet bekommt und somit alles versteht, haut das voll rein. Das ist kein Wischi-Waschi-Peace-Peace-Peace-Wir-haben-uns-alle-lieb-Ding, das ist eine ganz klare kantige Ansage. Und zwar eine, die weder auf Gefälligkeit noch auf ESC-Tauglichkeit aus ist. Gerade das nimmt sie für mich ein.

Chancen auf die Top Ten: Wehe, wenn nicht!
Rom 2019? In einer gerechten Welt: Ja, unbedingt! Aber die Welt ist leider nicht gerecht.
10/10 (alles andere verbietet sich hier!) (Kinder: 3 und 7 (wie man sieht, haben die den Text nicht verstanden)


Großbritannien: SuRie - Storm

Blutleer. Das ist so ziemlich die einzige Vokabel, die mir dazu einfällt. "Storms don't last forehehehever.  Forehehehever. Forehehehever. We can hold our hands togehehehether..." Und sehr viel anderes eurovisionskompatibles Vokabular. Auch ansonsten hat man anderswo zugelangt, die Stelle vorm Refrain, wo die Drums plötzlich immer schneller werden, kam mir sehr bekannt vor, und ich hab das halbe Lied gebraucht, bis es mir eingefallen ist, woher ich das kenne. Das gabs auch bei "Rise up" (GR 2014) Ach geh doch. Du siehst zwar aus wie Annie Lennox und glaubst, Dich genauso anzuhören, aber weißte was: Tuste gar nicht!

Chancen auf die Top Ten: Nä. Kandidat für die rechte Hälfte!
London 2019? Auch da gibts wieder ein Eurovisionskonzert.
5/10 (Kinder: 3 und 6)


Frankreich: Madame Monsieur – Mercy

Und schon wieder so ein Ding, das voll ins Kontor haut. Dieses Mal geht es um ein Kind, das an diesem Tag auf dem Meer zwischen zwei Kontinenten geboren wird. Mit anderen Worten: Hier wird thematisiert, wie viele Menschen auf ihrer Flucht übers Mittelmeer alljährlich ertrinken. Das ganze ist so zurückgenommen wie nur irgend möglich, es gibt keine Bilder (okay, es gibt das Meer), es gibt nichts, was in irgendeiner Weise vom Text ablenkt. Und der knallt voll rein.

Chancen auf die Top Ten: Alles andere wäre unfassbar ungerecht.
Paris 2019? Ah oui, warum nicht? Allerdings haben es Lieder, die rein auf den Text setzen, immer recht schwer. Vor allem, wenn sie nicht auf englisch gesungen werden.
10/10 (Kinder: 3 und 9 (wieder den Text nicht verstanden))


Deutschland: Michael Schulte – You let me walk alone

Lieber Michael, ich hoffe, Du guckst bei Frankreich und Italien genau hin. SO inszeniert man nämlich Beiträge über Sachen, die einem am Herzen liegen, und nicht mit so einem blöden Laptop, wo man sich Bilder von den Leuten mit ihren Vätern schicken lässt. Das ist too much. Das mag auf andere noch so waaaahnsinnig authentisch und bewegend rüberkommen, mich stößt es ab. Und dass Du Dein Anliegen in eurovisionsgefälligen Four-Chord-Seich verpackt hast, nimmt mich auch nicht gerade für Deinen Beitrag ein. Wir beiden werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Noch so ein paar Aktionen, und Boggie ist ihren Status als meine Hassbeitrag-Nummer-1-Lieferantin los. Und die Gründe? Na, rat mal. Ich hasse es, wenn man meint, mit dem Holzhammer meine Tränendrüsen malträtieren zu müssen.

Chancen auf die Top Ten: Könnte ein Roman-Lob-Ergebnis einfahren.
Berlin 2019? Bitte nicht. Ich freu mich jederzeit über einen deutschen Sieg, aber bitte bitte bitte nicht damit!
5 (für den Song, der audio nicht ganz so unerträglich ist) plus minus 5 (für die Attitüde, den Laptop und alles andere) macht zusammen 0/10 (Kinder: 0 und 0)

ESC 2018 - Teil 8

Schweden: Benjamin Ingrosso – Dance You Off

Der FC Bayern des ESC schickt mal wieder totproduzierte seelenlose Scheiße, pardon my French. Ein Büblein mit einer Kopfstimme, um die es Dieter Bohlen glühend beneiden würde, tanzt sich durch ein hochartifizielles "Musikstück" und schubst sich dabei seine Jacke von der Schulter. Das einzige, was mir irgendwie aufgefallen ist, waren die komischen Bändel an den Jackenärmeln. Ansonsten hätte ich gern den Ton ausgemacht. Hübsch anzusehen war er ja schon.

Chancen aufs Finale: Was soll man sagen, es ist Schweden.
Stockholm 2019? Besser nicht.
4/10 (Kinder: 3 und 4)


Slowenien: Lea Sirk – Hvala, ne!

Liebe Slowenen! Nur weil ich seit fünf Jahren keine Phonetik-Veralberung mehr veröffentlich habe, heißt das noch lange nicht, dass ich es nicht mehr kann. Und ein Stück wie dieses, bei dem ich die ganze Zeit "Qual? Ah nee nee" höre, schreit geradezu danach. Ich erwarte dann eine weitere Viertelstunde Ruhm bei Euch. Das ist aber auch schon das beste, was man darüber sagen kann. Der Rest is wrong in so many ways, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Immerhin: Ich kenn Leute, bei denen es auf der diesjährigen Guilty-Pleasure-Liste ganz oben steht. Bei mir nicht.

Chancen aufs Finale: Ah nee nee.
Ljubljana 2019? Irgendwann in fünfhundert Jahren wird es schon klappen. Aber nicht 2019.
1/10 (Kinder: 4 und 3)


Ukraine: Melovin – Under The Ladder

Menowin? War der nicht mal bei DSDS? Ach nee, das war wer anders. Ansonsten stelle ich neben Puzzlesongs in diesem Jahr noch einen weiteren Trend fest: Junge Männer rennen zum Frisör, geben dort einen Haufen Geld aus und sehen dann ummen Kopp rum so richtig sch**** aus. Der Song? Ach Gott, der Song. Wie immer bei der Ukraine: Die Inszenierung wird es schon richten. Melovin spurtet gegen Mitte seines Auftritts eine Treppe hoch an einen Flügel, woraufhin es unter seinem Plateau zu brennen anfängt. Come on, baby, light my fire.

Chancen aufs Finale: Ukraine. Die Inszenierung wirds schon richten. Mehr ist ja auch nicht drin.
Kiew 2019? Nein.
3/10 (Kinder: 3 und 4)


Ungarn: AWS – Viszlát nyár

Wer diesen Blog schon seit einiger Zeit verfolgt, weiß, dass ich für Krach aller Art grundsätzlich sehr empfänglich bin. Aber ALLES lass ich mir auch nicht andrehen. Und das hier hat mit Kabat oder Teräsbetoni gar nix zu tun, das geht leider mehr in Richtung Max Jason Mai. Okay, nicht ganz so schlimm, und man ist ja in der Finsternis der zweiten Hälfte dieses Semis für so ungefähr alles dankbar, aber ich weiß nicht ...

Chancen aufs Finale: Irgendwer muss ja weiterkommen.
Budapest 2019? No no never.
4/10 (Kinder: 3 und 2)


Und aus diesem Semi muss ich jetzt zehn Finalisten finden? UFF.

Norwegen
Schweden
Dänemark
Ukraine
Ungarn
Lettland
Moldawien
Australien
Russland (YUCK!)
und ein Publikumsjoker, den ich erstmal offen lassen muss. Können wir dafür nicht einen aus Semi 1 nehmen? Nein? Okay, dann wird es wohl doch Waylon aus den Niederlanden.

ESC 2018 - Teil 7

Georgien: Iriao – For You

Das schöne an Vorjahresgewinnern ist ja immer, dass sich im Jahr darauf alle davon inspirieren lassen. Daher bekommen wir in diesem Jahr eine Häufung außergewöhnlicher Beiträge. Ganz vorne mit dabei: Die Wundertüte aus dem Kaukasus mit einem Stück, das viel zu gut, viel zu kompliziert und überhaupt viel zu alles für den ESC ist, garantiert nicht aus Schweden kommt, in LANDESSPRACHE gesungen wird, genauso garantiert von allen geschmäht wird und das Finale nie im Leben von innen sehen wird. Und Frau Fabian schockverliebt mit offenem Mund zurücklässt.

Chancen aufs Finale: Siehe oben.
Tbilisi 2019? Nein.
10/10 (Kinder: 6 und 3)


Lettland: Laura Rizzotto – Funny Girl

Ich bin ja an und für sich ein riesengroßer Risotto-Fan, aber dann muss das Risotto auch perfekt zubereitet werden. Liebe, Laura, wenn man ein so sparsam instrumentiertes Lied hat, dann muss JEDER Ton PERFEKT sitzen. Ist das nicht der Fall, MERKT der Kunde das. In dem Falle also ich. Das Lied ist Geschmackssache, schon sehr interessant, aber nicht für jeden konsumierbar. Interessant und außergewöhnlich ist immer gut, aber die gesamte Optik inklusive Haareschwenken passt hier überhaupt nicht zum Song. Funny girl indeed. Mit deutlichem Zug in Richtung "Strange".

Chancen aufs Finale: Puh. Lettland ist mit außergewöhnlichen Beiträgen ja schon öfter (aber nicht immer) gut gefahren. Wenn Laura die Töne trifft und sie die Inszenierung noch anpassen, kann es klappen, muss aber nicht.
Riga 2019? Nein.
5/10 (Kinder: 5 und 7)


Malta: Christabelle Borg – Taboo

Es erinnert sich doch bestimmt der eine oder andere an Maltas Amber, die vor drei Jahren von der Fangemeinde für ihr halbgares "Warrior" so unglaublich gehypt wurde und dann im Semi sang- und klanglos unterging. An diesen Beitrag fühle ich mich gerade erinnert. Auch "Taboo" ist nicht muh und nicht mäh, Christabelle singt zwar fein, aber es erreicht mich überhaupt nicht. Und wenn man schon einen Glaskasten mit vier Leuten drin hat, will ich am Ende die Scherben auf der Bühne und die Leute außerhalb vom Glaskasten sehen! Zu viert hat man ja im Gegensatz zu Eric Saade auch eine Chance, dass das klappt. Nein, Liebes, Du kannst für den Samstag beruhigt andere Pläne machen.

Chancen aufs Finale: Fliegt raus.
Valletta 2019? Ach geh doch weg.
2/10 (Kinder: 5 und 5)


Montenegro: Vanja Radovanović – Inje

Ich bin ja bekennender Fan von Balkanballaden aller Art, und Montenegro ist mit dieser Musikrichtung bisher sehr gut gefahren. Aber Knez und vor allem Sergej Cetkovic hatten die weitaus besseren Lieder. Dieses Jahr wird das leider nix. Wenn man eine Balkanballade schickt, sollte sie nicht von einer anderen abgekupfert sein (die Anleihen zu dem fantastischen "Lejla" sind unverkennbar) und vor allem einen Sänger haben, der etwas mehr Bühnenpräsenz hat als der durchschnittliche Eimer Wasser. Auch stimmlich ist das eher matt, so dass es diese Balkanballade ausnahmsweise im Semi schrägen wird.

Chancen aufs Finale: Nein.
Podgorica 2019? Auch nein.
6/10 (Kinder: 3 und 1)


Polen: Gromee feat. Lukas Meijer – Light Me Up

Eigentlich ist die Nummer ja gar nicht soooo schlecht, wenn sie sich mal entscheiden könnte, was sie eigentlich sein will. Ich hab keine Ahnung, warum es dieses Jahr so viel Puzzlemusik gibt, das heißt, Songs, die aus verschiedenen nicht zusammenpassenden Teilen zusammengeschustert wurden. Mit dem Vorjahressieger ist das nicht zu erklären, "Amor pelos dois" war wie aus einem Guss. Aber das ist noch nicht das schlimmste. Ich musste gerade erstmal ins Badezimmer, meine klingelnden Öhrchen versorgen. So schief sang nur Magdalena Tul vor sieben Jahren. Und die wurde trotz Favoritenstatus in ihrem Semi Letzte. Ratet mal warum.

Chancen aufs Finale: Nur, wenn sie den Sänger austauschen. Und selbst dann wirds eng.
Warschau 2019? Never.
3/10 (Kinder: 2 (nur für den Hintergrund) und 3)

Montag, 2. April 2018

ESC 2018 - Teil 6

Rumänien: The Humans – Goodbye

Die Rumänen sind ja bis dato immer ins Finale gekommen, aber ich habe so das dumpfe Gefühl, dass es in diesem Jahr sehr eng werden könnte. Denn das hier ist einfach in jedweder Hinsicht halbgar: Die Sängerin hat zwar wunderschöne lange blonde Haare, die sich sehr schön rumschütteln lassen, wenn das Lied ein wenig lauter wird, aber es wäre schön, wenn sie in der Tiefe mehr Volumen hätte und in der Höhe auch mal die Töne treffen würde. Zwei merkwürdige Menschen mit Masken nehmen ihr zu Beginn den schwarzen Mantel weg und man fragt sich warum. Und dann der Song: Das kann man sich zwar anhören, aber besser fänd ich, wenn man sich irgendwan mal für Ballade einerseits oder Radau andererseits entscheiden könnte. Von mir aus auch für Balladenradau. Ich weiß genau, dass ich mir das auf CD noch schönhören werde, aber live ist das leider suboptimal.

Chancen aufs Finale: Siehe oben. Dieses Jahr wird es kritisch damit.
Bukarest 2019? Nein.
4/10 (Kinder: 1-2 und 4-5)


Russland: Yulia Samoylova – I Won’t Break

Es gibt keinen Beitrag, wo mir die Trennung von Song und Person/Land schwerer fällt als bei diesem. Das Drama aus dem letzten Jahr und die Rolle, die die Samoylova dort gespielt hat (der Auftritt auf der Krim nach dem Rückzug!!!), sind hinlänglich bekannt und nicht vergessen. Ich zwinge mich jetzt trotzdem dazu, das Lied objektiv zu betrachten. Es ist nicht ganz so ein schlimmer Rotz wie letztes Jahr aber deshalb noch lange nicht gut. Da sitze ich und bin ratlos. Let's get it over with.

Chancen aufs Finale: Es ist Russland.
Moskau 2019? Na hoffentlich nicht.
3/10 (Kinder: 5 und 5, sind aber beide genauso ratlos wie ich)


San Marino: Jessika ft. Jenifer Brening – Who We Are

Liebe San Marinesen! Wir haben ja inzwischen mitbekommen, dass Ihr hart an Eurem Ruf als Eurovisionskatastrophenland Nummer 1 arbeitet. Wir wollten Euch nur sagen, die Bulgaren sind inzwischen aus diesem Wettbewerb ausgestiegen, Ihr könnt die Schreck-Schrauben wieder ein kleines bisschen lockerer lassen. Also DAS HIER war nun wirklich nicht nötig. Drei Tipps: Gebt der Dschessika (oder wars die Dschenniffa?) eine Packung Tempos mit nach Lissabon. Dass sie nicht den Rotz zwischendrin hochgezogen hat, ist alles. Zweitens: Sucht jemanden, IRGENDjemanden, der der Dame Gesangsunterricht geben kann. Krassimir Avramov zittert bereits um seinen Status als Car-Crash-Lieferant Nummer Eins. Drittens: Tauscht den "Song" aus. Und die "Sängerin". Und die "Klamotte". Ach, am besten einfach alles. Es ist wie ein Auffahrunfall mit einem Tanklaster. Schrecklich, aber man kann auch nicht weggucken. Wir ziehen dann mal die Tripel-Null.

Chancen aufs Finale: Pruuuuuuuuust.
Serravalle 2019? 3019 vielleicht.
0/10 (Kinder: 0 ("Gott bewahre mich...") und 0)


Serbien: Sanja Ilić & Balkanika – Nova deca

Hm. Das ist jetzt wieder ganz schwierig. Es ist ja löblich, dass die Serben nach drei englischsprachigen Jahren wieder zu ihrer Landessprache zurückfinden, aber irgendwie ist das hier ein Gesamtkunstwerk, das angemessen zu würdigen mir recht schwerfällt. Es fängt gut genug mit einer Flöte an ("Lane moje" oder "Lejla", anyone?), aber dann singt eine Dame etwas, was sich verdächtig nach dem Geheimnis bulgarischer Stimmen anhört, was ja nun wirklich nicht jedermanns Sache ist. Der Refrain ist dann wieder ganz okay, aber dann setzen Beat und erneut bulgarisches Gewimmer ein. Ich möchte es so gern anerkennen und kann doch nicht ...

Chancen aufs Finale: Das könnte sehr schwer werden.
Belgrad 2019? Nein.
5/10 (Kinder: 5 und 5)

ESC 2018 - Teil 5

Erste Hälfte des 2. Semifinals:

Australien: Jessica Mauboy – We Got Love

Seit zwei Jahren spielt sich bei mir jedes Mal beim Hören/Anschauen des australischen Beitrags das gleiche im Kopf ab: Ich denke an das geniale Debüt 2015 und bin frustriert. So auch dieses Jahr. Jessi ist hübsch, kann auch gut singen, aber sorry: Ihr Song ist strunzlangweilig. Nichts, was ich ausmachen müsste, aber auch nichts, was ich unbedingt nochmal hören müsste. Und bitte, liebe Frau Mauboy: Das Kleid aus dem Preview-Video bleibt bitte unbedingst aus. Das ist nicht nur hässlich, sondern macht obendrein noch dick.

Chancen aufs Finale: Es ist Australien. Wird schon klappen. Wird aber vermutlich das schlechteste australische Ergebnis ever werden.
Woauchimmer 2019? Nope
6/10 (Kinder: 5-6 und 6-7)


Dänemark: Rasmussen – Higher Ground

Dänemark kriegt ja alle Jahre wieder eins von mir auf die Mütze, weil sie mich immer mit dem gleichen Durchschnittsseich ärgern. Offensichtlich werden wir auch in Dänemark gelesen und zu Herzen genommen, denn in diesem Jahr passiert das Undenkbare: Die Dänen schicken einen richtig, richtig guten Beitrag. Ein rothaariger Wikinger mit einem Feuer-und-Eis-Song mit viel Trockeneis und finsteren Gestalten im Gepäck - ich bin verzückt! Lediglich die stimmlichen Wackler muss er noch in den Griff kriegen, dann wird das endlich mal ein dänischer Beitrag, der von mir nicht gedisst wird.

Chancen aufs Finale: Na hoffentlich. Mit Schweden, Norwegen und Lettland im gleichen Semi klappt das hoffentlich.
Kopenhagen 2019? Nein.
9/10 (Kinder: 9 ("Wow!" und 8)


Moldawien: DoReDos – My Lucky Day

Die Moldawier sind mit Beiträgen, die sich selbst nicht ganz so ernst nehmen und eine Menge Blasinstrumente beinhalten, bisher immer bestens gefahren, und das ist auch dieses Jahr nicht anders. Die Idee mit den Spiegelwänden ist großartig, die teilweise andere vergangene Beiträge zitierende Tanzchoreographie ebenfalls. Das Lied - nu joo. Es könnte dem einen oder anderen zuviel des Guten werden, aber auf jeden Fall macht meinereinen das Ganze zumindest mal eine Menge Spaß, auch wenn es von Kirkorov geschrieben wurde. Und nur darum gehts. Geht es nicht?

Chancen aufs Finale: Hm. Es könnte als "zuviel von allem" wahrgenommen werden, aber ich denke, es könnte knapp reichen.
Chisinau 2019? Nope
8/10 (Kinder: 4 und 5)


Niederlande: Waylon – Outlaw in ‘Em

Waylon, männliche Hälfte der Common Linnets, ist heuer ohne Ilse de Lange unterwegs. Als Begleitung hat er dafür eine Gitarre, die glaub ich früher mal Mark Knopfler gehört hat, zumindest hatte der mal so eine ähnliche Gitarre. Ich weiß nicht, was man sich in den Niederlanden von der Nominierung versprochen hat, aber etwas, das auf alle Eurovisionsgesetze pfeift, funktioniert NICHT jedes Mal. Waylon schreit sich angestrengt durch seine drei Minuten, und man ist als Zuschauer bereits nach anderthalb Minuten ebenfalls angestrengt. Den Song finde ich zwar geil, aber das hier dürfte vollkommen chancenlos sein. Nur der Name zieht leider nicht.

Chancen aufs Finale: Keine.
Amsterdam 2019? Konzert im Melkweg? Ja sicher. Sonst aber nicht.
7/10 (Kinder: 3- und 2)


Norwegen: Alexander Rybak – That’s How You Write A Song

So, un nu kommts. Wir waren auf keinen Beitrag so gespannt wie auf diesen, und Darling Alex hat uns nicht enttäuscht. Die bewährte Rybak'sche Charmeshow funktioniert natürlich nach wie vor ohne Probleme, aber guck an: Alex kann sogar tanzen. Der Song ist vielleicht ein wiiiinzig kleines bisschen repetitiv im Refrain, aber meine Güte - das macht SPASS! Und den versprüht er auch auf der Bühne. Wunderbar auch die Ideen mit den gezeichneten Instrumenten - Luftinstrumente spielen ist ja immer gewagt, aber er wird damit durchkommen. Unser Favorit bisher!
Chancen aufs Finale: Ja sichi.
Oslo 2019? Ob es für den Doppelsieg reicht, weiß ich nicht. Es wird jedenfalls kein solcher Erdrutsch wie vor neun Jahren, muss es aber auch nicht.
9/10 (Kinder: 9-10 und 9-10)

Sonntag, 1. April 2018

ESC 2018 - Teil 4

Mazedonien: Eye Cue – Lost And Found

Ich halte mich ja nun weiß Gott für alles andere als eine Musikdilettantin, aber mit diesem Song bin ich offen gesagt hoffnungslos überfordert. Ich habe die ganze Zeit versucht, hier irgendeine Struktur zu erkennen, bin aber grandios gescheitert. Das ist aus mindestens vier verschiedenen Songs zusammengepuzzelt, und immer wenn man denkt, man hat kapiert, worum es geht, wird wieder eine Kehrwendung gemacht. So nicht, Freunde!

Chancen aufs Finale: Ich würde es, nachdem San Marino 2013 und die Schweiz 2008 mit Stilmixen ausgeschieden sind, als persönliche Beleidigung empfinden, wenn das weiterkommt.
Skopje 2019? Oh geh fort.
3/10 (Kinder: 7 (für Abzug gesorgt haben das Outfit und die schreckliche Wimperntusche) und 8+)


Österreich: Cesár Sampson – Nobody But You

Tu felix Austria! Unser Nachbarland hat in den letzten Jahren ein Händchen dafür entwickelt, Beiträge zu finden, die der Frau Fabian richtig, richtig, RICHTIG gut gefallen. Und in diesem Jahr wird es nicht nur die Frau Fabian sein, der das gefällt. Cesár war eine brilliante Wahl, der Mann kann singen, er hat einen großartigen Song und er weiß, wie der ESC tickt. Ich das sehr mögen! Das Video ist supergenial gemacht, aber ich bin sicher, dass Herr Sampson auch auf der Bühne überzeugen wird. Für die dritte 10/10 in Folge reicht es nicht ganz, aber summa summarum 29 Punkte in drei Jahren hat bei mir meines Wissens noch nie ein Land geschafft.

Chancen aufs Finale: Aber hallo!
Wien 2019? Ach wär das schön. Aber ich glaube, dafür reicht es nicht.
9/10 (Kinder: 8-9 (einfach coooooooool) und 8)


Schweiz: ZiBBZ – Stones

In den letzten Jahren hat die Schweiz mit Ausnahme des dennoch unterbewerteten Sebalter anno 2014 keine nennenswerten Ergebnisse eingefahren. Es wäre sehr zu hoffen, dass sich das in diesem Jahr ändert. Der Song ist knackig, die Stimme der Sängerin erinnerte meinen Nachwuchs ein wenig an Lena, und der Song hat ein sehr wichtiges Thema zum Inhalt: Der Hetze in den sozialen Netzwerken und die leider zunehmend auf dem Vormarsch befindlichen alternativen Fakten. Es ist ein wenig schade, dass auf solche Dinge beim Song Contest so selten geachtet wird - Songs mit intelligenten Texten, die sonst keinen anderen Bonus haben, haben es leider sehr schwer, zumal, wenn, wie in diesem Fall, der Text sehr schwer zu verstehen ist (oder bin das ich?). Das ist aber trotzdem kein Grund, es nicht zu tun, und deshalb ist der Schweizer Beitrag unbedingt gutzuheißen!

Chancen aufs Finale: Es wird SEHR schwer. Ich hoffe trotzdem, dass es klappt.
Zürich 2019? Leider nicht.
8/10 (Kinder: (9+ (cooler Hintergrund) und 9)


Zypern: Eleni Foureira – Fuego

Okay, okay, okay. Es heißt EuroVISION Song Contest. Die Zyprer haben das wörtlich genommen und bei ihrem Beitrag ausschließlich Wert auf den visuellen Teil gelegt. Eleni ist eine aufregend schöne, verrucht wirkende Frau mit Kurven wie aus Silikon gespritzt, und sie weiß selbige trefflich zu schwingen. Da ist es auch zu verschmerzen, dass der Allmächtige sie nicht gerade mit der schönsten aller Stimmen ausgestattet hat, aber darauf und auf den erbärmlichen Song achtet hier eh kein Mensch. Ich gehe von einer atemberaubenden Choreographie und Performance aus, die Europas Heteros in Scharen zum Anrufen bringen.

Chancen aufs Finale: Viele Heteromänner - viele Anrufe - vielleicht Finale.
Nikosia 2019? Never ever.
3/10 (Kinder: 4-5 und 5)



Jetzt fehlt noch eine Prognose. Und das ist verflucht schwierig, ich hab nämlich zu viele Weiterkommer.

Mal gucken:

Belgien
Bulgarien
Israel
Estland
Finnland
Tschechien
Österreich

und um die restlichen drei Plätze kloppen sich Armenien, Aserbaidschan, Griechenland, Kroatien und Zypern.

Kroatien und Zypern werden es nicht beide schaffen. Von den anderen dreien hat wohl leider die Griechin die meisten Probleme. Armenien, Aserbaidschan und.... hmmmmmmm... Uff. Würfeln. Würfel sagt Kroatien.

Wenn das so kommt, hätten wir tatsächlich zum ersten Mal sechs Weiterkommer aus der ersten Hälfte. Metzel-Semi. Kommt eh anders.

ESC 2018 - Teil 3

Erstes Semi, zweite Hälfte:

Armenien: Sevak Khanagyan – Qami

Fischt im selben Pool wie Eugent aus Albanien und hat genau die gleichen Probleme mit der Frisur. Da muss bis Mai dringend was passieren. Und wann ist endlich diese idiotische Mode zu Ende, dass sich schöne Männer ihr Gesicht durch Behaarung desselben entstellen? Bei Sevak kommt noch erschwerend hinzu, dass die Herrenausstatter in Jerewan alle schon geschlossen hatten, so dass er sich aus seiner alten Motorradlederjacke und einem Pulli ein Outfit zusammenschustern musste. Dabei hat er sich wohl von der Kluft der Römer im Asterix inspirieren lassen. Auch hier muss was passieren. Bleibt das Lied, und das ist das große Plus an diesem Beitrag. Armenien zum ersten Mal komplett in Landessprache, und wenn auch der Beitrag zwei Minuten braucht, um so richtig aus dem Quark zu kommen, ist der Schluss doch sehr, sehr gut.

Chancen aufs Finale: Es könnte eng werden.
Jerewan 2019? Nein.
6/10 (mit Luft nach oben. Kinder: 3 und 2-3)


Finnland: Saara Aalto – Monsters

Was hat man sich in Finnland nicht alles von der Direktnominierung der Saara Alto versprochen. Den zweiten Sieg nach Lordi - mindestens, deshalb singt sie ja auch von Monstern. Bevor der Song rauskam, lag sie bei den Bookies ganz vorne, seit der Song bekannt ist, befindet sie sich im freien Fall. Und zu Recht, denn: Mitreißend ist das beim besten Willen nicht. Es ist alles auf Auffallen getrimmt, und einige Ideen wie zB das Schwarzlicht sind ja auch ganz nett (wobei noch zu klären ist, ob sie das in Lissabon auf der ESC-Bühne überhaupt erlauben), aber es holt mich dennoch nicht ab. Wird das Finale erreichen, möglicherweise auch die linke Seite des Scoreboards, aber ansonsten keine Rolle mehr spielen.

Chancen aufs Finale: Ja, schon.
Helsinki 2019? Nein.
6/10 (Kinder: 5-6 (Abzug wegen Klamotten, Federdingsda und Frisuren) und 6)


Griechenland: Gianna Terzi – Oneiro Mou

Die Geschichte der Griechen in den letzten Jahren ist durchaus wechselvoll. Nachdem sie 2016 bekanntlich das erste Mal ausschieden mit einem Beitrag, der sich einen Scheißdreck um alle geltenden Eurovisionsregeln scherte, schickten sie letztes Jahr etwas, wo nur der Name der Sängerin entfernt an was Griechisches erinnerte. In diesem Jahr gehts wieder back to the roots. Es ist griechisch, und es wird auf griechisch gesungen. Es ist sperrig, schwierig - und großartig. Ein wunderbar poetischer Text (aber auf griechisch hört sich so ungefähr alles gut an), eine schöne Frau, eine schöne Stimme - I like!

Chancen aufs Finale: Zypern, Bulgarien und Albanien im gleichen Semi ist sicherlich kein Nachteil. Sie schaffts, aber knapp.
Athen 2019? Nein.
8/10 (Kinder: 9-10 und 4)


Irland: Ryan O’Shaughnessy – Together

Oh-kay. Ich habe jetzt ungefähr anderthalb Monate Zeit, um mich am 8. Mai auf einen sehr bitteren Moment einstellen zu können. Dieser Song geht mir aus irgendeinem Grund brutal ans Herz und löst in mir ähnliche Gefühle aus wie der finnische Beitrag des Vorjahres. Mit anderen Worten: Ich heule gerade wie ein Schlosshund, und das passiert beim ersten Hören sonst NIE. Dennoch hat Gary O'Shaughnessys Neffe keine Chance aufs Finale. Aber dieses Mal weiß ich es wenigstens vorher.

Chancen aufs Finale: Siehe oben.
Dublin 2019? RTE darf noch ein weiteres Jahr Geld sparen.
9/10 (5 und 8-9)


Kroatien: Franka – Crazy

Dieses Lied SCHREIT förmlich nach sehr wenig Textil und einer superschwülstigen Inszenierung. Wie ich die Kroaten kenne, werden sie das auch genau so umsetzen. Es ist gut gemacht. Das ist aber auch schon das beste, was man darüber sagen kann.

Chancen aufs Finale: Jepp. Es wird genügend Heteromänner geben, die sich davon einwickeln lassen.
Zagreb 2019? NEVER.
4/10 (Kinder: 0 ("Aaaaargh!") und 4)

ESC 2018 - Teil 2

Island: Ari Ólafsson – Our Choice

Ach, Island. Nachdem Du in den Jahren 2003 bis 2014 einen Supersong nach dem anderen rausgehauen hast, ist in den letzten Jahren irgendwie der Wurm drin. Und auch dieses Jahr werdet Ihr das Finale wieder von außen angucken. Ein 08/15-Büblein mit einem 08/15-Lied und einer vor Klischees nur so triefenden Weltverbessererbotschaft. Wort mit x. Dabei würd ich so gern mal einen Grund haben, nach Reykjavik zu fahren. Aber 2019 wird das auch wieder nix.

Chancen aufs Finale: Wenn er sich eine Karte kauft, ja. Sonst nicht.
Reykjavik 2019? Ach geh doch weg.
5/10 (Welpenschutz. Die Kinder dagegen sind hin und weg. 9 und 9)


Israel: Netta Barzilai – Toy

So, ich wappne mich dann mal für den Shitstorm. Auf der Habenseite haben wir ein fülliges, verrücktes Huhn, das seinem Boy unmissverständlich klar macht, dass es kein Spielzeug ist. Und ich nehm ihr auch ab, dass ihr das ein Herzensanliegen ist und dass sie da nicht nur auf den metoo-Zug aufspringt. Aber so hehr die Botschaft, so beliebt der Song bei den Bookies und so toll die Interpretin: Isch mag dänn Song nischt. Das wird polarisieren und könnte ein Lordi-Ergebnis einfahren. Aber könnte auch abstürzen.

Chancen aufs Finale: Ja sicher. Das ist weiter.
Jerusalem 2019? Schwierig. So geschwätzt wie die Bookies und viele andere seh ich das nicht, es wird aber sicher um den Sieg mitspielen.
3/10 (Kinder: 0-1 (wegen der Backings) und 4)


Litauen: Ieva Zasimauskaitė – When We’re Old

Schöne Frau singt schöne Ballade. Bei Litauen freut man sich ja schon über kleine Fortschritte. Das ganze ist sehr, sehr klassisch und sehr, sehr unauffällig bis auf den Schluss. Wo der Mann dazukommt, verreißt sie es kurzfristig, das ist schade, aber auch irgendwie sehr sympathisch. Macht das ganze nahbar. Vom Sitzen auf dem Boden würde ich in diesem Falle abraten, das hat außer bei Loic Nottet noch nie funktioniert. Sehr hübsch, wird aber leider untergehen.

Chancen aufs Finale: Kaum.
Vilnius 2019? Nein.
7/10 (Kinder 8 und 7)


Tschechien: Mikolas Josef – Lie To Me

Ja SAGE mal! Wer in der Eurovisionshistorie einigermaßen kundig ist, sitzt vollkommen baff vorm Bildschirm und reibt sich die Augen. DAS soll aus TSCHECHIEN kommen? Aus dem neben San Marino erfolglosestem unter den aktiven Ländern? (Nur Andorra ist noch schlimmer.) Und dann das: Der lustig-pfiffige Mikolas hat eine Trompete mitgebracht und eine Nummer, die vom ersten bis zum letzten Ton Spaß macht. Das wird auf jeden Fall (wenn nix schiefgeht) die Final-Top-Ten knacken und den Tschechen ihr mit Abstand bestes Ergebnis bescheren. Es gibt allerdings einen kleinen Abzug, denn das Ding macht in den Strophen mehr Krach als im Refrain, eigentlich sollte es doch umgekehrt sein. Das ist aber nix, was man nicht in den Griff kriegen kann.

Chancen aufs Finale: Ja sicher.
Prag 2019? DAS wär mal was. Die Final-Top-Ten halte ich für sicher, was dann noch kommt, wird man sehen.
8/10 (Kinder: 7-8 und 8-9)


Weißrussland: Alekseev – Forever

Die Weißrussen haben ja im letzten Jahr den mit Abstand besten Beitrag ihrer Eurovisionsgeschichte entsandt, der leider nicht angemessen entlohnt wurde. Prompt greifen sie dieses Jahr mal wieder so richtig ins Klo und schicken ein schief singendes Jüngelchen mit einem Liedchen, das ich sofort nach dem Hören schon wieder vergessen habe. Über das Schicksal des Beitrags wird allerdings ein ganz anderes Detail entscheiden: Trgt Alekseev in Lissabon den LED-Anzug oder nicht? Im ersten Fall könnte man was Ähnliches daraus machen wie weiland bei Mika Newton, da haben ja alle auch nur auf die Sandmalerin geschaut. Falls er das Ding nicht an hat, kann er froh sein, wenn er in diesem Semi nicht Letzter wird (aber dafür wird schon das ein oder andere Bruderland sorgen).

Chancen aufs Finale: Siehe oben.
Minsk 2019? Nein. Besser ist das.
2/10 (für den Anzug. Kinder: 1 (aber nur wegen des LED-Anzugs) und 5 (Anzug))

ESC 2018 - Teil 1

Los gehts mit der ersten Hälfte des ersten Semis:


Albanien: Eugent Bushpepa – Mall

Es geht gleich zu Anfang sehr gut los: Herr Buschpfeffer hat zwei super funktionierende Stimmbänder und weiß sie gekonnt einzusetzen. Ich hab mir den Live-Auftritt vom FiK angeschaut, das war stellenweise bestechend gut, allerdings hat er im Mittelteil auch ein paar kleine Wacklerchen drin gehabt. Is aber nix, was man nicht beheben kann. Ich hatte beim Anschauen ein gewisses Déjà-Vu: Vor fünf Jahren hatte Albanien ebenfalls einen wundertollen Song auf Albanisch, der allerdings etwas unter seiner Sperrigkeit und der Optik der Protagonisten litt. Die Frisse von Eugent mag ich genausowenig wie seine Ohrringe, alles andere ist zum Verlieben schön. Dennoch denke ich, dass dieser Beitrag leider das Schicksal von "Identiteit" teilen und das Finale knapp nicht erreichen wird. Ich würde mich freuen, wenn ich mich da irre.

Chancen aufs Finale: Schwierig. Ich glaube, es wird sehr, sehr schwer für ihn.
Tirana 2019? Nein.
8/10 (Kinder: 7 und 5)


Aserbaidschan: Aisel – X My Heart

Nachdem die erfolgsverwöhnten Azeris in den letzten vier Jahren teilweise nicht mal in die Nähe der Top Ten kamen, soll es in diesem Jahr die bildhübsche Aisel richten - mit einem Song, der ungefähr so aserbaidschanisch ist wie Christer Björkman. Mit anderen Worten: Man geht hier mit einer Nummer aus schwedischer Produktion auf Nummer Sicher. Ob es für die Top Ten dieses Mal reichen wird, werden wir sehen, aber das kann man sich gut anhören. Innovativ geht allerdings anders.

Chancen aufs Finale: Es ist Aserbaidschan. Natürlich kommt das ins Finale.
Baku 2019? Nein.
7/10 (Kinder: 8 und 7)


Belgien: Sennek – A Matter Of Time

Belgium means business! Nachdem sie ja nun in den letzten Jahren weiß Gott einen Lauf haben, werden sie auch in diesem Jahr weit vorne mitspielen - wenn alles gut läuft. Der Song ist nicht so innovativ wie die Songs von Loic oder Blanche und erinnert in der Tat etwas an Filmmusik (James-Bond-Assoziationen hatte ich hier nicht, aber ich in diesbezüglich auch nicht werkfest), aber das hat ja beispielsweise einer gewissen Frau Wurst auch nicht geschadet. Es kommt aber hier mehr als bei vielem anderen auf die Inszenierung an. Wenn das perfekt auf die Bühne gebracht wird und Sennek ihre Unerfahrenheit keinen Strich durch die Rechnung macht, hat das gute Chancen, vorne mitzuspielen.

Chancen aufs Finale: Das sollte ein Selbstläufer sein - wenn alles gut läuft.
Brüssel 2019? Könnte ebenfalls passieren - wenn alles gut läuft (und der Rest patzt)
8/10 (Kinder: 5 und 8)


Bulgarien: Equinox – Bones

Hm. Hm. Hm. Die Bulgaren haben sich ja in den letzten beiden Jahren eine gewisse Fallhöhe erarbeitet, und die Skurrilität ist ja, dass sie, wenn sie dann mal das Finale von innen gesehen haben, nie schlechter als Platz 5 waren. Diese Serie wird in diesem Jahr definitiv enden. Es wird viel enger mit dem Finale, als ihnen lieb sein kann, und das liegt vor allem an dem sperrigen, schwierigen, düsteren Song, der mich von der Ausstrahlung her ein wenig an DiHajs "Skeletons" erinnert und mich erst im letzten Drittel so richtig überzeugt. Und die Platzierung wird auch ähnlich sein wie bei "Skeletons".

Chancen aufs Finale: Ja, schon. Hängt noch ein bisschen vom Rest und von der Performance ab.
Sofia 2019? Nein.
5/10 (Kinder: 3 und 4


Estland: Elina Nechayeva – La Forza

Uiuiui. Das ist aber jetzt die ganz harte Kost. Die Esten, wenn man den Bookies glauben darf, Mitfavoriten auf den Sieg, schicken eine Sopranistin, die Italienisch singt, was man aber nur am Anfang erkennt. Später versteht man dann kein Wort mehr. Stimmlich ist das natürlich makellos, und die Dame hat bestimmt schon des öfteren als Königin der Nacht die "Hölle-Rache"-Arie aus der Zauberflöte zum Besten gegeben. Die Höhe hat sie ohne Probleme. Popera funktioniert beim ESC normalerweise nicht. Zum Glück gibt es aber einen Bonus, nämlich das fantastische Kleid bzw. die Lightshow auf demselben. Der Beitrag bleibt auf jeden Fall in Erinnerung und wird seine Liebhaber finden - aber nicht gewinnen.

Chancen aufs Finale: Da man nur FÜR und nicht GEGEN was anrufen kann: Ja sicher.
Tallinn 2019? Nein. Und das ist auch gut so.
5/10 (und die alle fürs Kleid. Ich war bisher bei keinem Beitrag mit der Wertung so unentschlossen. Kinder: 2 (wegen Kleid) und 3-4 (auch wegen Kleid))

ESC 2018 - ein paar Worte zuvor

Schon wieder ein Jahr rum? Schon wieder ein Jahr rum! Und die Fastenzeit (endlich!) auch. Poah, bin ich froh. Der Verzicht auf Koffein war ECHT hart und die erste Tasse heute Morgen ein Labsal.

Getreu dem Motto "nichts ist beständiger als der Wandel" gibt es in diesem Jahr auch bei meinem persönlichen Eurovisionstest drei Änderungen:

1. Nach dem krachenden Scheitern des Hörtests im letzten Jahr (von der Top 3 hat sich keiner nach dem dritten Hören in meine Gehörgänge gefräst) habe ich beschlossen, in diesem Jahr auf selbigen zu verzichten. Damit entfällt auch die Notwendigkeit, beim Hören auf die Startreihenfolge zu achten und somit deren Erstellung abzuwarten. Deshalb habe ich stattdessen aufs Ende der Fastenzeit gewartet.

2. Der Nachwuchs liegt mir seit Wochen in den Ohren, doch jetzt bitte endlich den Eurovisionsjahrgang anzuschauen und zu besprechen. Natürlich gehen sie inzwischen fest davon aus, daran beteiligt zu werden. Ergebnis seht Ihr dann gleich.

3. Das zieht die ganze Sache ordentlich in die Länge. Da wir keine Zeit (und keinen Nerv!) haben, den kompletten Jahrgang am Stück anzuschauen und zu besprechen, teilen wir das in zwei oder drei Teile auf.

Are you ready for the first part? Here we go!